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Stimmungsexperte. Heiko Bengs, Veranstalter vom Oktoberfest, auf dem Wiesn-Traktor vor dem Festzelt. Auch Gäste dürfen dort hoch und Fotos machen.

© Andreas Klaer

Oktoberfest in Potsdam: Auch Preußen sollen schunkeln dürfen

Heute um 18 Uhr beginnt das Oktoberfest im Lustgarten. Veranstalter Heiko Bengs erklärt, warum Potsdam so ein bayrisches Event braucht

Potsdam - Die Bretter liegen, das Zelt steht. Drinnen 140 Tischgruppen, Bühne, Tresen, Küche. Fehlt noch die Deko, sagt Heiko Bengs: blau-weiße Girlanden, Immergrün-Kränze, Strohballen. Und vor allem die Bauabnahme, damit heute das Oktoberfest eröffnen kann.

Am gestrigen Donnerstag ist der Veranstalter von Potsdams Wiesn noch einigermaßen im Stress, aber zuversichtlich. Denn Heiko Bengs ist ein Typ, der nicht nur Anweisungen erteilt, sondern mit anfasst und in Arbeitsklamotten mal eben leichtfüßig übers Gelände rennt. Bengs, ehemaliger Spieler bei Babelsberg 03 und zuletzt beim FSV Luckenwalde, hat sich vor Jahren mit einer Eventagentur selbstständig gemacht. Der 44-Jährige hat in Potsdam eine Strandbar in der Speicherstadt gemanagt, er kann Fußballevents, Dancefloor, Erlebnisnacht und sogar Kunst, wie sich bei einer Vernissage für den Potsdamer Künstler Chris Hinze zeigte. Und vor allem Oktoberfest. Es ist das vierte, das ab heute bis zum 7. Oktober stattfindet. Gefeiert wird an sechs Abenden, am Sonntag, dem 1. Oktober, findet zudem zur familienfreundlichen Vormittagszeit ein Frühschoppen statt.

„Wiesn ist toll“

Die Planung für das Fest läuft seit einem Jahr. Es sei relativ aufwendig, weil im Lustgarten keine Medien anliegen. Trinkwasser, Abwasser, Toilette, Strom – alles muss extra gelegt beziehungsweise rangeholt werden. Aber das ist es ihm Wert: „Wiesn ist toll“, sagt Bengs.

Dass er das bayrische Herbstevent nach Preußen geholt hat, habe vor allem diesen Grund: „Ich habe den bundesweiten Trend aufgegriffen. Und die Leute kommen, aus ganz Brandenburg und auch aus Rostock.“ Mehr als 1000 seien es jeden Abend, das Zelt werde immer voll. In Potsdam besonders praktisch: Dass vorn an der Breiten Straße zeitgleich der Rummel stattfindet. Das sei doch eine perfekte Symbiose. Er wird seinen Gästen sogar ein paar Freifahrten spendieren, Chips für die Fahrgeschäfte. In diesem Jahr seien ein paar neue dabei, sagt Bengs.

Andrea Berg, Helene Fischer und Maßkrugstemmen

Unterhaltung gibt’s auch im Festzelt. Traditionell werde dort Schlager gehört, Andrea Berg, Helene Fischer. Livemusik kommt unter anderem von den Potsdamer Big Beat Boys, den Obstlern und Axel Szigat & Band. Das Männerballett des Babelsberger Karnevalsvereins LKC wird auftreten, außerdem findet jeden Abend Maßkrugstemmen statt.

Aber natürlich geht es beim Oktoberfest bei all dem Gaudi vor allem um die Gemütlichkeit bei Bier und deftigem Essen. Das Bier kommt aus Brandenburg, Potsdamer Klosterbier, Wiesnbock, extra fürs Fest gebraut. Eine Maß kostet 9,80 Euro, das sei günstiger als in München, sagt Bengs. Wer im Vip-Bereich sitzt, darf auch Craftbiere verkosten. 79 Euro kostet das, alles inklusive. Auch das Essen. Die Küche liefert Haxn und Hendl, Weißwürste und ein Hüttn-Burger, Fleisch mit Sauerkraut im Laugenbrötchen.

Potsdam in Trachten und Lederhosen

Die Brandenburger, sagt Bengs, haben das Oktoberfest von Anfang an gut angenommen. „Die kommen in Tracht, mit Dirndl und Lederhosen, singen mit, schunkeln, stehen auf den Bänken. Die können eben nicht nur zum Fasching zünftig feiern.“ Unter den Gästen sind viele Gruppen und manche Firmen feiern inzwischen lieber zusammen Oktoberfest als Weihnachtsfeier, sagt Bengs.

Wie viel Bier dabei getrunken wird, möchte er nicht verraten. „Das ist Betriebsgeheimnis.“ Aber es sei, im Durchschnitt, weniger als auf dem Münchener Oktoberfest. Tausend Maßkrüge hat er gestern früh mit dem Kollegen der Brauerei abgeholt. Glaskrüge, von denen in sechs Tagen Feierei nicht wenige zu Bruch gehen werden. Aber das hat er einkalkuliert. Im Service arbeiten jede Nacht 40 bis 50 Leute. Acht sogenannte Orderfrauen nehmen Bestellungen auf, 15 Runner liefern dann aus.

Zur Not ins Mercure

Wer es anschließend nicht mehr nach Hause schafft, dem empfiehlt Bengs das Hotel Mercure. Mit etwas Glück bekommt man beim Buchen noch ein Übernachtungspaket inklusive Freikarte für das Oktoberfest.

Heute um 18 Uhr ist erstmal der traditionelle Fassbieranstich. Mit dabei sind Bengs, der Vorsitzende des Brandenburger Schaustellerverbands Thomas Müller und Potsdams Sozialdezernent Mike Schubert (SPD). Schubert darf den Hammer schwingen. Unklar ist bisher, in welcher Garderobe er den wichtigen Akt vornehmen wird. „Ich glaube nicht, dass er in Lederhose kommt“, so Bengs.

Potsdamer Oktoberfest im Lustgarten vom 29. September bis 7. Oktober. Eröffnung heute um 18 Uhr, Einlass ab 17 Uhr, mit den Bands Alpenschmarrn, Schlagermafia und mit Maßkrugstemmen. Karten gibt es ab 10 Euro, der Frühschoppen am 1. Oktober ab 11 Uhr ist eintrittsfrei.

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