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Vielfalt in Einheit. Die meisten Biere in Eike Neubarths Geschäft (l.) sind nach dem Reinheitsgebot gebraut, enthalten also nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Trotzdem variieren die 120 Sorten, die man am Samstag auch probieren konnte, stark im Geschmack.

© M. Thomas

Neuer Bierladen in Potsdam: Erlesenes Gebräu

Mit Dattelsirup oder Walnüssen: Der Potsdamer Eike Neubarth hat in der Dortustraße ein Spezialgeschäft für Biere eröffnet.

Potsdam - Da zappelt die Zunge. Und das Gehirn geht in Habachtstellung: Was bitteschön war das eben? Ein bitterer Cocktail aus Lebensmittelaromen, vielleicht mit Tonic oder Bitter Lemon versetzt? Oder doch ein Bier – eines, das äußerst intensiv schmeckt. Und bei dem man wahrlich nicht am Hopfen gespart hat.

Ja, es ist tatsächlich ein Bier – das Pale Ale der Berliner Brauerei Vagabund. „Da muss man sich herantasten“, sagt Eike Neubarth verständnisvoll über das spezielle Gebräu amerikanischer Art aus Berliner Produktion. Zur Einweihung des von Neubarth eröffneten Ladens „Bierlese“ am Samstag in der Dortustraße 2 konnten die Besucher unter anderem von jenem intensiven Pale Ale kosten. Die Vielfalt der Biere mit ihren unterschiedlichen Geschmacksrichtungen sei erstaunlich unbekannt, erklärt der Geschäftsinhaber. Und meint damit allein schon das Spektrum der Biere, die nach dem Reinheitsgebot gebraut werden.

120 verschiedene Biere

In Neubarths Laden, der schon vor der Einweihungsfeier seit einigen Wochen geöffnet hat, können die Kunden die vielfältige Geschmackswelt der Biere kennenlernen. „Ich habe jetzt so grob 120 verschiedene Biere hier auf Lager“, sagt Neubarth. Wer sich in dem neuen Laden umschaut, findet Flaschen, auf deren Etiketten bisweilen recht eigentümlich klingende Namen stehen wie Bayerisch Nizza, Robustus 6 oder Weihenstephaner Braupakt. Die üblichen Industriebiersorten sucht man in dem kleinen Geschäft hingegen vergebens. „Die sind halt geschmacklich relativ einheitlich“, urteilt Neubarth. Jene Biere aus den großen Brauereien seien zwar im Prinzip auch nicht schlecht, sagt der 44-Jährige. Dennoch hebt sich sein Sortiment deutlich von der Massenware ab. „Ich setze mehr auf charakterlich stärkere Biere“, begründet Neubarth seine Auswahl. Zu etwa 95 Prozent habe er Biere deutscher Brauereien im Angebot. Aber der Kunde findet bei ihm beispielsweise auch amerikanisches, belgisches oder italienisches Bier.

Fast alles, was man bei Neubarth im Laden kaufen kann, ist nach dem Reinheitsgebot gebraut, besteht also nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Aber auch ein paar Exoten mit zusätzlichen Ingredienzen haben es ins Ladenregal geschafft, wie etwa Bier mit Dattelsirup. Oder das Maple Walnut Stout der Berliner Brauereien Spent Brewers Collective und Bierfabrik, für das Walnüsse verarbeitet wurden. Dieses malzig, nussig und auch etwas nach dem ebenfalls enthaltenen Ahornsirup schmeckende Bier ist sehr dunkel, sodass man nicht hindurchschauen kann.

„Ich suche gern das Bier nach dem Etikett aus.“

Neubarth ist mit seinem Bier-Spezialitätenladen nicht der Erste in Potsdam. Schon länger gibt es das Braukontor in der Zeppelinstraße. Auch in anderen Geschäften wird zunehmend Bier von Kleinbrauereien wie etwa der Braumanufaktur vom Forsthaus Templin verkauft. Neubarth, von Beruf Wirtschaftsgeograf, hat seinen Laden als Ein-Mann-Unternehmen gestartet. Jedoch unterstütze ihn dabei intensiv seine Frau Michaela Funk-Neubarth, wie der 44-jährige Potsdamer betont. Er hoffe, das Geschäft entwickele sich so gut, dass er irgendwann personelle Unterstützung benötigen werde. „Ich bin lange Jahre als Projektleiter selbstständig gewesen“, berichtet Neubarth aus seinem bisherigen Berufsleben. Er habe vorwiegend in der Energie- und Informationsbranche gearbeitet. Die alten Kontakte bestehen noch. In seinem bisherigen Beruf arbeite er nebenher indes weiter, sagt der Vater dreier Kinder. „Ich setze ganz klar auf zwei Standbeine.“

Die Eröffnung des Bierladens nennt Neubarth selbst ein Wagnis, aber eines, das er nun einmal sehr gerne eingegangen sei. Sich selbst bezeichnet Neubarth als Genussmensch. Er koche gern und trinke, sicher nicht verwunderlich, auch mit Freude mal ein Bier. „Ich habe natürlich einen ganz interessanten Kühlschrank zu Hause“, meint Neubarth, ohne zugleich ins Detail zu gehen.

Die Besucher beim Eröffnungsfest schienen die neue Biervielfalt in der Potsdamer Innenstadt zu schätzen. Er werde sich hier künftig wohl regelmäßig mit – vor allem alkoholfreiem – Bier eindecken, sagte etwa Marian Kempkes aus Potsdam. Petra Drews, die aus dem Havelland angereist war, bekannte: „Ich suche gern das Bier nach dem Etikett aus.“ Das Auge trinkt eben mit. 

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Bierlese, Dortustraße 2, geöffnet dienstags bis freitags 12 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 15 Uhr

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