Obdachlosenhilfe ist vorbereitet: Potsdam friert bei 13 Grad unter Null

Potsdam - Bibbern bei Minustemperaturen: In Potsdam beherrscht derzeit der Dauerfrost das Wetter. Mit minus 1,4 Grad Celsius war am Sonntag der erste Tag, an dem die Höchsttemperatur auch tagsüber unter null Grad lag. Das meldete die private Potsdamer Wettermanufaktur. „Der Februar ist kühler als im Mittel“, sagt auch Sabine Krüger, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes. In Brandenburg herrschten im Februar im Mittel etwa null Grad Celsius, derzeit läge die Abweichung bei eineinhalb Grad. „Trotzdem hat Potsdam keine Rekorde geknackt“, sagt Krüger. Die Nacht von Sonntag auf Montag war mit minus 8,1 Grad zwar die bislang kälteste im Februar 2018, Potsdams Spitzenminuswert gab es allerdings in der Nacht zum 11. Februar 1929 – mit minus 26,8 Grad. Heute Nacht kann es laut der Meteorologin allerdings bis zu minus 13 Grad kalt werden.

Die Kälte kann vor allem für die rund 370 Potsdamer Obdachlosen zur Gefahr werden. Laut Angaben der Arbeiterwohlfahrt (Awo) sei die Obdachlosenunterkunft im Lerchensteig nahezu voll belegt – 93 von 95 Zimmern sind besetzt. In der Notaufnahme seien fünf von 15 Betten belegt, teilte die Awo-Vorstandsvorsitzende Angela Schweers auf PNN-Anfrage mit. „Alle Wohnungslosen, die sich bei uns melden, werden bei diesen Temperaturen aufgenommen“, betonte sie. Das sei unabhängig von der Belegung. Auch im „Ernst von Bergmann“-Klinikum kümmere man sich um Notfälle. „Und das ist unabhängig vom Versicherungsstatus“, betont Bergmann- Sprecherin Theresa Decker.

Sozialarbeiter statt Kältebus in Potsdam

Einen Kältebus bietet die Stadt nicht an. Dafür seien laut Stadtsprecher Jan Brunzlow Sozialarbeiter in Potsdam unterwegs und kümmern sich um Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben. Längst nicht alle von ihnen wollen nach drinnen. „Jene, die die Hilfe annehmen, werden ins Obdachlosenheim begleitet“, so Brunzlow. Außerdem würden die Öffnungszeiten der Suppenküche an kalten Tagen verlängert – statt nur bis 14 Uhr hat sie im Moment bis 18 Uhr offen.

Auch Kunden der Potsdamer Tafel haben mit der Kälte zu kämpfen – rund 150 Menschen warten im Schnitt in der Drewitzer Straße. Erst Anfang Februar wurde in der Stadtverordnetenversammlung auf Betreiben der Linken beschlossen, für die Kunden im Winter einen Kälteschutz zu schaffen, etwa durch ein Wärmezelt.

Ein Wärmezelt für die Tafel in Potsdam soll es in 2018 zunächst noch nicht geben

Vor kommendem Jahr werde das aber laut Tafelchefin Imke Eisenblätter (SPD) nicht umgesetzt werden. Am Mittwoch soll der Kälteschutz noch einmal Thema im Hauptausschuss sein. „Mit einem Zelt ist es nicht getan“, mahnt Eisenblätter. Es sei auch die Frage, wer das Zelt auf- und abbaue oder beispielsweise Heizstrahler beaufsichtige, denn die Tafel habe keine personellen Kapazitäten. Zumindest ein bisschen könne noch in diesem Winter ein warmer Tee oder Kaffee helfen, so Eisenblätter. Aber auch dafür bräuchte man Freiwillige und Spender.

Am Wochenende soll der Dauerfrost laut Meteorologin Krüger in Potsdam vorbei sein. Vorher dürfte die Kälte noch Schlittschuhfans auf den Plan rufen. Die Stadt warnt allerdings davor, die Eisflächen zu betreten. Erst nach mehreren Wochen Dauerfrost hat das Eis eine Dicke von rund 15 Zentimetern und ist damit zum Schlittschuhlaufen sicher. Schlittschuhlaufen auf dem Heiligen See, wie in vergangenen Wintern möglich, dürfte damit in der Saison 2017/2018 ausfallen.

Und was hilft dem Normalfrierenden gegen die Kälte? „Einmummeln“, sagt Theresa Decker vom „Ernst von Bergmann“-Klinikum. Denn wer friert, macht es seinem Immunsystem schwer, gegen Viren und Bakterien anzukämpfen.