zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Zum Beispiel Rheinsberg

Peter Tiede über keine echte Wahl für die Tourismusstadt Potsdam

Die Lage ist vertrackt. Zahlen oder zahlen lassen? Parkeintritt für alle oder eine Tourismusabgabe nur für Handel, Dienstleistung, Tourismuswirtschaft und Gewerbe in der Stadt? Gerecht gestalten lässt sich beides nicht – Streit und Unmut sind programmiert. Der Protest der Händler formiert sich gerade. Und ohne Unschärfen lässt sich das nicht regeln – so viel ist klar. Besonders nicht die Tourismusabgabe, die nicht nur nach Branchen und geschätztem Tourismusfaktor, sondern auch nach Lage des Geschäfts gerichtet werden soll. Beim Parkeintritt bliebe offen, warum der Potsdamer für Wege zahlen soll, die ihm sonst frei waren – und zwar schon immer. Wege, die viele einfach als Transitweg brauchen und auch benutzen sollen, während andere sie nur in der Freizeit brauchen. Ungerecht ist beides ohnehin – eintritt und das Eintreiben des Tourizehnten beim Gewerbe.

Ja, die Diskussion ist geführt. Und im armen Rest des Landes und beim Gros der Landespolitik aus der Provinz steht ohnehin fest, dass es Potsdam gut geht – und damit auch den Potsdamern. Trotzdem bleibt es dabei: Gerecht wäre es, die Touristen zahlen zu lassen, die sich Park und Schloss angucken – gestaffelt nach „nur Park“ oder „Park und Schloss“ – so wie anderswo auch. Wer regt sich als Gast etwa im portugiesischen Sintra auf, dass er, wenn er die Garten- und Schlosslandschaft der Könige betritt, am Tore zahlen soll? Ja, dort zahlen auch die Einheimischen. Nur dort liegen Park und Schloss auf einem Berg oberhalb des Ortes – da muss kein Einheimischer durch – dort führt kein Weg nach anderswo. Deshalb stellt sich die Potsdamer Frage nicht.

Aber in Brandenburg stellt sie sich schon: Warum muss eigentlich Rheinsberg nichts abdrücken an die Stiftung, warum kann der Rheinsberger frei flanieren um das Schloss, das auch von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten verwaltet wird? Der Flecken wäre Ackerbürgernest mit ein paar Paddlern als Zufallsgästen oder Wüstenei besungen nur von Schwänen, wenn das Schloss nicht stünde. Wenn es ein Argument ist, dass Potsdam übermäßig von Schloss und Park Sanssouci profitiert – was ja nun auch wirklich nicht von der Hand zu weisen ist – und sich deshalb am Erhalt des Welterbes beteiligen muss, dann muss doch dieser Grundsatz auch für andere gelten: Rheinsberg, Branitz, Charlottenburg Das tut es aber nicht. Das löst zwar das Potsdamer Dilemma nicht, dass etwas passieren muss, einfach weil es beschlossen und verkündet ist. Aber erwähnt werden muss es trotzdem. Wenn schon, denn schon. Vielleicht war es ja ein Konstruktionsfehler der Stiftungsgründung, dass die Städte der Stätten nicht mit drin sind, sondern nur die Länder.

Nun ist es wie es ist. Und Potsdam hat erzwungenermaßen die freie Wahl zwischen Gewerbezehnten und Parkwegezöllen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false