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OB-Wahl in Potsdam: Die Zeichen auf Neuanfang

In der SPD stehen die Zeichen seit der Wahl von Mike Schubert zum Oberbürgermeisterkandidaten für Potsdam auf Neuanfang. Für die Stadt könnte das eine Chance sein. Ein Kommentar von PNN-Lokalredaktionschef Matthias Matern.

Von Matthias Matern

Potsdams Sozialdemokraten setzen auf einen Generationswechsel – und stellen damit die Weichen für die Fortsetzung der seit 1990 währenden SPD-Regentschaft in der Landeshauptstadt. Mit 185 von 332 Stimmen hat sich die Mitgliedervollversammlung am Samstag für ihren 44-jährigen früheren Fraktions- und Parteichef und derzeitigen Sozialbeigeordneten Mike Schubert als Kandidat für die Potsdamer Oberbürgermeisterwahl ausgesprochen. Der langjährige Finanzdezernent und 15 Jahre ältere Bürgermeister Burkhard Exner kam mit 145 Stimmen auf den zweiten Platz.

Es ist eine gute Entscheidung der Potsdamer Genossen – und sie fiel lange nicht so knapp, wie viele vermutet hatten. Die Chancen im Duell Schubert–Exner stünden 50/50, hieß es von vielen bis zuletzt. Doch es kam anders. Denn am Samstag wurde noch einmal überdeutlich, dass Schubert nicht nur im direkten Vergleich zu Exner vieles mitbringt, was ein Potsdamer Oberbürgermeister benötigt. Sicher, auch bei Schubert ist, wie es so schön heißt, noch Luft nach oben. Doch er hat die Mehrheit der Sozialdemokraten überzeugt. Und zwar nicht allein in der Frage der fachlichen Kompetenz.

Exners Erfahrung in der Kommunalpolitik – er ist immerhin seit zwölf Jahren zweiter Mann hinter Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und seit fast 16 Jahren Potsdams Finanzbeigeordneter – liegen auf der Hand und seine Leistungen als Kämmerer sind unverkennbar. Doch es braucht mehr als das, Schubert hat es erkannt. Denn spätestens dieses Mal ist der Wahlgewinn für die SPD kein Selbstläufer mehr. Der starke Zuzug hat eine neue Wählerklientel ins traditionelle rote Potsdam gebracht. Dazu kommt, nach 28 Jahren SPD-Dauerregentschaft, der durchaus verständliche Wille des Wählers, es jetzt in Potsdam doch einmal mit einer anderen Partei zu probieren – manchen stoßen die gewachsenen Verflechtungen bitter auf. Daher hat Schubert sich weitmöglichst von Amtsinhaber Jakobs distanziert, den Genossen klar gemacht, dass nur der SPD-Kandidat Potsdamer Wähler überzeugen kann, der für einen Neuanfang steht, nicht für ein „Weiter so“. Das konnte Exner beim besten Willen nicht bieten. Er wäre immer überwiegend als Jakobs, Teil zwei, verortet worden.

Außerdem: Ein Rathauschef (oder eine Chefin) in Potsdam, das nicht nur in Rekordtempo wächst, sondern auch an bundesweiter Bedeutung gewinnt und eine herausgehobene Einwohnerschaft besitzt, benötigt besondere Qualifikationen. Hier gilt es immer wieder, Format zu beweisen – auf jedem Parkett. Kurz gesagt: Die Dynamik der Entwicklung sollte sich in der Dynamik der Person wiederfinden.

Gleichzeitig verlangen die Wachstumsschmerzen und -probleme Potsdams nach Lösungen – auch nach schnellen und unkonventionellen. Als Beigeordneter hat Schubert Entschlossenheit bewiesen, ob beim Tierheimstreit oder der Suche nach einem Moschee-Standort. Bei den von der Stadt falsch berechneten Kita-Elternbeiträgen hat er klar Position bezogen und Fehler der Verwaltung eingeräumt.

So ist moderne Politik nicht nur, aber auch eine Generationenfrage, ist es jetzt auch in Potsdam Zeit für eine Verjüngung. Die Statistik untermauert das: Potsdam ist bekanntlich nicht nur eine der am schnellsten wachsenden Städte, es ist in Ostdeutschland auch eine der jüngsten. Das Durchschnittsalter liegt bei 42,7 Jahren. Genau zu dieser Generation gehört Schubert, der zweifache Vater kennt deren dringliche Bedürfnisse aus eigener Erfahrung: wohnortnahe, gute Kita- und Schulplätze, bezahlbarer Wohnraum, ein intaktes soziales Umfeld. Das erhöht die Glaubwürdigkeit – und im besten Falle auch die Politikfähigkeit.

Wer am 23. September – oder auch erst in der Stichwahl – das Vertrauen der Potsdamer gewinnt, ist mit der Kandidatenkür der SPD selbstverständlich nicht entschieden. Doch die Sozialdemokraten haben den Mitbewerbern mehr voraus als einen tauglichen Kandidaten. Sie sind durch den innerparteilichen Wahlkampf schon jetzt programmatisch bestens aufgestellt.

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