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Nicht so dreckig wie Berlin: Studenten räumen Potsdam auf

Bei der Aktion „Putzdam“ sammelten am Sonntag rund 80 freiwillige Helfer Müll in der Stadt ein. Viele von ihnen fordern weitere Mülltonnen im Stadtgebiet.

Potsdam - Autoreifen, ein altes Kinderbett, Glasscherben und vor allem jede Menge Zigarettenstummel: Am Sonntag sammelten rund 80 Freiwillige bei einer Müllbekämpfungsaktion den Abfall auf Potsdams Straßen ein. Zu der Aktion mit dem Namen „Putzdam“ hatten das Zentrum für Hochschulsport der Universität Potsdam, die Naturschutzorganisation BUNDjugend und das Studentenwerk aufgerufen.

Mit Greifzangen, blauen Mülltüten und Handschuhen bewaffnet liefen sieben Gruppen an verschiedenen Punkten los, wie dem Neuen Palais, dem Luisenplatz oder vom Lustgarten, und sammelten von 11 bis etwa 13 Uhr ein, was auf ihrem Weg und in den Büschen lag. Zusätzlich fischten einige Gruppen auf Surfbrettern und in Kajaks jede Menge Müll aus der Havel. Ziel für alle Freiwilligen war das Havelufer in der Kastanienallee.

Viel Müll in Golm in Bahnhofsnähe

Etwa 70 Teilnehmer haben sich bei „Putzdam“ angemeldet, wie Felix Thoß vom Zentrum für Hochschulsport erzählt. Einige sind noch spontan zu den einzelnen Gruppen gestoßen. So auch bei der Truppe, die vom Lustgarten aus startet. Mit dabei ist Rostlaw Suchin. Der 29-jährige Student hat von der Aktion aus dem Internet erfahren. Im Vergleich zu Berlin sei Potsdam zwar recht sauber, sagt Suchin. Aber an einigen Orten würde ihm der Müll im öffentlichen Raum schon auffallen, etwa in Golm nahe dem Bahnhof, wo er studiert. „Ich finde das störend und vor allem nicht gut für die Tiere. Die essen das ja auch zum Teil“, erklärt Suchin. Auch deshalb sammele er mit.

In einem großen Container der Stadtwerke Potsdam (Step) wurde der gesamte Müll zusammengekippt. Am Montag wird er von der Step abgeholt, wie Pressesprecher Göran Böhm erklärte. Wie viel Müll letztendlich gesammelt wurde, könne man auch erst dann sagen. Die Step hat den Auftrag zur Bereitstellung und Entsorgung des Containers von der Stadt Potsdam in Auftrag bekommen. Die Stadtwerke sehen die Aktion „Putzdam“ positiv.

„Ich bin ab heute ein Fan von der E-Zigarette“

Erst am vergangenen Wochenende hatten überfüllte Abfallbehälter und um sie herum verstreuter Müll in den Potsdamer Parks für eine rege Debatte in den sozialen Medien gesorgt. Die Müllsammelaktion ist jedoch bereits seit längerer Zeit geplant, wie einer der Organisatoren, Christian Schubert vom Zentrum für Hochschulsport, erklärt.

341 Abfallbehälter an öffentlichen Straßen, sieben Kombibehälter und 450 Abfallbehälter auf öffentlichen Grünflächen und Spielplätzen stehen in Potsdam laut Daten aus dem Rathaus. Die Entleerung der Abfallbehälter im Stadtgebiet kostete die Stadt Potsdam im vergangenen Jahr 485 000 Euro. Einige der Freiwilligen finden dennoch, dass nicht überall genug Mülltonnen stehen. Gerade an den beliebten Treffpunkten am Wasser der Havel und den Seen sei immer besonders viel Müll, sagt die Studentin Charleen Köntopp. „Ich wünsche mir an solchen Hotspots mehr Mülltonnen“, so die 23-Jährige. Auf dem Weg zur Kastanienallee entlang des Havelufers findet die Gruppe vor allem Zigarettenstummel, die sie in Mengen von den Wegen klauben. „Ich glaube, ich bin ab heute ein Fan von der E-Zigarette“, sagt einer der Freiwilligen.

Beim Treffpunkt in der Kastanienallee wird der Container schnell voll. Für die Freiwilligen gibt es Gegrilltes und Getränke. Die Fleischerkisten wurden von den Organisatoren vom Metzger geholt, das Gemüse auf dem Markt gekauft und Teller und Besteck vom Studentenwerk bereitgestellt, um so müllfrei wie möglich zu grillen. „Wir konnten heute nur bedingt saubermachen, aber wichtig ist vor allem, dass es wahrgenommen wird und vielleicht bei manchen ein Umdenken stattfindet“, so Christian Schubert. Von der Stadtentsorgung wünscht er sich ein wenig mehr Flexibilität. Dass zum Beispiel gerade an sonnigen Wochenenden die Mülleimer an den beliebten Treffpunkten häufiger und vielleicht auch spontan nach Bedarf geleert werden.

Die Aktion soll nach bisherigem Stand im nächsten Jahr wiederholt werden und sich, so die Hoffnung von Schubert, etablieren. Bis es eines Tages vielleicht keinen Müll am Wegesrand mehr gibt.

Sarah Stoffers

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