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Oberlinhaus in Erklärungsnot: Klinik-Streit in Potsdam: Ministerium widerspricht Oberlin-Vorstand

Die Glaubwürdigkeit des Oberlin-Vorstands Matthias Fichtmüller ist angekratzt: Im Fokus der Kritik von Stadt und Brandenburger Gesundheitsministerium gerät er immer stärker in Bedrängnis.

Babelsberg - Der theologische Vorstand des Oberlinhauses, Matthias Fichtmüller, gerät zunehmend in Bedrängnis, seine Glaubwürdigkeit ist angeschlagen. Nach Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat am Donnerstag auch Brandenburgs Gesundheitsministerium den Vorwürfen Fichtmüllers zu den Kooperationsgesprächen zwischen Oberlinklinik und städtischem Bergmann-Klinikum energisch widersprochen. Fichtmüller versuchte am Donnerstag, seine Vorwürfe zu relativieren.

Fichtmüller hatte in einem Interview dem Oberbürgermeister vorgeworfen, er und das Potsdamer Klinikum planten offenkundig eine „feindliche Übernahme“ der „lukrativen orthopädischen Oberlinklinik“ durch das städtische Bergmann-Klinikum. Zugleich hatte Fichtmüller von einem Versuch gesprochen, das Oberlinhaus „zu zerlegen“, „zu filetieren“. Das Oberlinhaus werde seit Monaten schlecht geredet und damit destabilisiert.

Das Gesundheitsministerium als Aufsichtsbehörde erklärte am Donnerstag auf PNN-Anfrage, bei den mit ihm geführten Gesprächen zwischen Oberlinklinik und Bergmann-Klinikum „hat sich zu keinem Zeitpunkt eine sogenannte feindliche Übernahme abgezeichnet“. Im Gegenteil: „Die Verhandlungspartner haben stets vermittelt, einvernehmlich denselben Weg zur Erreichung übereinstimmender Ziele zu beschreiten.“ Ansonsten wäre das Ministerium nicht bereit gewesen, „sich gegenüber Krankenkassen“ und anderen für das Kooperationsprojekt einzusetzen.

Vorgaben des Krankenhausplans in Brandenburg: Ministerium weist Oberlin-Vorstand zurecht

Zugleich erinnerte das Ministerium an die Vorgaben des Krankenhausplans des Landes. Darin sei festgelegt, dass die Orthopädie als Teil des Fachgebietes Chirurgie am Bergmann-Klinikum „in Kooperation mit der Oberlinklinik“ zu entwickeln sei. Seit Ende 2015 ist das Ministerium „über Ziele, Verfahrensschritte und Sachstände“ von beiden Kliniken gemeinsam informiert worden. Vor dem Hintergrund der im Landeskrankenhausplan vorgegebenen Kooperationsverpflichtung, der „mehrjährigen intensiven Vorbereitung des komplexen Kooperationsvorhabens“ und „des weit fortgeschrittenen Verhandlungsstandes“ sei der Abbruch der Gespräche durch das Oberlinhaus überraschend und bedauerlich.

Nach PNN-Informationen waren die 2015 auf Initiative des Bergmann-Klinikums gestartete Gespräche bereits im Sommer 2017 ins Stocken geraten, als es im Oberlinhaus wegen Kritik am Vorstand zu Turbulenzen gekommen war. Bereits vor dem Treffen am Montag vergangener Woche mit Vertretern beider Kliniken und des Ministeriums im Büro von Oberbürgermeister Jakobs hatte das Oberlinhaus angekündigt, die Gespräch beenden zu wollen. Für das Oberlinhaus war es nicht akzeptabel, dass das Bergmann-Klinikum als größeres Haus in der neuen gemeinsamen Gesellschaft die Mehrheit der Anteile von mindestens 51 Prozent halten und einen Geschäftsführer stellen wollte. Dabei ging es laut Ministerium gar nicht um eine Allein-Geschäftsführung von Bergmann-Seite, sondern offenbar um eine Ko-Geschäftsführung beider Häuser.

Fichtmüller relativiert Vorwürfe

Die Gespräche waren laut Ministerium sogar so weit gediehen, dass rechtliche Bedenken ausgeräumt werden konnten. In der neuen Gesellschaft sollten die Unfallchirurgie des Bergmann-Klinikums und die Orthopädie der Oberlinklinik aufgehen. Die Berufsgenossenschaft hatte Zweifel angemeldet, weil Oberlin selbst nicht die nötigen anderen medizinischen Fachbereiche hat, um eine Unfallchirurgie zu betreiben. Zugleich gab es Bedenken, weil durch den Übergang der Unfallchirurgie die Kassen die Leistungen geringer vergüten würden. Laut Ministerium gab es nach den Gesprächen mit Krankenkassen und Berufsgenossenschaft „die realistische Aussicht“, dass „formale Hürden“ bei dieser „innovativen Kooperation“ genommen werden könnten.

Fichtmüller selbst relativierte am Donnerstag seine Vorwürfe. Oberbürgermeister Jakobs sei nicht direkt der feindlichen Übernahme bezichtigt worden. Vielmehr hätte andere Eindrücke zu den Vorwürfen geführt. Dazu zähle der Vorschlag der Stadt, mit der Bergmann-Klinik mindestens 51 Prozent der Anteile der Oberlinklinik zu übernehmen. Aber auch der Fakt, dass der im August wegen Uneinigkeit über den Kurs rausgeworfene Geschäftsführer der Oberlinklinik, Michael Hücker, nun beim Bergmann-Klinikum angestellt wird – um seine Facharztausbildung abzuschließen. Daneben wird der Wechselwunsch des ärztlichen Leiters der Oberlinklinik Axel Reinhardt und dessen Gespräch mit seinen Mitarbeitern samt angeblicher Abwerberversuche in der Villa Bergmann angeführt. Das alles werde als Vertrauensbruch gewertet, deshalb seien die Gespräche abgebrochen worden. 

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