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Reine Jungenschulen müssen in Brandenburg erlaubt sein, urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Mittwoch.

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Opus Dei: Potsdam will keine Knabenschule

Nach dem Urteil für ein katholisches Jungengymnasium äußert sich die Stadt: Sie will keine kommunalen Flächen für den geplanten Schulneubau zur Verfügung stellen.

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Nach dem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichtes für Zulassung eines katholischen Jungengymnasiums in Potsdam hat sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit einer klaren Haltung geäußert. „Wir brauchen eine solche Jungenschule nicht“, sagte der Rathauschef am gestrigen Mittwoch auf der Sitzung der Stadtverordneten. Dafür erhielt Jakobs breite Unterstützung der Stadtfraktionen.

Wie der Oberbürgermeister sagte, sei für seine Verwaltung ein Beschluss der Stadtverordneten bindend, in Potsdam für ein reines Jungengymnasium keine Flächen bereitzustellen. „Das ist für mich unabhängig von dem Gerichtsurteil die Grundlage“, sagte Jakobs. In Potsdam hatte es bereits vor Jahren intensive Debatten zu dem Ansinnen der Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft gegeben, die wegen ihrer Nähe zur katholischen, streng religiösen Gemeinschaft Opus Dei (Werk Gottes) umstritten ist. An der geplanten Schule sollen dem Vernehmen nach auch Opus-Dei-Priester lehren.

Im Schulentwicklungsplan der Stadt, der laut Jakobs im Oktober in aktualisierter Fassung vorliegen wird, werde deutlich, dass Potsdam alle öffentlichen Flächen für potenzielle Schulneubauten für eigene, städtische Schulen benötige. „Für freie Schulträger haben wir keine öffentlichen Flächen“, sagte Jakobs. In einer Pressemitteilung der Stadt hieß es zudem, dass bis 2020 ein starker Bevölkerungszuwachs in der Landeshauptstadt erwartet werde. So soll die Einwohnerzahl von derzeit 159 000 auf 170 000 steigen. „Dies erfordert zahlreiche Investitionen in die Bildungsinfrastruktur.“ Neben dem Bau einer weiteren Gesamtschule auf dem Bornstedter Feld bis 2016 werde derzeit geprüft, wie viele Schulen an welchen Standorten in den kommenden Jahren gebaut werden müssten.

Jakobs betonte auf der Sitzung der Stadtverordneten zudem, dass vom Bundesverwaltungsgericht lediglich die grundsätzliche Anerkennung eines katholischen Jungengymnasiums durch das Land entschieden worden sei. Die Richter hätten nicht vorgeschrieben, dass die Stadt für eine Ansiedlung öffentliche Grundstücke verkaufen müsse. Lediglich Peter Schultheiß von der Fraktion Potsdamer Demokraten regte an, doch wenigstens die Möglichkeit einer Ansiedlung abzuwägen.

Eine Elterninitiative für die katholische Schule hatte in Potsdam bereits 2004 versucht, ein Gymnasium zu gründen und erste konkrete Schritte unternommen. Damals war eine ehemalige Kaserne im Bornstedter Feld als Standort im Gespräch. Der Entwicklungsträger Bornstedter Feld hatte bereits erste Gespräche mit der Initiative geführt, bis die Stadtverordneten ihr Veto einlegten. Inzwischen ist die Kaserne verkauft. Gleiches wiederholte sich drei Jahre später: 2007 wollte die katholische Prälatur Opus Dei ihre Knabenschule in der Groß Glienicker Waldsiedlung einrichten. Auch dagegen gab es Widerstand.

Nach PNN-Informationen gibt es aktuell bei den städtischen Entwicklungsträgern keine konkrete Anfrage der Initiative nach einem möglichen Schulstandort in Potsdam. Der Geschäftsführer des Schulprojekts, Horst Hennert, räumte nach dem Urteil ein, dass bislang keine Räume zur Verfügung stünden. Er kündigte aber an, dass der Verein erneut für das Projekt werben werde. Frühestens zum Schuljahr 2014/2015 könnte dann mit dem Unterricht ab der 7. Klasse begonnen werden. In Potsdam gibt es derzeit fünf städtische Gymnasien, fünf städtische Gesamt- und vier städtische Oberschulen. In freier Trägerschaft stehen vier Gymnasien, zwei Gesamtschulen sowie die freie Waldorfschule zur Verfügung.

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