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Landeshauptstadt: Nächster Anlauf gegen Kongsnæs

Auch der Fernsehmoderator Johannes B. Kerner hat Widerspruch gegen die Matrosenstation eingelegt

Von Katharina Wiechers

Die Gegner des geplanten Ausfluglokals an der ehemaligen Matrosenstation Kongsnæs haben einen neuen prominenten Mitstreiter: Der TV-Moderator Johannes B. Kerner, der seit Kurzem in der Potsdamer Schwanenallee wohnt, geht nun ebenfalls gegen das Projekt vor, wie der Berliner Unternehmer Michael Linckersdorff den PNN sagte. Linckersdorff will die Matrosenstation am Ufer des Jungfernsees wieder aufbauen und dort unter anderem ein Lokal mit bis zu 122 Plätzen eröffnen. Dagegen wehrt sich eine Anwohnerinitiative seit Jahren.

Kerner habe von dem Projekt wissen müssen, als er in die Schwanenallee zog, sagte Linckersdorff. Dass er nun wie einige andere Anwohner Widerspruch gegen Kongsnæs einlege, könne er nicht recht verstehen. Der TV-Moderator selbst sagte dazu nichts. Er äußere sich prinzipiell nicht zu privaten Angelegenheiten, sagte er den PNN.

Die Anwohner wehren sich schon lange gegen Linckersdorffs Pläne. Sie halten das geplante Ausflugslokal in der ehemaligen Ventehalle für zu groß und nicht mit dem Unesco-Weltkulturerbestatus vereinbar. Schon 2011 hatten sie gegen die Baugenehmigung Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht und recht bekommen. Daraufhin machte sich die Stadt erneut an die Erstellung einer Baugenehmigung, diesmal mithilfe externer Experten. Seit März liegt diese nun vor, doch obwohl die Stadtverwaltung davon ausgeht, dass sie nun rechtlich unanfechtbar ist, gehen die Gegner erneut dagegen vor.

„Wir haben Widerspruch bei der Stadt eingelegt“, bestätigte Götz von Kayser als Vertreter der Anrainer den PNN. Derzeit arbeiteten er und seine Mitstreiter eine Begründung aus, dann müsse die Stadt auf den Widerspruch reagieren. Sollte sie nichts an der Baugenehmigung verändern, werden die Anwohner vermutlich erneut vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht klagen, sagte von Kayser. Die Einwände seien dieselben wie vor drei Jahren. „Wir haben die Befürchtung, dass deutlich mehr als die angegebenen 122 Gäste in der Ventehalle unterkommen sollen und halten das nicht für wünschenswert“, sagte er.

Ungeachtet des möglichen Rechtsstreits hat Linckersdorff vor Ort bereits mit den bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen. So seien zum Beispiel einige Bäume gefällt worden, sagte der Unternehmer. Am 15. Mai laufe außerdem die Ausschreibung für die Arbeiten an der Hafenanlage aus, die dann als Erstes entstehen soll. Bis zum Spätsommer will Linckersdorff einen Steg bauen und das Hafenbecken um 1,80 Meter vertiefen lassen. Anschließend soll der Bau der Ventehalle begonnen werden.

Wann er mit der Sanierung der Gebäude jenseits der Schwanenallee beginnen wird, sei noch unklar, sagte Linckersdorff. Das Kapitänshaus, die Matrosenkaserne und das Bootshaus will er zu Wohnhäusern umbauen. Der Baubeginn hänge von den möglichen Klagen ab, so der Investor. „Denn erst wenn über diese entschieden ist, kann und darf ich mit den Hauptarbeiten beginnen.“ Allerdings habe er die Gebäude gesichert und so gegen den Verfall geschützt.

Damit reagierte er auf Vorwürfe der Potsdamer SPD-Fraktion. Diese hatte kritiert, dass Linckersdorff die Gebäude dem Verfall preisgebe, obwohl er für einen Teil bereits Baugenehmigungen habe. Dies sagte auch Götz von Kayser: „Nach unserer Kenntnis gibt es für zwei der drei Gebäude bereits seit zwei Jahren eine Baugenehmigung. Wir fragen uns, warum der Investor nicht längst mit der Renovierung angefangen hat.“

Gezwungen ist Linckersdorff dazu nicht – denn nach seiner Aussage hat die Stadt die Frist, innerhalb der er Kongsnæs bauen beziehungsweise sanieren muss, um weitere fünf Jahre verlängert. Auch dies traf bei von Kayser auf Kritik. Schließlich hätte aus seiner Sicht ein Teil der Gebäude längst fertig sein können.

Linckersdorff ist seit 2009 Besitzer des Grundstückes – er hatte es von der Stadt erworben. Bereits seit 14 Jahren erinnert ein Torbogen am Seeufer an die einstige Matrosenstation. Diese war 1890 von Wilhelm II. in Auftrag gegeben worden. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend wünschte er sich den Bau in norwegischem Stil, der Architekt Holm Hansen Munthe setzte dies um. 1896 erhielt die Station den Namen Kongsnæs (des Königs Landzunge) und wurde durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. 1945 wurde Kongsnæs durch Beschuss stark beschädigt, nur die Gebäude jenseits der Schwanenallee blieben erhalten – also jene, die Linckersdorff zu Wohnungen umbauen will.

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