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Landeshauptstadt: Netz für alle

Potsdamer Piratenpartei arbeitet am Aufbau von Freifunk-Netzen und verteilt Liedbücher an Kitas

„Freifunk“, das klingt ein bisschen nach Piratensender, und so falsch ist der Gedanke auch gar nicht: Die Piratenpartei unterstützt seit einiger Zeit den Verein „Freifunk Potsdam e.V.“ beim Aufbau eines Freifunknetzes in der Landeshauptstadt. „Die Idee des Freifunks ist, das die Bürger ihr eigenes Internet-Netz entwickeln“, sagt Andreas Göbel, Schatzmeister des Piratenpartei-Stadtverbandes Potsdam.

Dazu muss der Bürger sich eine W-Lan-Box besorgen und sie parallel zu seinem normalen Internetanschluss installieren. Ein solcher Freifunk-Knoten hat eine Reichweite von 20 bis 50 Metern und ermöglicht es so Nachbarn oder Leuten, die gerade dort unterwegs sind, mit einem Laptop oder Smartphone im Internet zu surfen. „Der Vorteil ist“, sagt Justus Pilgrim, stellvertretender Kreischef der Piratenpartei, „dass man dabei nicht nur von dem einen Provider, also Internetanbieter, abhängig ist, den man normalerweise hat, sondern mehrere Provider nutzen kann. “ Empfehlenswert ist allerdings, sich dabei möglichst mit einem anderen Freifunk-Knoten in der Nähe zu verbinden. Ein einzelner solcher Knotenpunkt könne schon rund 30 bis 40 Nutzer mit W-Lan, also kabellosem Internetempfang, versorgen, so Pilgrim. Über 20 solcher Knoten gibt es bereits in Potsdam, die meisten rund um das Studentische Kulturzentrum (KuZe) in der Hermann-Elflein-Straße.

„Es gibt zwar ein Recht auf Fernsehen, aber wir wären eher dafür, dass es ein Recht auf Internet gibt“, so Göbel zu den Gründen des Engagements der Piraten. „Freifunk kann dazu beitragen, dass jeder das Internet nutzen kann, auch wenn man sich keinen 30 Euro-DSL-Anschluss leisten kann“, meint Pilgrim. Momentan sind es vor allem Mitglieder des Freifunk-Vereins oder der Piratenpartei, die an solchen Freifunk-Knoten arbeiten. In näherer Zukunft sollen dann Freifunk-Anleitungen für Otto-Normalbürger erstellt werden, die erläutern, wie sich öffentliche Netze aufbauen lassen.

Außerdem verteilen die Piraten zur Zeit an alle der mehr als 100 Potsdamer Kindertagesstätten Liederbücher. Der Hintergrund: „Die Kitas müssen Listen führen, welche Noten von welchen Liedern sie kopieren, da Noten urheberrechtlich geschützt sind“, so Göbel. Fällig wird dann eine Abgabe an die Musikrechteverwerter der Gema. Natürlich sind nicht alle Noten urheberrechtlich geschützt, aber welche es nicht sind, sei für viele Kitas schwer herauszufinden. Zudem sei die Nachweispflicht mit großem Verwaltungsaufwand verbunden. Daher hat sich der Verein „Musikpiraten e.V.“ zum Ziel gesetzt, alle Kitas Deutschlands kostenlos mit Liederbüchern zu versorgen, bei denen sich niemand mehr unsicher sein muss, ob man die Noten kopieren darf oder nicht. Das Urheberrecht wurde dabei dadurch umgangen, dass die Noten neu abgeschrieben wurden. Die Piratenpartei hilft den Musikpiraten nun, die Bücher bundesweit zu verteilen. Bis jetzt sei bereits etwa die Hälfte der Potsdamer Kitas mit den Büchern versorgt worden.

Mit 48 Mitgliedern ist Potsdam der stärkste Landesverband der Piratenpartei in Brandenburg. Mitglied müsse man aber nicht unbedingt sein, um mitzureden, betont Pilgrim: „Wir sind eine Mitmach-Partei. Gerade bei lokalen Themen freuen wir uns über jeden Input. Wenn jemand sagt: Hier ist ein Thema, um dass sich keine Partei kümmert, kann er einfach zu unseren Treffen kommen und darüber reden.“ Die „Piratenstammtische“ finden alle zwei Wochen statt, der nächste am 9. Juni ab 20 Uhr im KuZe. „Wir sind die, wo die vielen Laptops auf dem Tisch stehen“, so Göbel.

http://wiki.freifunk-potsdam.de und http://musik.klarmachen-zum-aendern.de

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