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Landeshauptstadt: Mindestlohn und Heiratsantrag Rund 500 Potsdamer demonstrierten am 1. Mai

Innenstadt - Der Mindestlohn war bei den Feiern zum 1. Mai auch in Potsdam das beherrschende Thema: Bereits während der Demonstration, die vom Platz der Einheit einen Bogen Richtung Familienfest am Landtagsschloss machte, wurde von mehreren Rednern kritisiert, dass etwa Jugendliche von den zugesicherten 8,50 Euro ausgeschlossen sind.

Innenstadt - Der Mindestlohn war bei den Feiern zum 1. Mai auch in Potsdam das beherrschende Thema: Bereits während der Demonstration, die vom Platz der Einheit einen Bogen Richtung Familienfest am Landtagsschloss machte, wurde von mehreren Rednern kritisiert, dass etwa Jugendliche von den zugesicherten 8,50 Euro ausgeschlossen sind.

Dass es während der Mai-Demo in Potsdam überhaupt Redebeiträge gab, war neu im Vergleich zu den Vorjahren. Unter anderem sprachen vorm städtischen Bergmann-Klinikum Azubis des Krankenhauses, die vor Kurzem wegen der Forderung nach einem besseren Tarif-Vertrag gestreikt hatten. „Ich fand gut, dass die Demo diesmal viel stärker von Jugendlichen mitorganisiert wurde und dass es eine Musikanlage gab“, sagte Christian Traeger von der DGB-Jugend Potsdam. „Es war auf jeden Fall Interesse da: Anfangs liefen etwa 300 Menschen mit, am Ende waren es rund 500.“

Es seien aber zu wenige gewesen, findet der frühere Linke-Stadtverordnete Klaus-Uwe Gunold. Er sei aus Tradition hier, aber antiquiert finde er den 1. Mai nicht: „Es ist wichtig, dass sich auf der Straße was tut und dass Parteien und Gewerkschaften zusammenarbeiten.“ Auch für ihn sei das Thema Mindestlohn am wichtigsten. Auf dem Podium äußerte sich dazu unter anderem der Linke-Stadtfraktionschef, Hans-Jürgen Scharfenberg: „Wir führen hier den Nachweis: Ein Mindestlohn ist möglich! Sogar die Handwerkskammer Potsdam hat gesagt, dass sich ihre Ängste nicht erfüllt hätten.“

Doch der Zwiespalt bleibt: „Wir sind froh, dass es so einen Fallschirm für Arbeitnehmer gibt, aber dieser Fallschirm hat viele Löcher, zum Beispiel bei den sogenannten Werkverträgen“, brachte es Susanne Feldkötter, Bezirksgeschäftsführerin von Verdi Potsdam, auf den Punkt. „Man soll mal versuchen, von 8,50 Euro die Stunde drei Kinder zu ernähren!“ Kritik übte Scharfenberg an der Potsdamer SPD, die verhindert habe, dass freie Kulturträger in der Stadt den Mindestlohn zahlen könnten. Einigkeit aber bei verkaufsoffenen Sonntagen: SPD-Kreischef Mike Schubert versicherte, es werde bei den gesetzlich festgeschriebenen sechs verkaufsoffenen Sonntagen in Potsdam bleiben: „Wir werden keine Freibriefe für Porta und andere machen.“

Trotz der Diskussionsrunden mit Arbeitsministerin Diana Golze (Linke) oder der Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD) – sehr politisch wirkte die Veranstaltung am Schloss nicht: Mit Bratwurststand, Oldie-Bands und Hüpfburg überwog Volksfest-Atmosphäre. „Für mich ist es einfach ein freier Tag“, sagt ein Tourist aus Augsburg, der heute zufällig vorbeigekommen ist. Und: Den meisten Applaus erhielt kein Politiker, sondern ein Potsdamer namens Jürgen, der seiner Freundin von der Bühne aus einen Heiratsantrag machte – mit Erfolg. Erik Wenk

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