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Landeshauptstadt: Leninhügel im Volkspark

Entwicklungsträger stellte das Denkmal des umstrittenen Sowjet-Führers um und eine Sitzbank davor

Bornstedter Feld - Ein Tourist aus Bayern hat im Volkspark „Erstaunliches“ entdeckt: „Eine Leninbüste östlich der Straßenbahnhaltestelle hinter dem Parkeingang auf einem neu angelegten Rasenhügel“. Dabei hatte der Peißenberger Gerd Utech nur „einen Abstecher zur Biosphäre“ machen wollte, ausgerechnet nachdem er die Gedenkstätte in der Lindenstraße 54, das ehemalige Stasi-Gefängnis, besucht hatte.

Utech erinnert an die bisher erfolgreiche Ablehnung einer Leninstatue vor dem Konzerthaus und fragt: „Wie passt das zusammen?“ Die Leninstatue vor dem Konzerthaus, dem ehemaligen Haus der sowjetischen Offiziere, war bekanntlich vom Erwerber des Grundstücks eigenmächtig nach Oldenburg abtransportiert worden, obwohl Statue und Park noch in der Denkmalliste eingetragen waren. Inzwischen gilt es als unwahrscheinlich, dass das Bildwerk wieder am alten Platz aufgestellt wird. Unter dem kommunistischen Staatsoberhaupt Lenin sollen nach der Oktoberrevolution 1917 in derSowjetunion die ersten Arbeitslager für politische Gegner entstanden sein.

Sein Denkmal im Volkspark ist Utech von früher bekannt. Ein zwei Jahre altes Foto zeigt das von Unkraut überwucherte überlebensgroße Betondenkmal mit abgeschlagener Nase. Sie lag neben den Straßenbahngleisen im Schutt. „Nun hat sie aus mir unverständlichen Gründen im Volkspark einen Ehrenplatz erhalten - mit neu aufgestellter Parkbank davor.“ Utech schreibt, dass die Leninbüste im abgezäunten Teil des Volkspark offenbar im Einvernehmen mit der Stadt aufgestellt wurde: „Still und leise, ohne Aufsehen und ohne mir bekannten Widerspruch.“

„Der Leninkopf hat keinen Ehrenplatz erhalten“, meint hingegen Diethold Kornhardt, beim Entwicklungsträger Bornstedter Feld für den Volkspark zuständig. Vielmehr sei das Gelände neben den Straßenbahngleisen freigeräumt und zu einer Rasenfläche umgestaltet worden. In diesem Zusammenhang habe der Entwicklungsträger die Leninbüste in den zum Volkspark gehörenden Waldpark „gestellt“. Pressesprecher Andreas Wandersleben dazu: „Die Büste ist eine Hinterlassenschaft der sowjetischen Streitkräfte, die von 1945-1994 im Bornstedter Feld stationiert waren.“ Weiter informiert Wandersleben, dass die Büste Bestandteil einer Ausstellung unter dem Titel „Die Stadt gewinnt“ gewesen sei. Diese Ausstellung sei von 2001 bis 2005 gegenüber der Biosphäre am Rande des Waldparkes gezeigt worden. Bestandteil der Ausstellung waren laut Wandersleben authentische Ausstellungsstücke aus dem Bornstedter Feld, die die Historie des Standortes verdeutlicht haben. Nach dem Abbau der Ausstellung sei sie im Waldpark aufgestellt worden: „Als Geschäftsbesorgerin der Stadt werden wir auf Wunsch auch in jeder anderen Weise disponieren.“ Das heißt mit anderen Worten: Der Betonkopf könnte in den Schredder kommen, wenn die Verantwortlichen der Stadt Potsdam das wollen. G. Schenke

G. Schenke

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