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Mit Traktoren-Konvois in zahlreichen Städten machten Landwirte ihrem Protest gegen die Agrarpolitik Luft.

© dpa

Mit dem Traktor zur Demo: Landwirte demonstrieren in Potsdam

Mit Traktoren haben Brandenburger Bauern in Potsdam für bessere Bedingungen in der Landwirtschaft demonstriert.

Potsdam - Mit Traktoren haben Brandenburger Bauern in Potsdam für bessere Bedingungen in der Landwirtschaft demonstriert. Die Landwirte trafen sich am Donnerstagmittag vor dem Naturkundemuseum in der Potsdamer Breiten Straße. Nach Angaben der Polizei lief die Veranstaltung ohne Störungen ab. Es habe keine größeren Verkehrseinschränkungen gegeben, sagte ein Sprecher. Aufgerufen zu der bundesweiten Protestaktion hatte „Land schafft Verbindung“. Die Vereinigung hatte sich im vergangenen Jahr aus Protest gegen die neue Düngeverordnung für Landwirte gegründet. Sie fordert den Rücktritt von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Bei der Demonstration mit rund 100 Traktoren in Berlin-Mitte wurde einem Mitarbeiter des Ministeriums eine schriftliche Rücktrittsforderung an Schulze und ihren Staatssekretär Jochen Flasbarth übergeben, wie ein dpa-Fotograf berichtete. 

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„Es geht nicht darum, Sündenböcke zu schaffen“

Die Ministerin hatte in dem „Bericht zur Lage der Natur in Deutschland“ auch die intensive Nutzung der Agrarlandschaft für den Rückgang der Biodiversität verantwortlich gemacht. So heißt es unter anderem in dem rund 60 Seiten umfassenden Bericht: „Die intensive Landwirtschaft führt zu einer immer stärkeren Homogenisierung der Landschaft, in der inzwischen monotone artenarme Lebensräume vorherrschen.“ Artenreiche Grünland-Lebensräume wie extensiv genutzte Mähwiesen, Magerrasen und Nasswiesen verzeichneten starke Rückgänge, etwa hinsichtlich des vorhandenen Arteninventars. Zu der Versammlung in Potsdam kam auch der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Brandenburg, Friedhelm Schmitz-Jersch, um mit den Bauern „den Dialog zu suchen“, wie er sagte. Aus dem Regierungsbericht gehe eindeutig hervor, dass der Rückgang der biologischen Vielfalt mit einer Intensivierung der Landwirtschaft zusammenhänge - dies sei auch in Brandenburg der Fall. „Es geht nicht darum, Sündenböcke zu schaffen“, sagte Schmitz-Jersch. „Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass sich die Strukturen in der Landwirtschaft verändern.“ Die Landwirte seien bei der Verbesserung des Ökosystems ein „wichtiger Partner“. Nach Schätzungen von Schmitz-Jersch waren rund 40 Teilnehmer mit etwa 20 Traktoren gekommen. Die Polizei wollte die Zahlen zunächst nicht bestätigen. Der Bundesverband Freie Bauern distanzierte sich von der Rücktrittsforderung gegen die Ministerin. Schulze sei „Teil einer gewählten Bundesregierung, die unsere heimische Landwirtschaft zugunsten industrieller Exportinteressen systematisch benachteiligt und das Ganze der Bevölkerung als ökologische Leistung verkauft“, so Bundessprecher Alfons Wolff, Ackerbauer aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt. Man setze jedoch lieber auf „harte inhaltliche Auseinandersetzung“ als auf Strafanzeigen und Rücktrittsforderungen. 

Geeignete Rahmenbedingungen für die regionale Erzeugung 

Aus Sicht von Reinhard Jung, Referent für Politik und Medien beim Landesverband Freie Bauern Brandenburg, stimme der Vorwurf der Ministerin und der Naturschützer nicht. In Brandenburg habe der ökologische Landbau in den letzten Jahren zugenommen und deutlich mehr Flächen stünden unter Naturschutz. „Es wurden Hecken gepflanzt und keine Sümpfe trocken gelegt“, sagte Jung, gab mit Blick auf die Hecken jedoch zu: „vielleicht nicht genug“. Der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) forderte die Landesregierungen Berlin und Brandenburg dazu auf, geeignete Rahmenbedingungen für die regionale Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte für die Hauptstadtregion Brandenburg-Berlin zu schaffen. Mit Blick auf den Ressourcen- und Klimaschutz verlangten Verbraucher zunehmend nach regionalen Erzeugnissen. Daher wolle der Verband den Fokus auf die Versorgung der Hauptstadtregion richten, um dadurch Land- und Ernährungswirtschaft nachhaltiger zu entwickeln, da so unter anderem lange Transportwege entfallen würden. Dies gehe aber nicht mit der geringen Anzahl an Tieren in Brandenburg, so Wendorff. „Mit den gegenwärtigen Beständen ist eine regionale Versorgung nicht mal in Ansätzen möglich.“ (dpa)

Anna Kristina Brückmann

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