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Welche Alternativen bestehen in Potsdam zur Einengung der Zeppelinstraße?

© A. Klaer

Verkehr in Potsdam: Zeppelinstraße: Freie Fahrt nur ohne Diesel?

Ein Stadtverordneter fordert ein Dieselfahrverbot statt der Einengung der Zeppelinstraße. Der Ausbau einer neuen Busspur verzögert sich.

Potsdam-West - Fahrverbot statt Verengung in der Zeppelinstraße: Rund drei Wochen nach dem Beginn der Einengung der Zeppelinstraße fordert jetzt der erste Stadtverordnete einen Abbruch des Versuchs und bringt stattdessen ein Fahrverbot für Diesel-Autos ins Spiel. Man müsse zu anderen Lösungen kommen, um die Überschreitung des Grenzwerts für gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid in der Zeppelinstraße zu verringern, teilte Peter Schultheiß (Potsdamer Demokraten) den PNN auf Anfrage mit.

Statt der Verengung fordert Schultheiß entweder die von der Stadtverwaltung vielfach verworfene Umweltzone oder ein Verkehrsverbot für Diesel-Pkw bei erhöhten Schadstoffemissionen. Lkw und Busse müssten vom Fahrverbot ausgenommen werden, weil sonst der Lieferverkehr und die Linienbusse betroffen wären. „Wegen der nur geringen Überschreitung der Messzahlen würde das aber ausreichen“, so Schultheiß. Sein Vorschlag: Bei Überschreitung eines Grenzwertes müssten die notwendigen Verkehrszeichen an der Straße sichtbar gemacht werden.

Schadstoffverringerung an der Zeppelinstraße zu Lasten anderer Stellen in Potsdam?

Angesichts morgendlicher Rückstaus bis nach Geltow und zunehmender Schleichfahrten durch Nebenstraßen halte er die Verengung für schlichtweg nicht zumutbar für die Anwohner der Zeppelinstraße, die Anwohner der Ausweichstrecken und für die Kraftfahrer, so der Stadtverordnete. Schließlich sei die Zeppelinstraße die einzige Ausfallstraße nach Geltow, Werder, Petzow, Groß Kreutz bis nach Brandenburg/Havel. Im Stadtgebiet würden nun andere Straßen stärker belastet – vormittags die Forststraße, die Kastanienallee und die Nansenstraße, nachmittags die Breite Straße, die Geschwister-Scholl-Straße und die Kreuzung Potsdamer Straße/Amundsenstraße. „Sollte es zu Schadstoffverringerungen an der Messstelle der Zeppelinstraße neben der Nansenstraße kommen, geht das zu Lasten der anderen Straßen“, so Schultheiß.

Tatsächlich werden seit dem Start des Modellversuchs niedrigere Schadstoffbelastungen in der Zeppelinstraße gemessen. Aus den Daten des Landesumweltamtes geht hervor, dass die durchschnittliche Belastung mit NO2 (Stickstoffdioxid) bis einschließlich Samstag bei knapp 35 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag. Zulässig sind 40 Mikrogramm – allerdings im Jahresdurchschnitt. Ob die testweise Einengung der Zeppelinstraße erfolgreich ist, lässt sich jedoch noch nicht sagen, weil die Messergebnisse durch kurzfristigere Einflüsse – wie das Wetter – verzerrt sein könnten. So könnte ein Teil des Stickstoffdioxids beispielsweise durch Regen ausgewaschen werden. Kurze Schauer reichen dazu allerdings nicht aus, wie ein Sprecher des Umweltbundesamtes den PNN sagte. Auch ein zeitweise niedriges Verkehrsaufkommen wegen der Sommerferien könnte sich auswirken. Allerdings startete die Zeppelinstraße am Donnerstag mit einer Grenzwertüberschreitung in die Sommerferien.

Bau der Busspur zwischen Geltow und Potsdam stockt

Die Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid sind seit Anfang 2015 rechtsverbindlich. Seitdem wurde in Potsdam über die Einengung der Zeppelinstraße diskutiert. Der frühere Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) wollte sie sogar ohne Votum der Stadtverordneten einführen. Doch die Mehrheit im Stadtparlament setzte zunächst eine Testphase durch. Die Menge von durchschnittlich 27 000 Autos täglich in der Zeppelinstraße soll durch eine Verringerung der Fahrspuren um 5000 reduzieren werden. Seit Anfang Juli gibt es für Autos nur noch eine Geradeausspur pro Richtung und eine abwechselnde Linksabbiegerspur.

Unterdessen kommt der Bau einer Busspur zwischen Geltow und Potsdam nicht voran. Über die sollten eigentlich die Busse aus Werder (Havel) am Stau vorbei nach Potsdam gelangen. Derzeit werde das Genehmigungsverfahren vorbereitet, hieß es auf Anfrage aus der Stadtverwaltung. Eigentlich sollte das Verfahren bereits im Frühjahr beginnen. Doch daraus wurde nichts. Es seien weitergehende Prüfungen notwendig, so Stadtsprecherin Friederike Herold. Angaben über einen konkreten Umsetzungszeitraum oder Kosten könnten daher nicht gemacht werden.

Mehr als 15 000 Dieselfahrzeuge in Potsdam vom Verbot betroffen?

Hat die Stadt mit dem Modellversuch keinen Erfolg, könnte wie berichtet weiteres Ungemach drohen: Die Deutsche Umwelthilfe hat bereits gegen 16 Städte Klagen eingereicht, um Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in besonders belasteten Straßen zu erzwingen. Erfolgreich war sie zum Beispiel in Düsseldorf. Die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen musste Dieselfahrverbote in ihren Luftreinhalteplan aufnehmen. In dieser Woche wird ein weiteres Urteil in Stuttgart erwartet. Eine Klage behält sich die DUH auch für Potsdam vor. Man beobachte sehr aufmerksam, was in Potsdam zur Luftreinhaltung unternommen werde.

Sollte es zu einem Dieselfahrverbot in Potsdam kommen, hätte das erhebliche Konsequenzen. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes sind in Potsdam 20 800 Pkw mit Dieselantrieb registriert. Wird – wie derzeit in Stuttgart diskutiert – eine Ausnahme für Dieselfahrzeuge mit der neuesten Abgasnorm Euro-6 gemacht, wären lediglich 3800 Fahrzeuge vom Fahrverbot befreit. Und selbst der Potsdamer Verkehrsbetrieb wäre betroffen: Von seinen 57 Bussen erfüllen derzeit nur 16 die neueste Abgasnorm. In den nächsten beiden Jahren sollen 24 neue Busse jedoch alte Volvo-Busse ersetzen.

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