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Landeshauptstadt: Mr. Penthouse und die Zweier-WG

Die Pflugs nehmen ihre Drillinge während der Bomben-Evakuierung des Klinikums mit nach Hause

Die Pflugs nehmen ihre Drillinge während der Bomben-Evakuierung des Klinikums mit nach Hause Von Guido Berg „Alle guten Dinge sind drei“ ist derzeit im Klinikum „Ernst von Bergmann“ ein Bonmot mit Beigeschmack: Zwar haben Jutta und Bringfried Pflug aus Potsdam mit ihren Drillingen Leonhard, Konstantin und Jonathan am 29. September dort per Kaiserschnitt drei süße Volltreffer gelandet. Doch da am 15. Oktober in diesem Jahr nun schon die zweite Weltkriegsbombe auf dem Klinikumgelände gefunden wurde, dürfte dieses Sprichwort im Klinikum auf dem Index stehen. Während der Evakuierung am Sonnabend werden die drei in der 36. Schwangerschaftswoche geborenen Jungs in der elterlichen Wohnung in Babelsberger Albert-Einsteinstraße bei ihrer viereinhalbjährigen Schwester Katharina sein. Eine Krankenschwester begleitet sie für die Zeit ihres ersten Ausfluges nach Hause. Die Pflugs wohnen auf 54 Quadratmeter, zwei Zimmer und eine große Küche. Später wollen sie in ein eigenen Haus ziehen. Doch erst ist ein neues Auto dran, sagt Jutta Pflug, der Golf mit seinen nur vier Sicherheitsgurten sei nun zu klein. Da kamen die beiden Schecks über jeweils 500 Euro gerade passend, die die Beigeordnete Elona Müller für die Stadt und Brunhild Schumann vom Familienministerium für das Land gestern den Eltern überreichten. Schon in der Schwangerschaft bekam Jonathan seinen Spitznamen weg: „Mr.Penthouse“, weil er sich aus einem einzelnen Ei entwickelte. „Jonathan hatte eine separate Wohnung“, scherzte die Mutter. Leonard und Konstantin sind dagegen eineiige Zwillinge, sie entstammen aus einem Ei. „Die anderen beiden wohnen in der WG“, hatte die Familie immer gesagt, wenn sie sich die Ultraschallbilder der drei Früchtchen in der Gebärmutter ansahen. Mittels hochauflösenden Ultraschalls konnten sich die Pflugs schon nach der zehnten Schwangerschaftswoche auf die Drei einstellen. Die Chance, Drillinge zu bekommen, liegt bei eins zu dreißigtausend – allerdings war die Überraschung gedämpft, denn es ist nicht die erste Mehrlingsgeburt in ihrer Familie, erzählt die Mutter. Die 43-jährige ist gelernte Buchbinderin, der 49-jährige Vater ist Wissenschaftler in Berlin. Er wertet Satellitendaten für die Erdfernerkundung aus. Wie die Chefärzte Friedrich Dressler und Prof. Michael Radke gestern informierten, können die Drillinge voraussichtlich in der nächsten Woche aus der Klinik-Betreuung entlassen werden. Es handele sich um normal ernährte Frühchen, für die keine intensiv-medizinische Behandlung nötig war. Auf die Intensiv-Station kamen sie nur zur Überwachung. Auf die neue Perinatalstation freuen sich die beiden Mediziner bereits heute. Dann sind Kreißsaal, Operationssaal und Neugeborenen-Intensivstation auf einer Ebene, Fahrstuhlfahrten mit Frühchen gehören dann der Vergangenheit an. Bevor der Neubau aber weiter gehen kann, muss noch die Bombe von der Baugrube weg.

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