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Frisch vom MARKT: Zarte Begonie

Steffi Pyanoe verrät, was auf Potsdams Märkten in den Korb gehört – immer samstags für den Einkauf unter freiem Himmel.

Die arme Begonie. Sie hat ein bisschen den Ruf weg als Friedhofsblume, sagt Jürgen Seeger. Weil sie so anspruchslos ist und auch mal ein paar Tage ohne Wasser auskommt. Und wenn sie dann wieder gegossen wird, sagt Gärtner Seeger, dann nimmt sie einem das nicht übel wie manch empfindliche Pflanze, sondern erholt sich schnell.

Außerdem blüht sie das ganze Jahr durch, bis in den Herbst – nein, Friedhofsblume ist nicht nett für die kleine Zarte mit den röschenartigen Blüten, rosa, weiß oder lachsrot. Das Pflänzchen macht einen aufgeräumten Eindruck, in sich kompakt, die Blätter mit glatten, glänzenden Oberflächen, die Blüten wie dünnes, aber solides Porzellan. Eisbegonien und Knollenbegonien – zwei von Hunderten Arten, von denen die meisten es subtropisch und feucht lieben – gibt es seit Mitte Mai endlich auch am Stand von Jürgen Seeger. Seine Stammkunden haben schon darauf gewartet. „Ich kaufe die nur hier, es sind die besten“, sagt eine Dame, die er noch vor 14 Tagen vertröstet hat: „Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an, wenn es gut werden soll. Der Kunde darf nicht ungeduldig werden.“ Der Gärtner im Übrigen auch nicht, wenn Baumärkte und die Konkurrenz früh Hochgezogenes und Gepäppeltes anbieten. „Das ist doch wider die Natur“, sagt Seeger. „Alles hat seine Zeit.“ Auch ist es bitter, wenn Kunden sich dort mit Balkonpflanzen oder Tomaten eindecken, obwohl es noch viel zu zeitig ist und er mit seinen Pflänzchen später dumm dasteht.

Belüftung härtet die Pflänzchen ab und macht sie stark

Mit den Begonien dürfte ihm das nicht passieren, die sind gut nachgefragt. Sie kamen als empfindliche Sämlinge zu ihm, fingergroß, industriell vorgezogen, weil die Samen so winzig sind, sagt er, das machen alles Maschinen. Dann aber wurden die Pflänzchen befreit. Er setzte sie in gutes Substrat, das er selber mischt, nicht nur Torf, und stellte sie zum Wachsen in einen Frühbeetkasten. Da kann man bei gutem Wetter das Dach öffnen, Belüftung härtet ab und macht stark. Deshalb blühen seine Pflanzen länger und behalten ihre kräftige Farbe. Die Dame, die um die Ecke im Französischen Quartier wohnt, weiß das und nimmt gleich mehrere mit. „Unser Balkon ist der schönste,“ sagt sie, dafür lohne das Warten auf Begonien aus Bornim.

Gibt’s auf dem Markt auf dem Bassinplatz. Gezeichnet hat die Begonie die Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann

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