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Landeshauptstadt: Neuer Museumsleiter

Alexandrowka: Kunsthistoriker Andrej Tchernodarov stammt aus Russland

Nauener Vorstadt – Unter 35 Bewerbern hatte Museumsstifter Hermann A. Kremer im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl, als er einen neuen Leiter für das Alexandrowka-Museum in der Russischen Kolonie 2 suchte. Mit Andrej Tchernodarov, der im Januar 2009 sein neues „Amt“ antritt, scheint er die Idealbesetzung gefunden zu haben.

Wie die ersten Bewohner der Kolonie vor über 180 Jahren stammt Tchernodarov aus Russland. Der 41-Jährige ist promovierter Kunst- und Religionswissenschaftler und hat zudem den Beruf des Restaurators gelernt. Er löst Tim Esser ab, der das Museum zwei Jahre lang geleitet hat und jetzt aus privaten Gründen nach Berlin zieht. Der neue Leiter wird nicht wie seine Vorgänger im Obergeschoss des Kolonistenhauses wohnen. Zusammen mit seiner Frau und seinem zwölfjährigen Sohn ist er derzeit auf Wohnungssuche in Potsdam. Seine ersten akademischen Meriten erwarb Tchernodarov in Jekaterinenburg, jener 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt im Ural, die bis zum Jahre 1991 Swerdlowsk hieß. In dieser Stadt erschossen die Bolschewiki im Jahre 1918 den letzten russischen Zaren Nikolaus II. und dessen Familie. Tchernodarov studierte an der dortigen Maxim-Gorki-Universität Kunstwissenschaft und Alt-Philologie. Aus dieser geschichtsträchtigen Umgebung des fernen Russlands mit Zwischenstation in Moskau kam der junge Mann 1994 als Promotionsstudent nach Halle an der Saale. Ende 2004 verteidigte er dort seine Doktorarbeit, die sich mit der sakralen Kunst der russischen Altgläubigen befasst. Bis zur Bindung an Potsdam arbeitete er an der Universität Erfurt am Lehrstuhl für Orthodoxes Christentum in verschiedenen Projekten mit. „Mehr berufliche Sicherheit und mehr Verantwortung“ verspricht sich Tchernodarov von seiner Arbeit in Potsdam. Das Alexandrowka-Museum sei ein „kostbares Juwel“ und die gesamte Kolonie eine in der Welt einmalige Anlage. Das Haus sei ein „begehbares Architekturdenkmal“, das künftig noch stärker als Magnet für die Wissenschaft wirken könne. Andrej Tchernodarov ist sich jedoch darüber klar, dass die Alexandrowka vor allem ein touristischer Anziehungspunkt bleibt. Laut Tim Esser besuchten im Jahre 2008 an die zehntausend Touristen das kleine Museum, das zusätzlich zu den laufenden Einnahmen auf Zuschüsse der Stiftung angewiesen sei. Der neue Leiter will künftig die Interessen der jungen Besucher stärker berücksichtigen – durch „interaktive Elemente“. Darüber hinaus will er die besonders Interessierten durch Kurse und Vorträge ansprechen. Eine von Ende Februar bis Juli 2009 geplante Ikonen-Ausstellung ist die erste Bewährungsprobe dieses Konzeptes. Zu sehen sind Ikonen aus westeuropäischen Sammlungen. Dazu gibt es ein Begleitprogramm, das von der Anleitung zum Selbstmalen von Ikonen bis zu einem Kurs über die „Verborgene Kraft der Ikone“ reicht. GS

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