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Landeshauptstadt: Mehr Gewerbe und moderner

Bebauung an der Alten Fahrt wird laut Oberbürgermeister Jakobs zu 80 bis 90 Prozent moderne Architektur

Innenstadt - Die Bebauung entlang der Alten Fahrt hat eine Kontur erhalten: Bei einem zweitägigen Treffen am Wochenende haben sich Experten und Kommunalpolitiker auf Umfang und Art der künftigen Bebauung in Potsdams historischer Mitte geeinigt. Dabei soll der vereinbarte Bau-Mix von 70 Prozent Wohnen und 30 Prozent Gewerbe an dieser Stelle zugunsten von Gewerbeflächen aufgeweicht werden, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). „Es wird auch nicht alles historisierend aufgebaut. 80 bis 90 Prozent werden moderne Architektur“, so Jakobs. Zudem soll ein mit Experten besetzter Gestaltungsrat die künftigen Bauherren beratend begleiten. Als Zeitfenster bis zur Fertigstellung der Neubauten neben dem historisierenden Landtag nennt er das Jahr 2013. Dann könnten insgesamt 20 000 Quadratmeter Grundfläche direkt am Havelufer bebaut sein. Der entsprechende Bebauungsplan werde noch in diesem Jahr ausgelegt.

Mehr als 30 Architekten, Stadtplaner, Kommunalpolitiker, Fachleute der Bauverwaltung und sogenannte externe Vertreter sowie Mitglieder der Bürgerinitiative Mitteschön und des Stadtschlossvereins waren zu dem Workshop geladen. Ziel des Verhandlungskreises: Das weitere Vorgehen bei der Bebauung der Quartiere an der Alten Fahrt zu besprechen. „Seit 20 Jahren wird intensiv um die Mitte gerungen“, sagte die in Kürze aus dem Amt scheidende Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz. Nun sei weiter Klarheit im Umgang mit der Entwicklung erreicht worden. Im Detail bedeutet das: Die Neubauten sollen eine Tiefgarage allein für die Nutzer der neuen Quartiere erhalten, das Ufer der Alten Fahrt wird für die Öffentlichkeit auf der ganzen Länge begehbar sein und das Baufeld werde nicht größer als bislang beschlossen. Zudem sollen wohl nur solche Häuser in originaler Gestalt wiederentstehen, von denen detaillierte historische Pläne erhalten sind. Dafür werden die Mitarbeiter der Bauverwaltung in die Bauakten eintauchen, sagte von Kuick-Frenz. Ob also Fassaden beziehungsweise ganze inzwischen verschwundene Bauwerke wie das Palais Barberini, ein Bau nach Vorbild des Palazzo Barberini in Rom, aufgenommen oder originalgetreu wieder aufgebaut werden, sei noch nicht entschieden. Die Verwaltung will bis Ende August eine Liste der Leitbauten in der Potsdamer Mitte vorlegen. Daran soll sich orientieren, welche Gebäude komplett historisierend aufgebaut werden können. Hinterhofromantik soll es künftig jedenfalls nicht geben. „Das Quartier muss rundum erlebbar sein“, sagte Elke von Kuick- Frenz. Daher müsse die der Alten Fahrt zugewandte Seite neu interpretiert werden.

Doch nicht alles ließ sich innerhalb der Konstellation aus Befürwortern historisierender Neubauten, Stadtplanern und Architekten klären. Beispielsweise der Umgang mit weiteren, dringend benötigten Parkplätzen am Alten Markt, in dessen direktem und indirektem Umfeld künftig das Potsdam-Museum samt Potsdam-Forum, der Landtag, die Synagoge sowie die Stadt- und Landesbibliothek mit Volkshochschule zu finden sein werden. Auch die Zufahrt zur Tiefgarage sei unklar.

Als nächstes will die Verwaltung den B-Plan und eine Gestaltungssatzung erarbeiten sowie anschließend die Quartiersflächen ausschreiben. Die Art der Vergabe sei allerdings ungeklärt, sagte Oliver Graumann, Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege. Ob das Gelände als Ganzes oder in zwei beziehungsweise drei Teilen ausgeschrieben werde, stehe noch nicht fest. Jan Brunzlow

Zum Thema Bebauung Mitte Potsdam findet am Donnerstag, 2. Juli, das Stadt-Forum im Alten Rathaus statt. Beginn der öffentlichen Veranstaltung ist 19 Uhr.

DER WORKSHOP

Zum ersten Mal hat die Stadt Experten und Kommunalpolitiker an einen Tisch gerufen, um über die Bebauung der Potsdamer Mitte, speziell an der Alten Fahrt, zu sprechen. Moderiert wurde die zweitägige Veranstaltung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte von Prof. Urs Kohlbrenner. Geladen waren von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) u.a. Vertreter der Bauverwaltung, des früheren Beirats Potsdamer Mitte, der Bürgerinitiative Mitteschön, des Stadtschlossvereins sowie Stadtverordnete. Als sogenannte „Externe“ waren u.a. Prof. Michael Braum (Bild) von der Bundesstiftung Baukultur, Tillmann Stenger von der Investitionsbank Brandenburg, Ernst Dienst vom Vorstand der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, Dieter Hütte von der Tourismus Mark Brandenburg, Bernhard Schuster von der Brandenburgischen Architektenkammer und Prof. Ludger Brands von der Fachhochschule Potsdam anwesend.

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