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Jeder kann was. Eine Gitarrengruppe mit ihrem Coach Philipp beim Auftritt im Lindenpark. Weil die Nachfrage nach Musikworkshops steigt und aus jungen Musikern fortgeschrittene werden, soll es jetzt verstärkt Angebote für Bandcoaches, Produzenten und besondere Formate geben – über das neue „Z-Pop“.

© Lindenpark

"Mach-Musik"-Kurse: Mach Musik und mach weiter

Neu im Lindenpark: Die Initiative „Zentrum für Popularmusik“ bietet Weiterbildung für Fortgeschrittene

Potsdam - Manchmal waren die Instrumente größer als die Kinder. Oder schwerer. Und der kompakte E-Bass forderte der kleinen Nachwuchs-Musikerin einiges an Standfestigkeit ab. Aber sie rockte selbstbewusst auf der Bühne. Die Workshops und Camps der Mach-Musik-Kurse im Lindenpark waren und sind schon für die ganz jungen Musiker gedacht. Für solche, die es werden wollen oder die vielleicht erstmal ausprobieren wollen, ob das was für sie ist.

2010 startete das soziokulturelle Zentrum Lindenpark der Stiftung SPI mit dem „Mach Musik“-Programm, das schnell immer erfolgreicher wurde. Von jährlich 300 Teilnehmern erhöhte sich die Zahl auf 1200. Und die Nachfrage steigt, sagt Thomas Oesterreich, Leiter der „Mach Musik“-Abteilung. Deshalb wird ein Bereich der Nachwuchsarbeit und Förderung jetzt ausgegliedert in ein neues Projekt: Ab sofort gibt es „Z-Pop“. Das „Zentrum für Popularmusik“ ist eine Initiative, die schwerpunktmäßig Workshops und Weiterbildungskurse zum Thema Bandcoaching und Musikproduktion anbietet, ebenso Aufbau-Kurse zum Instrumentalspiel oder zum Umgang mit neuer, digitaler Technik.

Für junge Erwachsene aus ganz Brandenburg

Das „Z-Pop“ soll weiterentwickeln, was mit den „Mach-Musik“-Kursen begann. Zielgruppe sind hier die Älteren: Man möchte Angebote bereithalten für Fortgeschrittene, für Pädagogen, Erzieher und Mitarbeiter verschiedener Jugendeinrichtungen. Für junge Erwachsene in ganz Brandenburg, die sich mit dem Thema Popmusik beschäftigen, Bands betreuen oder selber Musik machen. Bei Bedarf gibt es dafür auch ein anerkanntes Weiterbildungs-Zertifikat. Es ist ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, sagt Oesterreich, wo aber entsprechende Angebote rar sind. „Wir hören fast alle Unterhaltungsmusik, aber irgendwo muss das ja herkommen und entstehen.“

Finanziert wird das Projekt über Drittmittel. Wünschenswert wäre eine verlässliche Förderung, die eine langfristige Entwicklung von Strukturen erlaubt. Bereits Ende 2016 gründete man das „Z-Pop“, aber erst Monate später konnten erste Projekte realisiert werden – mithilfe der Landes- und Bundesförderung. Weil Wachstum auch Platz braucht, werden zudem neue Räume benötigt. „Wir suchen ein Haus, das wir für ,Z-Pop’ anmieten können“, sagte Lindenpark-Pressesprecher Raiko Käske. Das sei in Potsdam zwar beinahe unmöglich, aber man sei bereits in Gesprächen und optimistisch, dass das klappt. „Wir haben die Wahl – wachsen oder stagnieren. Wir wollen wachsen.“

Musik aus dem Keller

Fast etwas sentimental schaut Thomas Oesterreich zurück auf die kleinen Anfänge der „Mach-Musik“-Initiative. Auch damals musste zunächst Platz geschaffen werden. Dazu wurde der Keller des Lindenpark umgebaut, so dass mehrere kleine Proben- und Projekträume entstanden. Da fanden sich schnell die ersten Workshops zusammen. Instrument- oder Gesangsgruppen für Anfänger oder Fortgeschrittene, jeweils drei bis vier Teilnehmer mit einem professionellem Coach. Es sollte gerade nicht Lehrer heißen, sagt Oesterreich, damit man sich vom Unterricht unterscheidet. „Ein Coach, ein Trainer schaut: Wo steht das Kind, was möchte es, was kann es?“, sagt Oesterreich, der selber Schlagzeuggruppen betreut. „Coach und Kinder sind ein Team. Und gemeinsam schauen wir, wohin die Reise geht.“

Die Teilnahmegebühren werden dabei gering gehalten, manche Angebote sind sogar kostenlos. Der Lindenpark stellt auch die Instrumente. Jedes Kind soll mitmachen können. Und manchmal sogar die Erwachsenen. Äußerst erfolgreich verlief im Herbst das erste Eltern-Kind-Drum-und Percussion-Projekt. Viele Eltern, die sich zunächst nur wegen der Kinder angemeldet hatten, waren am Ende selber glühende Trommler, sagt Oesterreich.

Wer intensiver an einem Projekt arbeiten will, für den gab es von Anfang an Feriencamps, auch mit Übernachtungsangebot wie beim landesweiten Rockmusik-Camp. Kinder aus ganz Brandenburg kamen hier zusammen und entwickelten Musicals oder Bandprojekte zu bestimmten Themen. Auch Dramaturgie, Technik und Bühnenbild erarbeiteten die Jugendlichen selbst. 2017 fand das 44. Camp in sieben Jahren statt, insgesamt gab es 1700 Teilnehmer. Aus vielen sind inzwischen erfahrene Musiker mit eigenen Bands geworden, sagt Oesterreich, und in Prenzlau gibt es ein erfolgreiches Schulband-Projekt, das auf ein Feriencamp im Lindenpark zurückgeht.

Auch Austausch mit Frankreich

Weitere Projekte des Lindenpark umfassen etwa den deutsch-französischen Band-Austausch, „Rock Oui“, den Band-Contest im Rahmen des Potsdamer Stadtwerkefest, die Konzertreihe „Wortklänge“, die Metal-Konzertreihe „What’s your Flavor“ sowie Big Band Konzerte. Ob sich Bläser auch mit Metal vertragen, soll 2018 im Elektro-Brass-Camp ausprobiert werden. Außerdem neu 2018: ein Filmmusikprojekt in Zusammenarbeit mit der Babelsberger Filmuniversität.

Das Große Jahreskonzert von „Mach Musik“ und „Z-Pop“ am heutigen Donnerstag ab 18.30 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer-Straße 76/78

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