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Maulwürfe dürfen nicht gefangen oder getötet werden.

© Patrick Pleul/dpa

Maulwürfe im Park Sanssouci Potsdam: Auf ins Gewühl

Maulwürfe sind nützlich, stehen unter Naturschutz, aber graben den Rasen in Sanssouci um. Dabei haben die Preußischen Schlösser und Gärten wirklich schon genug Probleme – mit anderen Tieren.

Von Sandra Dassler

Potsdam - Sie sind klein, aber ganz groß darin, in anderer Leute Angelegenheiten herumzuwühlen. Und sie bereiten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten seit Jahren Probleme, weil sie auch den Rasen vor dem weltberühmten Schloss Sanssouci nicht verschonen. Die Rede ist von den Maulwürfen und ihren berühmt-berüchtigten Hügeln, die sie ganz respektlos auch direkt vor dem Neuen Palais und anderswo aufwerfen. Besonders im Winter wird dies sichtbar, weil dann Schnee und Frost das Glattharken des Rasens verhindern. Gegen die Maulwürfe direkt vorzugehen, ist auch unmöglich, heißt es bei der Schlösserstiftung. Sie sind streng geschützt, dürfen nicht gefangen und schon gar nicht getötet werden.

Nabu: "Maulwürfe sind nicht nur gefürchtet, sondern auch sehr wichtig"

Selbst Naturschützer wissen um die Probleme. „Wir sind intensiv mit der Stiftung im Gespräch“, sagt Christiane Schröder, Geschäftsführerin des Nabu-Landesverbandes Brandenburg: „Aber Maulwürfe sind nicht nur gefürchtet, sondern auch sehr wichtig – zum Beispiel als Schädlingsvernichter.“

Dennoch denke man gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde darüber nach, wie man die Maulwürfe aus dem Park vergrämen, sprich: vertreiben könne. „Das kann beispielsweise durch Geruchsstoffe und Vibrationen erfolgen“, sagt Christiane Schröder. „Die Geruchsstoffe kann man in die Gänge der Maulwurfshügel einbringen und Vibrationen beispielsweise mit Rüttelplatten auslösen, wie sie auch zur Verdichtung des Bodens genutzt werden.“

Biber verursachen noch größere Schäden

Noch mehr Sorge als Maulwürfe bereiten der Schlösserstiftung aber Biber (PNN berichteten). Seit Jahren verursachen sie große Schäden – nicht nur in Sanssouci, wo etwa sechs bis acht Tiere einer Familie leben, sondern beispielsweise auch im Park Babelsberg und auf der Pfaueninsel.

Burghard Sell, der in Potsdam seit fast zehn Jahren als Biber–Betreuer für den Nabu arbeitet, kann den Ärger teilweise sogar verstehen. „In einer solchen Kulturlandschaft richten die Tiere wirklich Schaden an“, sagt er: „Sowohl finanziell als auch kulturell, denn manche Bäume, die sie zerstören, sind sehr wertvoll.“

Als Foerster oder Lenné die Anlagen planten, galt der Biber als weitgehend ausgerottet

Die Schlösserstiftung habe bereits vor Jahren angefangen, die Bäume mit Drahtgeflechten zu schützen. „Aber besonders schön sieht das in einer solchen Parklandschaft auch nicht gerade aus“, sagt Sell: „Und als Karl Foerster oder Peter Joseph Lenné die Anlagen planten, galt der Biber in Deutschland als weitgehend ausgerottet, sie mussten damals also auch keinen Gedanken an eventuell von ihm ausgehende Gefahren verschwenden.“

Die bestehen nicht nur darin, dass der Biber Bäume fällt, sondern auch, dass er damit Dämme baut. Unter anderem im Schafgraben, der den Maschinenteich zwischen Römischen Bädern und Schloss Charlottenhof und den Friedensteich an der Friedenskirche mit der Havel verbindet. „Wenn da das Wasser mal höher steht, kann so ein Biber-Damm zu Überschwemmungen und Schäden an umstehenden Häusern führen“, sagt Sell. Man habe versucht, den Damm immer wieder einzureißen, was aber nur dazu führte, dass die Biber noch mehr Bäume fällten. Deshalb denke man auch hier über eine andere Lösung nach.

Auch Wildschweine sind zum Problem geworden

Allerdings sei es nicht so einfach, die Tiere einzufangen, sagt Sell. Mal abgesehen davon, dass sie stark sind und richtig zubeißen können, würden sie auch schnell lernen, Fallen aus dem Weg zu gehen. „Das ist wie mit den Maulwürfen“, sagt Sell: „Wenn man sie einmal hat, wird man sie nicht wieder los.“

Und damit nicht genug: Auch Wildschweine sind für die Welterbehüter zunehmend zum Problem geworden, zuletzt war von einer Überpopulation die Rede (PNN berichteten). Besonders betroffen von deren Wühlaktivitäten waren im Herbst unter anderem der Schlosspark Caputh, die Pfaueninsel und der Park Babelsberg. Dort bot sich schon bald nach der Inbetriebnahme der wiederhergestellten Wasserspiele für Spaziergänger ein teils unschönes Bild: Die Rasenflächen rund um das Schloss Babelsberg waren großflächig umgepflügt, Grasbatzen lagen kreuz und quer herum. „Diese Schweine sind nicht unsere Freunde“, hatte Stiftungschef Hartmut Dorgerloh das Geschehen kommentiert.

Bei Maulwürfen soll es angeblich helfen, leere Flaschen einzugraben und die Hälse herausragen zu lassen. In diese Öffnungen würde der Wind pfeifen und Geräusche hervorrufen, die Maulwürfe gar nicht ertragen können. Aber erstens ist der Erfolg dieser Methode nicht belegt. Und zweitens sind aus dem Boden ragende Flaschenhälse auch kein Aushängeschild für Schlösser und Gärten. (mit Holger Catenhusen)

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