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Zusammenrücken. Laut der Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Bevölkerungsentwicklung werden 2030 in Potsdam 178 000 Menschen leben. Das sind rund 13 000 mehr als heute.

© Andreas Klaer

Neue Bevölkerungsstudie: Potsdam ist die jüngste Stadt in Brandenburg

Die Stadt Potsdam wächst in den nächsten 15 Jahren stark weiter an. Damit bildet die Bevölkerungsentwicklung im Land eine Ausnahme.

Potsdam wächst schneller als erwartet. Das ist das Ergebnis einer am gestrigen Mittwoch veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Bevölkerungsentwicklung bis 2030. Demnach ziehen auch in den kommenden 15 Jahren mehr Menschen in die Stadt als wegziehen. Die Einwohnerzahl in der Landeshauptstadt soll um 11,6 Prozent auf dann rund 178 000 wachsen. Derzeit leben nach Angaben der Stadt rund 165 000 Menschen in Potsdam. In der letzten Studie der Bertelsmann-Stiftung war noch von einem Bevölkerungs-Plus von 11,4 Prozent bis 2030 ausgegangen worden.

Potsdam bekommt demografischen Wandel weniger stark zu spüren

Im Gegensatz zu Potsdam werden vor allem ländliche Regionen in Brandenburg den demografischen Wandel jedoch deutlich zu spüren bekommen. Allerdings zeigt die Bertelsmann-Studie im Gegensatz zu ihren Vorgängern, dass der Verlust wohl nicht ganz so dramatisch wie befürchtet ausfallen wird. In der neuen Studie wurden nach Angaben der Projektverantwortlichen Petra Klug die verstärkte Zuwanderung der vergangenen Jahre sowie die Ergebnisse des Zensus 2011 berücksichtigt. Dabei wurden für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5000 Einwohnern Daten, Vorausberechnungen, Handlungskonzepte und Praxisbeispiele im „Wegweiser Kommune“ zusammengetragen. Für die besonders von der Demografie betroffenen Gemeinden schwächen sich die Folgen durch die Zuwanderung etwas ab.

Das gilt für ganz Deutschland. Demnach wachsen die städtischen Regionen, während die ländlichen Räume schrumpfen. Besonders deutlich ist dies an Berlin zu sehen. Demnach werden 2030 3,71 Millionen Menschen dort leben, gut zehn Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2012. Vor allem junge Leute zwischen 19 und 24 Jahren tragen das Wachstum.

Auch Potsdamer werden durchschnittlich älter

Zudem steigt das Durchschnittsalter der Menschen, was auch auf Potsdam zutrifft. Die Zahl der Hochbetagten mit einem Alter von 80 Jahren oder mehr steigt hier deutlich an – bis 2030 um 70,3 Prozent. „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen“, teilte Brigitte Mohn als Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung mit. Es drohe die Gefahr von Versorgungslücken durch zu wenige Pflegekräfte, warnte sie.

Dennoch bleibt Potsdam die jüngste Stadt in Brandenburg. Das sogenannte Medianalter betrug 2012 genau 42,9 Jahre, was bedeutet, dass die Hälfte aller Einwohner älter waren. 2030 wird das Medianalter bei 45,3 Jahren liegen. Hinzu kommt, dass die Mehrheit in der Stadt weiblich sein wird. 52,3 Prozent der Potsdamer sind in 15 Jahren Frauen, Männer machen dementsprechend 47,7 Prozent der Stadtbevölkerung aus. Bereits seit 2002 erhöhte sich die Bevölkerung Potsdams um mehr als 30 000 Einwohner. Damals wohnten rund 130 000 Menschen in der Landeshauptstadt.

Die meisten Gemeinden in Brandenburg verlieren Einwohner

Während Potsdam, Teltow (Potsdam-Mittelmark) sowie Glienicke/Nordbahn und Velten im Landkreis Oberhavel zwischen elf und 27 Prozent wachsen, verlieren die meisten Gemeinden in Brandenburg in den kommenden 15 Jahren einen Teil ihrer Einwohner. Besonders hart trifft es die Gemeinden Großräschen (Kreis Oberspreewald-Lausitz) und Guben (Spree-Neiße), die mehr als 24 Prozent ihrer Einwohner verlieren. Aber auch Frankfurt (Oder) wird bis dahin um knapp neun Prozent schrumpfen, Brandenburg (Havel) wird um 7,7 und Cottbus um 2,6 Prozent kleiner werden. Der Landkreis Elbe-Elster muss ein Minus von 18,7 Prozent verkraften und Oberspreewald-Lausitz 18,1 Prozent.

Landesweit geht die Bevölkerungszahl um 87 000 Einwohner oder 3,5 Prozent auf 2,36 Millionen zurück. 2012 hatte die Mark noch rund 2,45 Millionen Einwohner. Das Landesamt für Statistik ging in seiner letzten Prognose von einem Rückgang auf 2,25 Millionen Einwohner aus.

Guben wird zweitälteste Stadt Deutschlands

Zu den „ältesten“ Gemeinden zählen dann Dahme/Mark im Kreis Teltow-Fläming mit einem Medianalter von 62 Jahren und Guben mit 62,8 Jahren. Letztere wird damit im Jahr 2030 die zweitälteste Kommune Deutschlands sein, hinter dem bayerischen Bad Füssing. Der höchste Zuwachs an über 80-Jährigen steht der Gemeinde Dallgow-Döberitz im Havelland mit 177,2 Prozent bevor.

Dennoch kommt Brandenburg verglichen mit anderen Bundesländern noch relativ glimpflich davon, was wohl auch an der Nähe zu Berlin liegt. Für Bayern, Hessen sowie den Stadtstaaten Berlin und Hamburg wird ein Bevölkerungsplus erwartet. Aber gerade östliche Bundesländer wie Sachsen-Anhalt (minus 13,6 Prozent), Thüringen (minus 9,9) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 7,9) sowie das Saarland (minus 7,9) verlieren deutlich mehr Einwohner als Brandenburg.

Städte wachsen, ländliche Regionen schrumpfen

Auch lässt sich ein genereller Trend ableiten: Städtische Regionen wachsen auch in Zukunft weiter, während die Einwohnerzahl im ländlichen Raum rückläufig sein wird. Es werde immer schwieriger, eine gute Infrastruktur in den schrumpfenden und alternden Regionen zu erhalten, kommentierte Mohn die Studie. Hier müssten die einwohnerschwachen Gebiete reagieren und flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anbieten, um die Attraktivität der Region zu erhalten. Und der Aufbau privater Carsharingangebote mit App-Unterstützung sei wichtig, jedenfalls dort, wo der Betrieb öffentlicher Busse nicht mehr rentabel sei.

Für die langfristige Planung der Potsdamer Stadtverwaltung zu den Schul- und Kitaplätzen oder dem Straßenverkehr hat die neue Studie keine Auswirkungen. In einer eigenen Bevölkerungsprognose gehe Potsdam von 178 668 Einwohnern bis 2030 aus, sagte Stadtsprecherin Christine Homann den PNN. Das sind mehr als in der Bertelsmann-Studie. Derzeit werde eine neue Prognose erarbeitet, die voraussichtlich im Herbst vorliegen werde.

Stefan Engelbrecht

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