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Im ersten Schritt geht es bei der Sanierung des Lokschuppens um 16.000 Quadratmeter Nutzfläche.

© Andreas Klaer

Neuer Sitz des Hauptzollamts: Sanierungsarbeiten für Millionenprojekt am Lokzirkus starten

Nach jahrelangen Verzögerungen lassen Berliner Projektentwickler den ehemaligen Lokschuppen nun sanieren. Bis Herbst 2023 soll der Umbau fertig sein.

Potsdam - Mit einem halben Jahr Verspätung beginnt in den nächsten Tagen die lang angekündigte Sanierung und der Umbau des sogenannten Lokzirkus. Der markante Bau im Gewerbepark zwischen Großbeeren- und Wetzlarer Straße soll bekanntlich künftig als Hauptzollamt genutzt werden.

Im Oktober beginnen die ersten Bauarbeiten

Für das millionenschwere Vorhaben hat sich Projektinitiator Jürgen Wowra neue Partner ins Boot geholt – allen voran den Berliner Projektentwickler Driven Investment, der nun die Finanzierung des Gesamtvorhabens absichert und Potsdam schon kennt.

Die aktuellen Entwicklungen rund um das Großprojekt Lokzirkus stellte Driven-Finanzgeschäftsführer Horst Weis jetzt auf PNN-Anfrage vor. Demnach seien die ersten Genehmigungen für den Bau da, auch die Beräumung des Grundstücks und erste Vergaben von Aufträgen abgeschlossen. 

„Ab Oktober wird man nun erste Bautätigkeiten sehen.“ Vor einem Jahr hatte Projektinitiator Wowra bereits den Durchbruch für das Vorhaben verkündet – denn mit dem Zoll hatte man einen solventen Hauptmieter gefunden. Damals war noch von einem Baustart im Frühjahr 2021 die Rede.

Das Projekt hat schon viele Wendungen genommen. Ursprünglich hatte der Unternehmer Wowra seine Firma Paranet dort ansiedeln wollen, einen international tätigen Anbieter von Traglufthallen, etwa für Flüchtlingsunterkünfte.

Immobilienentwickler ist bereits länger tätig in Potsdam

Damals war die Erleichterung über diesen Coup gerade auch im Rathaus groß, hatte jahrelang sogar ein Abriss zur Debatte gestanden, weil sich kein Investor fand. Doch die ersten Pläne Wowras zerschlugen sich, ebenso die Nutzung als Hotel. 

Auch nach der Bekanntgabe des Zoll-Deals wurde es wieder ruhig um das Vorhaben unter der Überschrift „Paradome“ – bis April. Denn da kam die Meldung, dass eine Investorengruppe um Driven den Hallenbesitzer Wowra in einem Joint Venture nun unterstützen wolle – und auch die Bauleitung übernimmt. 

Die Driven Investment GmbH wurden demnach Ende 2018 von mehreren langjährigen Experten aus der Immobilienbranche in Berlin gegründet. In Potsdam ist das Unternehmen bereits am Jungfernsee mit der Errichtung von zwei „Think Campus“-Gebäuden neben dem Innovationscenter des Softwareriesen SAP aktiv geworden.

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Driven-Chef Weis sagte zum Einstieg seiner Firma in das Großprojekt, Inhaber Wowra habe eben nach Know-How und einer Verstärkung der Kapitalbasis für das komplexe Vorhaben gesucht. Auch Wowra ließ sich im April zitieren, Driven habe „die fachliche Expertise, die wir für die termingerechte Sanierung dieses außergewöhnlichen Gebäudes brauchen.“

Hauptinvestor steuert 67,5 Millionen Euro bei

Das hat offensichtlich geklappt. Denn der neue Hauptinvestor gab auch bekannt, man habe nun die Finanzierung in Höhe von 67,5 Millionen Euro gesichert: Dies erfolge über ein Konsortium aus der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). 

Berliner Immobilienexperten sind an dem Großprojekt in Babelsberg beteiligt.
Berliner Immobilienexperten sind an dem Großprojekt in Babelsberg beteiligt.

© Andreas Klaer

„Damit ist die Zukunft des historischen Baus gesichert“, sagte Weis. Als Wowra 2016 den Kauf der bereits 1899 errichteten und arg sanierungsbedürftigen Halle öffentlich gemacht hatte, war noch von 45 Millionen Euro die Rede gewesen.

Zunächst werde nun in einem ersten Bauabschnitt die Sanierung des Bestandsgebäudes beginnen – hier geht es um 16.000 Quadratmeter Nutzfläche plus eine dort geplante Tiefgarage. Das Gebäude werde auf die Bedürfnisse des Zolls abgestimmt, der schließlich besondere Flächen brauche – zum Beispiel eine Waffenkammer. 

Bis Herbst 2023 soll die Sanierung fertig sein

Perspektivisch werde das Areal dann in einem zweiten Bauabschnitt um einen Neubau erweitert – hier geht es den Angaben nach um rund 3000 Quadratmeter Nutzfläche. An Visualisierungen, wie das Gesamtprojekt einmal aussieht, arbeite man laut Weis gerade.

Es geht um einen der markantesten Großbauten in Babelsberg, in dem bis in die 1970er Lokomotiven gebaut wurden. Geprägt ist die sechseckige Halle vor allem durch ihr 20 Meter hohes Kuppeldach, das eine Spannweite von 48 Metern hat. 

Das Kuppeldach des ehemaligen Lokschuppens hat eine Spannweite von 48 Metern.
Das Kuppeldach des ehemaligen Lokschuppens hat eine Spannweite von 48 Metern.

© Andreas Klaer

Nun werde ein moderner Bürostandort entstehen, so Weis. Demnach ist die Fertigstellung für Herbst 2023 geplant – rund 540 Mitarbeiter:innen sollen dann dort ihre Büros beziehen. Bisher ist die Bundesbehörde in Potsdam auf verschiedene Standorte verteilt.

Halle verfiel zuletzt immer mehr

Als besonderen Vorteil des Standorts hatte der Zoll die Nähe zur Autobahn genannt. Auch international ist der Bau schon einem Millionenpublikum bekannt gemacht worden: 2007 war er Schauplatz für eine spektakuläre Schießerei im Politthriller „The International“ von Tom Tykwer.

Handwerker von Studio Babelsberg bauten im Lokzirkus damals das New Yorker Guggenheim-Museum nach. Doch selbst dazu war die Halle zuletzt nicht mehr zu gebrauchen, wie Wowra vor einem Jahr bei der Vorstellung der Zollpläne berichtete. 

So hatte sich der Zustand der Halle weiter verschlechtert, dass aus Verkehrssicherheitsgründen damals sogar Anfragen von Filmemachern abgelehnt werden mussten, die die Halle ebenso als Kulisse hatten nutzen wollen. 

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