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Offener Brief ans Bildungsministerium: Potsdamer Schüler fordern MSA-Absage

Im Gegensatz zu Berlin sollen in Brandenburg die jetzt anstehenden Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss trotz Corona stattfinden. Dagegen formiert sich Widerstand. 

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Eine weitere Potsdamer Schule wehrt sich gegen die Durchführung der Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA). Nach dem Helmholtz-Gymnasium wendet sich nun auch das Leibniz-Gymnasium im Stadtteil Am Stern in einem offenen Brief an Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) und fordert sie dazu auf, die Prüfungen wie in Berlin abzusagen. Dort hatte der Senat am 22. April verkündet, dass die schriftlichen und mündlichen MSA-Prüfungen dieses Jahr ausgesetzt werden, die Abschlussnoten werden aus den Zeugnisnoten der zehnten Klasse und der sogenannten Präsentationsprüfung gebildet. Nur letztere soll durchgeführt werden. In Brandenburg will man an den Prüfungen festhalten: Sie finden am 13., 25. und 27. Mai statt. 

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„Die Corona-Krise hat uns stark getroffen, uns fehlen fast vier Wochen Schule, in denen wir uns auf die Abschlussprüfungen in der Schule hätten vorbereiten sollen“, heißt es in dem den PNN vorliegenden Schreiben, das von einem „Großteil der 10. Klassen des Leibniz-Gymnasiums“ unterzeichnet ist. Stattdessen seien die Schüler gezwungen gewesen, sich zu Hause auf die Prüfungen vorzubereiten – wo nicht für alle die gleichen Bedingungen herrschten. Zudem seien Bibliotheken geschlossen, Lerngruppen und Nachhilfe unmöglich gewesen. Dies könne dazu führen, "dass aufgrund der schlechten Lernbedingungen auch schlechte Prüfungsergebnisse zustande kommen werden, die mitunter negative Auswirkungen auf einem weiteren Bildungs- oder Berufsweg mit sich bringen."

"Kann die Schule das verantworten?"

Auch auf den psychischen Druck durch die Corona-Pandemie verweisen die Schüler, ebenso wie auf das Risiko, sich selbst und die Familie zu gefährden. „Kann die Schule es verantworten, dass wir unsere Gesundheit und wohlmöglich auch unser Leben und das unserer Familien riskieren?“ Auch stellen sich die Schüler die Frage, ob überhaupt ausreichend Lehrkräfte und Räume zur Verfügung stehen, um die Prüfung schreiben zu können. „Die Prüfungen würden einen enormen Aufwand mit sich bringen, bei dem man sich überlegen müsste, ob es dieser überhaupt wert ist.“

Die Schüler verweisen in ihrem Schreiben auch auf eine Online-Petition, mit der ebenfalls eine Absage der Prüfungen in Brandenburg erwirkt werden soll. Bis Montagabend hatten dort knapp 4200 Menschen für "Keine MSA in Brandenburg" unterschrieben. 

Ministerium sieht keinen Nachteil für Schüler durch Corona

Das angesprochene Ministerium sieht das anders. Es sei gewährleistet, dass die Prüfungen unter Beachtung der Hygienestandards durchgeführt werden können, hieß es am Montag auf Anfrage. "Die Durchführung der schriftlichen Abiturprüfungen zeigt, dass die Schulen mit Unterstützung der Schulaufsicht in den staatlichen Schulämtern und der Schulträger sehr verantwortungsvoll mit der Situation umgehen und die Vorgaben einhalten."

Mit der Wiederaufnahme des Unterrichts für die Jahrgangsstufe zehn seit dem 27. April sei außerdem gewährleistet, dass die Schüler in der verbleibenden Unterrichtszeit ganz gezielt auf die Prüfungen vorbereitet würden. "Durch die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen sind wir davon überzeugt, dass keiner Schülerin und keinem Schüler aus der aktuellen Situation ein Nachteil entsteht."

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