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Studenten weichen Potsdam-Mieten aus: Zwei Drittel pendeln aus dem Umland ein

Studenten finden in Potsdam kaum noch bezahlbare Unterkünfte. Land will mehr Geld bereitstellen

Von Birte Förster

Weil sie in Potsdam keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden, suchen immer mehr Studierende der Stadt nach preiswerten Unterkünften in den Umlandgemeinden der Stadt. „Zwei Drittel der Studierenden pendeln von irgendwoher, um in Potsdam zu studieren“, berichtete Peter Heiß, Geschäftsführer des Studentenwerks Potsdam, am gestrigen Mittwoch im Landtagsausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Potsdam. Zusammen mit Monique Möbus-Zweig, Geschäftsführerin des Studentenwerks Frankfurt (Oder), war er in den Landtag gekommen, um auf die missliche Lage bei der Bereitstellung von günstigem Wohnraum für Studenten aufmerksam zu machen.

Demnach hat sich die Situation in der Landeshauptstadt nicht verbessert. Im vergangenen Jahr habe es 5000 Anfragen für studentischen Wohnraum gegeben, 850 davon seien mit entsprechenden Neuverträgen beantwortet worden, so Weiß. „Das ist nicht ausreichend.“ Derzeit befindet sich ein neues Studentenwohnheim am Standort Golm im Bau, das dieses Jahr fertig gestellt werden soll. Laut Heiß entstehen dort insgesamt 308 Wohnheimplätze. Damit werden die alten Wohnheime ersetzt, die auf dem Campus abgerissen wurden. 100 neue Plätze würden so geschaffen, so der Geschäftsführer des Potsdamer Studentenwerks. Nach der Fertigstellung bestehe aber immer noch ein Bedarf an 400 Wohnheimplätzen, betonte Heiß. Denn wer derzeit auf dem freien Markt ein Zimmer in Potsdam sucht, muss mindestens 500 Euro Monatsmiete berappen.

Aktuell haben mangels Unterkunft 90 Studenten offiziell eine zusätzliche Person mit im Zimmer. Das seien aber nur diejenigen, die es gemeldet hätten, sagte Heiß. „So ist die Lebenswirklichkeit.“ Vor allem in den vergangenen drei Jahren seien die Anfragen deutlich gestiegen, seitdem auch in Berlin der Wohnraum knapper geworden ist.

Forschungsministerin Martina Münch (SPD) erklärte, dass bereits intensive Gespräche stattfänden, um soziales Wohnen für Studierende in Potsdam zu verbessern. Außerdem werde das Land zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen, um den Bedarf an Wohnraum zu decken.

Insgesamt etwa 20 Millionen Euro werden laut Heiß für neuen studentischen Wohnraum in Potsdam benötigt. Für problematisch hält er zudem die seit 2014 bestehende gesetzliche Regelung, dass die Brandenburger Studentenwerke auf dem freien Markt keine Darlehen für Bauprojekte beantragen dürfen, sondern ausschließlich beim Land. Das sei eine „unnötige und unglückliche Regelung“, so Heiß. „Das macht es nicht einfacher.“ Im Rahmen der Ausschusssitzung plädierte er daher für eine flexible Darlehensaufnahme.

Wichtig sei ihm auch, dass in Zusammenarbeit mit Brandenburgs Studentenwerken eine Richtlinie über studentisches Wohnen erarbeitet werde. „Elf von 16 Bundesländern haben solche Richtlinien“, betonte er. Darin solle etwa festgehalten werden, über welche Räumlichkeiten ein Neubau verfügen müsse und wie viel die Durchschnittsmiete betragen könne. „Ich hoffe, dass die Richtlinie recht zügig zustande kommt“, so Heiß.

Wenn der Forschungsstandort Potsdam ausgebaut werde und immer mehr Studierende in die Landeshauptstadt kämen, müsse dies „im Gleichklang mit den sozialen Rahmenbedingungen geschehen“, betonte Heiß. Birte Förster

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