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Landeshauptstadt: Lindenstraße mit neuer Ausstellung Kritik an Verwaltung als Träger der Gedenkstätte

Innenstadt - Unter großem Andrang wurde am Freitagabend die neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte Lindenstraße 54 eröffnet. Die Ausstellung unter der Überschrift „Macht geht vor Recht“ stellt sich der Verfolgungsgeschichte des Hauses zwischen 1945 und 1989.

Innenstadt - Unter großem Andrang wurde am Freitagabend die neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte Lindenstraße 54 eröffnet. Die Ausstellung unter der Überschrift „Macht geht vor Recht“ stellt sich der Verfolgungsgeschichte des Hauses zwischen 1945 und 1989.

Im Mittelpunkt der Ausstellungserweiterung stehen die Schicksale der durch den sowjetischen Geheimdienst und die DDR-Staatssicherheit in der Lindenstraße inhaftierten Untersuchungshäftlinge. Der ehemalige Häftling Werner Sperling, der gestern seinen 80. Geburtstag beging, berichtete von Verhören in der Nacht, bei denen ihm mit einem Lineal auf die Fingerspitzen geschlagen wurden, bis diese schwarz wurden. Sperling war 1951 mit anderen jungen Leuten wegen Spionageverdachts verhaftet worden. „Keiner von uns hat Spionage gemacht“, sagte Sperling. Gleichsam bekannte sich der Zeitzeuge zum Widerstand gegen die Diktatur: „Die Flugblätter kamen aus Westdeutschland und wir haben sie bei Nacht und Nebel verteilt.“

Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (SPD) würdigte die Einbeziehung von Zeitzeugen in die Gedenkstättenarbeit, „damit die Schüler Wissen nicht nur aus Büchern erhalten“. Nicht gut weg kam die Stadt Potsdam als bisheriger Träger der Gedenkstätte. Der Ministerin zufolge war die Lindenstraße „lange Jahre nicht so ausgestattet, wie es ihrer Bedeutung entsprach“. Erst ab 2012 erhält die Lindenstraße insgesamt 600 000 Euro jährlich vom Land und der Stadt. Davon werden unter anderem viereinhalb Mitarbeiterstellen finanziert. Die eine Million Euro für die Ausstellungserweiterung und den Ausbau eines neuen Besucherrundgangs kamen vom Land und stammen aus den Mitteln der DDR-Partei- und Massenorganisationen.

„Eine Serie von Wundern“ habe den gegenwärtigen Zustand der Lindenstraße erreichen lassen, erklärte Hans-Hermann Hertle vom Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF). Dazu zählte Hertle den Auszug der Denkmalschutzbehörde, die eher „eine Vorliebe für das Stadtpalais“ hatte und die Hälfte der Zellen als Lagerräume beanspruchte. Hertle erinnerte an den Konflikt um die Abnahme der Fenstergitter am Vorderhaus, der zu einem guten Ergebnis führte: Die „sichtbaren Spuren der Repressionsgeschichte“ sollten erhalten werden – die Gitter kamen wieder ran. Hertle sprach sich für eine kommunale Stiftung als künftigen Träger der Lindenstraße aus. Brandenburgs Gedenkstätten-Stiftung als Träger könne angesichts der Debatten um die Potsdamer Leistikowstraße „niemand ernsthaft wollen“, sagte Hertle. Guido Berg

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