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Götz Schulze ist am 30. Oktober 2018 verstorben.

© Karla Fritze/Universität Potsdam

Nachruf auf Potsdamer Uni-Dekan Götz Schulze: Über den Tellerrand hinaus

Götz Schulze, Dekan der Juristischen Fakultät an der Universität Potsdam, ist im Alter von 54 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Potsdam - Warum er Politik mache, fragte man ihn einst. „Weil der Rechtsstaat kein Geschenk ist, sondern gelebt, politisch erarbeitet und gesichert werden muss“, antwortete Professor Götz Schulze damals. Ein klarer Satz, schnörkellos und zugleich bedeutungsschwer. Der theoretische Ansatz vom Sinn der Politik ist hier in wenigen Worten auf den Punkt gebracht.

Diese Antwort, die der Potsdamer Juraprofessor Götz Schulze einmal der CDU, seiner politischen Heimat, in einem Vier-Fragen-Kurzinterview gab, wirkt jetzt wie ein Vermächtnis. Eine endgültige Essenz seines Denkens. Denn am 30. Oktober ist Götz Schulze, Dekan der Juristischen Fakultät an der Universität Potsdam, im Alter von nur 54 Jahren völlig unerwartet verstorben. Schulze war Professor für Bürgerliches Recht, Europäisches Privatrecht, Internationales Privat- und Verfahrensrecht und Rechtsvergleichung.

Die Universität lag ihm am Herzen

Seine Universität lag ihm am Herzen, zumal als Dekan. „Er war geradezu beseelt davon, dass die Studenten eine solide Ausbildung kriegen“, sagt Professor Tobias Lettl, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Potsdamer Alma Mater.

Doch Lettl betont zugleich, dass Schulzes Engagement weit über die Universität hinausgereicht habe. Nicht nur ein Wissenschaftler, sondern auch ein Praktiker sei Schulze gewesen. So arbeitete er im zweiten Hauptamt als Richter am Brandenburgischen Oberlandesgericht. Doch sein Interesse beschränkte sich nicht auf die Jurisprudenz. So war Schulze Mitglied im Kreisvorstand der Potsdamer CDU. Auch, wenn die große Politik woanders gemacht wird, sah Schulze doch hier, auf Kreisebene, seine Gestaltungsmöglichkeiten. Auf eben jene Frage, warum er Politik mache, antwortete der Juraprofessor damals noch mit einem weiteren Satz: „Weil das teilnahmslose Zuschauen in der Demokratie nicht genügt und auch stilles Wirken in Gemeinschaft mehr Spaß macht.“ Nachzulesen sind die beiden Sätze heute auf der Internetseite des Kreisverbandes der CDU.

In der CDU sorgte Schulzes Tod für große Betroffenheit

Der frühe Tod von Götz Schulze habe in der Potsdamer CDU große Betroffenheit ausgelöst, sagt Kreischef Steeven Bretz. Und hebt zugleich die analytischen Fähigkeiten des Juraprofessors hervor: „Ich habe sein Urteilsvermögen immer sehr geschätzt.“ Mehrere Weggefährten Schulzes, so auch Bretz und der Vorsitzende der Babelsberger Flüchtlingshilfe, Marc Liebscher, erinnern sich gern an dessen stets abwägende und auf Ausgleich bedachte Art. Der von Liebscher geführte Verein, der Flüchtlingen in verschiedenen Bereichen des Lebens Hilfe anbietet, ist auch ein Kind Schulzes. Noch vor der Gründung des Hilfsvereins im Oktober 2015 habe man damals bei dem Juraprofessor angefragt, ob er die Initiative unterstützen würde, erinnert sich der Vorsitzende Liebscher. „Da mache ich mit“, habe Schulze damals gleich geantwortet. Und so sei der Professor schließlich Mitgründer der Flüchtlingsinitiative geworden, habe dem Verein mit seinem juristischen Wissen stets zur Seite gestanden. 

Und Schulze wusste, wo man anklopfen muss, wenn ein Problem zu lösen war. „Er hat uns Türen geöffnet“, sagt Liebscher. Die Law Clinic, jene Anlaufstelle für Flüchtlinge mit bestimmten juristischen Problemen, sei die Idee Schulzes gewesen. Unter Anleitung von ausgebildeten Juristen beraten Studenten der Potsdamer Universität in der Law Clinic Flüchtlinge in Rechtsfragen, zum Beispiel im Verbraucherrecht. Diese Arbeit geschieht in enger Kooperation der Potsdamer Universität mit der Babelsberger Flüchtlingshilfe. Liebscher sagt, man verdanke Schulze beim Aufbau all dieser Arbeitsfelder sehr viel. „Er war für uns ein unglaublich verlässlicher Partner.“

In der Stunde Null übernahm Schulze das Ruder beim SV Babelsberg 03

Auch an prominenter anderer Stelle in Potsdam half Schulze, als seine Expertise gefragt war. Als es beim Fußballverein SV Babelsberg 03 vor einigen Jahren kriselte, übernahm Götz Schulze gemeinsam mit Archibald Horlitz im März 2013 die Aufgabe des Notvorstandes, später war er auch im Vorstand tätig. Und half so mit, dass der Verein wieder auf die Beine kam.

Klar, alle diese Aufgaben, an der Universität, am Gericht in Brandenburg, bei der CDU und an anderen Stellen, wo er sich engagierte, nicht zuletzt auch in der Brandenburger Juristischen Gesellschaft, deren Vorsitzender Schulze war, beanspruchten seinen Terminkalender stark. Die Liste seiner Mitgliedschaften in diversen Institutionen war lang. So gehörte der am 8. Oktober 1964 in Karlsruhe geborene Schulze, der seine Examina in Heidelberg und Stuttgart ablegte, unter anderem auch der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, der Frankfurter Akademie für Deutsch-Türkisches Recht sowie der Gesellschaft für Rechtsvergleichung an. „Deutlich über den juristischen Tellerrand hinausschauend“ sei Schulze gewesen, sagt Adelheid van Lessen, Direktorin des Amtsgerichts Brandenburg und Schulzes Stellvertreterin bei der Brandenburger Juristischen Gesellschaft.

Schulze promovierte und habilitierte an der Universität Heidelberg. Nach Lehrstuhlvertretungen an verschiedenen Universitäten erhielt er einen Ruf an die Universität von Lausanne, wo er von 2008 bis 2010 lehrte. Dann ging der Jurist nach Potsdam, seit 2015 war er Dekan der Juristischen Fakultät.

Schulze, der mit seiner Familie in Babelsberg wohnte, hinterlässt seine Frau und vier Kinder.

Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 16. November, um 12 Uhr in der katholischen Kirche St. Antonius in Potsdam-Babelsberg statt.

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