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Der Marktplatz ist das Zentrum des Schlaatz. Die Freifläche soll besser genutzt werden. 

© Andreas Klaer

Masterplan 2030: "Stell dir vor, es ist Schlaatz, und jeder geht hin"

Neun Entwürfe konkurrieren im städtebaulichen Wettbewerb um den Schlaatz der Zukunft. Im Bürgerhaus sind die Visionen nun zu sehen. 

Potsdam - Neun Visionen, neun Entwürfe für den Schlaatz der Zukunft sind im Bürgerhaus zu sehen. Noch sind sie geheim, um die Jury für den Wettbewerb zum Masterplan Schlaatz 2030 nicht zu beeinflussen – aber dennoch öffentlich. Besucher und Journalisten müssen eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Ab dem heutigen Freitag besuchen mehrere Gruppen die Ausstellung, darunter Senioren und Jugendliche. Am Samstag können Potsdamer Bürger sich die Ideen anschauen und Feedback geben. 

Die Entwürfe sind die Konkretisierung eines Prozesses, dessen erste Überlegungen bis ins Jahr 2015 zurückreichen. Anders als beim Umbau von Drewitz zur Gartenstadt sollten die Bewohner von Anfang an durch zahlreiche Beteiligungsformate eingebunden werden. Den Wettbewerb ausgelobt hat das 2019 gegründete „Bündnis für den Schlaatz“, in dem sich Rathaus, Sozialträger und Wohnungswirtschaft zusammengeschlossen haben. 

Wohnen, arbeiten, leben

Das Ziel ist es, den Stadtteil lebenswerter zu gestalten, ohne die bisherigen Bewohner zu verdrängen. „Wir wollen bezahlbaren Wohnraum erhalten, aber durch neue Wohnungen auch eine stärkere Mischung erreichen“, sagt Chefstadtplaner Erik Wolfram. Das könne gelingen, da Pro Potsdam und Genossenschaften gemeinsam 85 Prozent der Wohnungen halten. Auch Arbeitsplätze vor Ort durch Gewerbeansiedlung und gut nutzbare Freiflächen sind ihm wichtig. Klaus-Dieter Boshold von der Genossenschaft PWG fasst es in einem abgewandelten Zitat zusammen: „Stell dir vor, es ist Schlaatz, und jeder geht hin.“ 

Wer mit der Tram ankommt, betritt den Schlaatz meist über den Magnus-Zeller-Platz. 
Wer mit der Tram ankommt, betritt den Schlaatz meist über den Magnus-Zeller-Platz. 

© Andreas Klaer

Der europaweit ausgeschriebene städtebauliche Wettbewerb geht dabei über eine reine Sanierung weit hinaus. Wie berichtet plant die kommunale Bauholding Pro Potsdam sowieso, 2500 Bestandswohnungen für 200 Millionen Euro bis 2033 zu modernisieren. Die Genossenschaften haben schon 2200 Wohnungen saniert. Ebenso bereits geplant ist das Sportforum für zwölf Millionen Euro, das bis 2024 fertig sein soll. 

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Bei dem Masterplanprozess geht es aber vielmehr um eine Weiterentwicklung der Platte. „Wir haben uns gefragt: Was ist der Schlaatz und was braucht er?“ So sieht Carsten Hagenau die Ausgangslage. Er begleitet den Prozess als Koordinator beim Arbeitskreis Stadtspuren schon seit Jahren. Es geht ihm um die Identität des Stadtteils, aber auch um die Bedürfnisse. Dazu wurde auch die Homepage wir-machen-schlaatz.de aufgesetzt. 

Mangel an großen und barrierefreien Wohnungen

„Die Wohnungen am Schlaatz sind bislang sehr homogen“, sagt André Schwarz, der sich in der Verwaltung im Bereich Stadterneuerung um den Schlaatz kümmert. Die Folge: Viele Schlaatzer müssten irgendwann wegziehen, weil nicht für jede Lebensphase passende Wohnungen vorhanden seien. „Es fehlen barrierefreie Wohnungen und Wohnungen für größere Familien“, so Schwarz. Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmer war, diese zusätzlichen Bedürfnisse einzuplanen – sei es durch eine Aufstockung der bestehenden Gebäude oder durch zusätzliche Neubauten. Grobe Richtmarke ist eine Steigerung der 5600 Bestandswohnungen um zehn Prozent. 

Auch die Straßen durch das Wohngebiet betrachten die Entwürfe. 
Auch die Straßen durch das Wohngebiet betrachten die Entwürfe. 

© Andreas Klaer

In den Fokus nehmen sollten die Teilnehmer am Wettbewerb insbesondere drei Orte am Schlaatz: Den Magnus-Zeller-Platz als süd-westlichen Eingangsbereich für das Quartier und Ankunftsort mit der Tram, den Marktplatz am Rewe-Markt und die „lange Linie“. So bezeichnen die Planer eine L-förmige Straßenachse, die im Norden mit dem Milanhorst beginnt und dann über Weidenhof und Pappelhof quer läuft. Entlang dieser Achse, so die Idee, könnte sich das Leben am Schlaatz entwickeln. Auch die Nuthe, möglicherweise in renaturierter Form, könnte eine Rolle spielen. 

"Frischer Blick von Außen"

„Manche Entwürfe nehmen eine städtebauliche Perspektive ein, andere eine landschaftliche, manche sind futuristisch“, sagt André Schwarz. Durch den „frischen Blick von Außen“ erhofft sich Stadtplaner Wolfram auch „eine neue Perspektive auf bekannte Probleme“. Am 10. Januar soll die Jury aus lokalen wie auswärtigen Fachleuten, den Beigeordneten Bernd Rubelt (parteilos) und Brigitte Meier (SPD) sowie Vertretern der Wohnungswirtschaft drei Entwürfe auswählen. Diese werden dann in weiteren Dialogrunden mit Akteuren und Bürgern weiterentwickelt. Im Juni 2022 soll das Gesamtkonzept stehen.

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