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Zurück in die Zukunft. Der Campus Golm wird immer moderner.

© Karla Fritze/UP

ORTSTERMIN: Eine Frage der Zeit

Eigentlich war es ein sonniger Tag. Doch als sich Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) am Mittwoch mit dem Präsidenten der Uni Potsdam, Oliver Günther, in der Golmer Mensa zu Tisch setzt, verdunkelt sich plötzlich der Himmel.

Eigentlich war es ein sonniger Tag. Doch als sich Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) am Mittwoch mit dem Präsidenten der Uni Potsdam, Oliver Günther, in der Golmer Mensa zu Tisch setzt, verdunkelt sich plötzlich der Himmel. Ein kalter Wind fegt über den eben noch sonnenwarmen Campus. Studentinnen in dünnen Sommerkleidchen flüchten sich fröstelnd in die warme Mensa.

Kurz vor den Semesterferien ist die Mensa noch ziemlich voll, Hausarbeiten werden neben dem Essen geplant, eine junge Mutter beglückt ihr Kind mit Pommes. Mittendrin sitzt der Finanzminister mit dem Uni-Chef und Potsdams linkem Bundestagskandidaten Norbert Müller. Man spricht über Hochschulfinanzen. Vielmehr streitet man fast schon. Uni-Präsident Günther bemängelt, dass Brandenburg nach wie vor bei den Ausgaben pro Einwohner für die Hochschulen in Deutschland Schlusslicht ist. Markov hat das Jackett ausgezogen. Er gestikuliert aufgeregt. Man müsse auch schauen, wie viele der Hochschulabsolventen das Land eigentlich brauche. Wenn man sie alle in Brandenburg in Lohn und Brot bringen wolle, müsse man die Wirtschaft ankurbeln. Was wiederum neues Geld koste. Überhaupt mache es keinen Sinn, dass Brandenburg viele Studierende ausbilde, die dann nach dem Studium das Land wieder verlassen. Man könne nicht die Studienplätze weiter ausbauen, um für die anderen Bundesländer auszubilden.

Wenigstens aber für die bestehenden Studienplätze müsste ausreichend Geld vorhanden sein, um eine hochwertige Ausbildung zu ermöglichen, kontert Günther. Auch müsse man Länder wie Baden-Württemberg und Bayern betrachten, die in den 60er-/70er-Jahren eine solide Hochschullandschaft aufgebaut hätten, von der sie heute profitieren. Markov verweist auf die aktuelle Steigerung der Hochschulausgaben. In dieser Legislatur gebe es 130 Millionen Euro mehr für die Wissenschaft, allein 2013 zehn Millionen Euro mehr, die Hochschulen sollen für fünf Jahre Planungssicherheit bekommen. Letztlich aber bleibe der Landeshaushalt vergleichsweise klein, kein Vergleich zu Deutschlands Süden. Und sobald der Haushalt ausgeglichen sei, müsse man die Schuldenlast bedienen.

Als Bundestagskandidat Norbert Müller seinen Parteigenossen dann in einem kleinen historischen Exkurs daran erinnert, dass auch in Preußen trotz Staatspleite in die Wissenschaft investiert wurde, platzt es aus Markov heraus: „Das haben die Vorgängerregierungen in Brandenburg doch schließlich getan.“ Mehr oder weniger aus dem Nichts seien 1990 die Hochschulen des Landes aufgebaut worden. Schließlich trennt man sich im Guten. Nicht um die Notwendigkeit des Hochschulausbaus streite man, sondern um dessen Geschwindigkeit, so Markov.

Der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Patrick O’Brien, übernimmt die Führung über den Campus. Und als wollte man Markov an seine eigenen Worte erinnern, gelangt die kleine Gruppe aus dem modernen Neubau der Mensa in wenigen Schritten zu einem efeubewachsenen alten Kasernengebäude. Im Flur schien die Zeit vor 20, vielleicht sogar 30 Jahren stehengeblieben zu sein. Schummerlicht, gelb getünchte Wände und Lysolgeruch – eine Zeitreise in die DDR. O’Brien zeigt Räumlichkeiten des Instituts für Erd- und Umweltwissenschaften. Einige der Räumlichkeiten. Denn das Institut, das ein sattes Drittmittelaufkommen hat und im Vorjahr im bundesweiten Ranking in der Spitzengruppe landete, ist auf sieben verschiedene Standorte zersplittert. Darunter auch ein Containerbau, der schon seit 1999 weg soll. „Nichts ist so haltbar wie Baucontainer“, witzelt Markov. Doch die Stimmung sinkt. Als man in den heiligen Hallen des Neubaus der Geowissenschaften ankommt, geht ein Aufatmen durch die Gruppe. „Sie sehen, wir bauen weiter aus“, sagt Markov sichtlich erleichtert. Alles sei nur eine Frage der Zeit. Dann ist Markov wieder weg. Und draußen scheint die Sonne – als wäre nichts gewesen.

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