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Nach acht Jahren: Die Ullmann-Mediengruppe verlässt Potsdam

Die Firmenvilla ist bereits gekündigt: Die Ullmann-Mediengruppe verlässt die Stadt. Was dahinter steckt und wohin es geht:

Potsdam - Die renommierte Ullmann-Mediengruppe verlässt nach acht Jahren ihren Standort in Potsdam. Die Entscheidung sei aus wirtschaftlichen Gründen gefallen, bestätigte Hauptgesellschafter und Firmengründer Herbert Ullmann am Montag den PNN auf Anfrage. Demnach sei die vom Verlag gemietete Villa in der Birkenstraße 10 – gegenüber dem Neuen Garten – bereits gekündigt worden. Zum 1. Juli 2018 wolle man den Geschäftsbetrieb in die Gemeinde Rheinbreitbach im Norden von Rheinland-Pfalz verlegen – nahe des früheren Firmensitzes in Königswinter. „Das ist aber keine Entscheidung gegen Potsdam“, betonte Ullmann. „Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt“.

Schrumpfungsprozess des Buches

Diese „Rückkehr zu unseren Wurzeln“, wie Ullmann es ausdrückte, habe insbesondere mit dem international zu beobachtenden „Schrumpfungsprozess“ des Buches und der Printmedien zu tun, der die kleine Unternehmensgruppe in den vergangen Jahren offensichtlich immer mehr belastet hat. Zu dem Familienbetrieb, der seit 2014 von Ullmanns Sohn Florian geführt wird, gehören demnach drei wesentliche Einzelgesellschaften: Die Ullmann Publishing GmbH für hochwertig illustrierte Sachbücher aus Bereichen wie Wissen, Kunst und Architektur, die Ullmann Medien GmbH, die etwa Kinderbücher über Discounter wie Aldi verkauft und den Vista-Point-Verlag für Reiseführer, in dem etwa der Bestseller „1000 Places to See Before You Die“ .

Am neuen Standort sei man in der Nähe von Großkunden wie Aldi, begründete Ullmann die Standortwahl weiter – so könne man gerade das Aktionsgeschäft im In- und Ausland weiter betreiben. Zudem seien die Mietzahlungen geringer als in Potsdam. Am neuen Standort müsse man sich dem veränderten Medienverhalten der Konsumenten stellen und Antworten auf die digitale Herausforderung finden, hieß es aus dem Unternehmen in einer offiziellen Mitteilung.

Zwei Mitarbeiter werden entlassen

Zu dem Umbruch gehöre aber auch, dass man standardisierte Verwaltungstätigkeiten im kaufmännischen Bereich auslagern wolle. Davon betroffen sind zwei der insgesamt 54 Mitarbeiter – diese beiden erhalten Kündigungen. Der Rest der Belegschaft habe sogenannte Änderungskündigungen erhalten, sagte Ullmann. „Die Entscheidung, uns zu begleiten, liegt damit nun bei jedem Mitarbeiter selbst.“ Als Arbeitgeber habe man zusätzliche Auslauffristen für die Verträge zugestanden. Damit hätten Mitarbeiter genügend Zeit, sich auch Alternativen zu überlegen.

Vor allem für die Sachbücher hatte der Ullmann-Verlag stets viel Lob erhalten – etwa für einen 2013 veröffentlichten großformatigen Potsdam-Bildband mit mehr als 350 exklusiven Fotografien der Stadt. Doch gerade gerade für solche hochwertigen Bücher würden weltweit die potentiellen Kunden aussterben, sagte Ullmann. So habe man den 2010 veröffentlichten Prachtband „Ars Sacra“ – 800 Seiten und 1100 Abbildungen zur Geschichte der christlichen Kunst und Architektur – noch weltweit in mehreren Sprachen 50.000 Mal verkaufen können. Heute würde man mit ähnlichen Büchern nur noch den Bruchteil dieser Zahlen erzielen. Deutschland sei dabei wegen der hier geltenden Buchpreisbindung noch ein vergleichbar stabiler Markt, in anderen Ländern der Welt sei die Lage noch viel schlimmer – was dem Unternehmen auch zugesetzt haben dürfte.

490.000 Euro Jahresfehlbetrag

Das sieht man auch an den Zahlen: So hatte die Ullmann Publishing GmbH laut ihrem im Mai veröffentlichten Jahresabschluss für 2015 einen Jahresfehlbetrag von rund 490.000 Euro verzeichnet. Im Jahr zuvor lag das Minus noch bei 335.000 Euro.

Die einst unter dem Namen Tandem Verlag firmierende Mediengruppe war 1994 von Ullmann gegründet worden. Firmenstandorte waren zunächst Mönchengladbach und Sankt Augustin. 2010 war Ullmanns Verlagsgruppe dann nach Potsdam gezogen – unter anderem mit der Begründung, dass es in Königswinter zunehmend schwerer geworden sei, neue gute Mitarbeiter ans Haus zu binden.

Zur Eröffnung waren unter anderem Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Brandenburgs damaliger Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) anwesend, für die Ansiedlung waren vom Land auch Fördermittel in unbekannter Höhe geflossen. Allerdings sei die Bindungsfrist für dieses Geld längst abgelaufen, sagte Ullmann auf PNN-Nachfrage. Damit habe die Entscheidung für den Umzug nichts zu tun: „Die letzten acht Jahre in Potsdam wollen wir nicht missen. Wir haben tolle, teils spektakuläre Bücher gemacht.“

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