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Landeshauptstadt: Missbrauch am Schlaatz

54-jähriger Helfer soll beim Ferienprojekt „Stadt der Kinder“ Mädchen sexuell belästigt haben

Schlaatz - Die jährliche Sommerferienaktion „Stadt der Kinder“ wird von einem mutmaßlichen Missbrauchsfall überschattet. Am 26. Februar findet am Amtsgericht ein Prozess gegen einen 54-jährigen ehrenamtlichen Helfer statt, dem sexueller Missbrauch eines Kindes, Nötigung und Beleidigung vorgeworfen wird. Die Anklage betrifft Ereignisse bei der „Stadt der Kinder“ im vergangenen Jahr auf dem Gelände im Schlaatzer Nuthewäldchen. Bei dem Projekt hatten Hunderte Kinder ihre eigene Spaß- und Spielstadt „Bubble City“ errichtet.

Der Angeklagte soll laut Gerichtssprecher Wolfgang Peters am 24. Juni 2013 – also am ersten Tag des Aufbaus der Kinderstadt – zunächst einer damals 14-Jährigen das Handy weggenommen und erklärt haben, sie bekomme es nur zurück, wenn sie ihm ihre Telefonnummer verrate. Das Mädchen habe dies getan – er soll es daraufhin umarmt, ihm auf den Po geklapst und das Handy zurückgegeben haben.

Fünf Tage später soll der Mann eine damals Zwölfjährige zu einem Bauwagen gerufen, ihr dort unvermittelt unter ihre Jacke gegriffen und ihre linke Brust angefasst haben. Noch am gleichen Tag soll der 54-Jährige ein damals 14-jähriges Mädchen angesprochen, ihr an den Po gefasst und sie gefragt haben, ob sie mit ihm in ein Hotel gehen würde, um dort zu kuscheln. Nach PNN-Informationen soll der Angeklagte zudem eines der Mädchen schon vor der Stadt der Kinder über das soziale Netzwerk Facebook im Internet kontaktiert und sie nach Sex gefragt haben.

Wegen des jungen Alters der Mädchen wird der Prozess vermutlich ohne Öffentlichkeit stattfinden, ein Verhandlungstag ist angesetzt. Für sexuellen Missbrauch von Kindern können bis zu zehn Jahre Haft verhängt werden – allerdings ist in diesem Fall das Amts- und nicht das Landgericht zuständig, sodass bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von nicht mehr als vier Jahren zu erwarten ist.

Im Jugendamt wurden die Vorwürfe damals schnell bekannt, die Mädchen vertrauten sich laut Stadtsprecher Jan Brunzlow anderen Betreuern an. Der Angeklagte habe ein Platzverbot erhalten. Zudem habe der Verein Potsdamer Betreuungshilfe, der auf sozialpädagogische Hilfen spezialisiert ist, die Kinder und Eltern beraten.

Brunzlow kündigte an, bei der Vorbereitung für die „Stadt der Kinder“ in diesem Jahr werde es zahlreiche weitergehende Schulungen geben: „Alle Helfer sollen geschult werden und eine Jugendleiter-Card erwerben.“ Zudem solle noch stärker für das Thema Kinderschutz sensibilisiert und darüber informiert werden. „Wir bedauern sehr, dass dies passiert ist – wir sind aber froh, dass die Jugendlichen sehr umsichtig reagiert haben und dadurch Weiteres verhindert werden konnte“, sagte Brunzlow. Ärgerlich sei, dass durch das nicht tolerierbare Fehlverhalten eines Mannes ein tolles Projekt wie „Stadt der Kinder“ in der öffentlichen Wahrnehmung beeinflusst werden könnte. Die Aktion, die jährlich zum Beginn der Sommerferien startet, wird seit Jahren unter anderem vom Schlaatzer Bürgerhaus, dem Stadtjugendring und anderen Trägern organisiert. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) verleiht stets am ersten Tag das symbolische Stadtrecht, im Schnitt sind etwa um die 50 Betreuer vor Ort. Im vergangenen Jahr haben rund 250 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an der Stadt mitgebaut, besucht wurde sie sogar von 1600 Kindern.

Um Kinder stärker vor Missbrauch und Übergriffen zu schützen, erarbeitet die Stadtverwaltung derzeit ein Kinderschutzkonzept. Das Papier soll den Stadtverordneten im März vorgelegt werden.

Henri Kramer

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