zum Hauptinhalt

Wohnungsnot macht Studentenwerk kreativ: Zur Untermiete auf dem Sofa

Das Studentenwerk Potsdam kann den Bedarf an Wohnheimplätzen schon seit einigen Jahren nicht mehr decken. Für 50 Euro Zuschlag kann ein weiterer Student in einem Einzimmerappartement unterkommen.

Potsdam - Den Begriff „verdeckte Obdachlosigkeit“ wollte Potsdams Studentenwerkschef Peter Heiß nicht in den Mund nehmen. Er nannte es „Hilfe zur Selbsthilfe“ und „Notsituation“. Gemeint ist damit, dass die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Studierende inzwischen so angespannt ist, dass immer mehr keinen eigenen Wohnraum haben und bei Freunden auf dem Sofa übernachten. Auch das Studentenwerk selbst macht dabei mit: Für 50 Euro Zuschlag im Monat kann ein weiterer Student in einem Einzimmerappartement des Potsdamer Studentenwerks unterkommen – ganz offiziell. Und auch beim derzeit einzigen Bauvorhaben des Studentenwerks in Potsdam – einem Ersatzneubau für drei abgerissene Wohnheimblöcke in Golm – hat man sich schon darauf eingestellt. 40 der etwa 260 Zimmer sollen ab dem Wintersemester 2018/2019 als sogenannte Pärchenzimmer angeboten werden.

Mit der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt speziell für Studierende beschäftigte sich am Mittwoch eine Diskussionsrunde in der Zentrale des Studentenwerks in den Bahnhofspassagen. Anlass war eine Ausstellungseröffnung des Plakatwettbewerbs „Wie gewohnt“ des Deutschen Studentenwerks, die dort noch bis zum 27. Januar zu sehen ist. Ein Plakat zeigt zum Beispiel viele Hände, die vergeblich nach einem einzigen Wohnungsschlüssel greifen.

Nur ein kleiner Teil der Potsdamer Studenten lebt in einem Potsdamer Studentenwohnheim

Tatsächlich kann das Studentenwerk die Nachfrage nach Wohnheimplätzen in Potsdam schon seit einigen Jahren nicht mehr decken. Aktuell sind alle der 2209 Zimmer vergeben. Nur 8,73 Prozent der Potsdamer Studierenden haben einen Wohnheimplatz. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 9,69 Prozent. Nicht mal ein Viertel der Bewerber bekommt in Potsdam einen Mietvertrag. Man rechnet mit einer weiteren Verschärfung, weil auch in Berlin wegen der dort steigenden Mieten weniger bezahlbarer Wohnraum bereitsteht als in früheren Jahren.

Einen kurzfristigen Ausweg konnte Heiß am Mittwoch nicht präsentieren. Auch die insgesamt etwa 300 neuen Wohnheimplätze in Golm werden den Bedarf nicht decken können. „Bei der Schaffung von neuem Wohnraum sind wir auf das Land angewiesen“, so Heiß. Nur dort kann sich das Studentenwerk laut dem 2014 geänderten brandenburgischen Hochschulgesetz nämlich Geld für Investitionen leihen. Ob sich daran etwas ändert, sei natürlich eine politische Entscheidung. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false