zum Hauptinhalt

Sport: WM-Countdown

Melanie Seeger, Sabine Zimmer, Andreas Erm und Claudia Hoffmann verabschieden sich heute aus Potsdam

Melanie Seeger, Sabine Zimmer, Andreas Erm und Claudia Hoffmann verabschieden sich heute aus Potsdam Von Michael Meyer Melanie Seeger kann die Zeit nicht abwarten. Am kommenden Montag trifft sich die Deutsche Leichtathletik-Nationalmannschaft im Trainingslager Kienbaum zur Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung auf die Weltmeisterschaften vom 23. bis 31. August in Paris, aber Potsdams Spitzengeherin fuhr schon am Dienstagnachmittag in das Dorf zwischen Strausberg und Fürstenwalde. Allerdings nicht zum Trainieren; das macht sie dieser Tage entlang der Straße Potsdam – Geltow – Ferch. Die 26-Jährige besuchte in Kienbaum ihren Freund Tim Wieskötter vom KC Potsdam im OSC, der sich dort noch bis morgen für die Kanu-WM fit macht. „Überhaupt bin ich gern in Kienbaum“, bekannte Seeger. „Mir gefällt die dörfliche Abgeschiedenheit dort. Außerdem wohnt im Ort meine Cousine Heideroset, die ich auch immer gleich besuche, wenn ich dort bin.“ Kein Bammel vor der Hitze In Kienbaum werden sich neben Melanie Seeger auch Sabine Zimmer, Andreas Erm (alle Gehen) und Claudia Hoffmann (400- m-Staffel) vom SC Potsdam in der kommenden Woche den letzten „Schliff“ für die WM holen; heute Abend wird ihr Verein das Quartett, für das der WM-Countdown begonnen hat, im Ascot-Bristol-Hotel feierlich Richtung Seine verabschieden. Die beiden Geherinnen werden schon am kommenden Donnerstag nach Paris fliegen, denn ihr Start über 20 Kilometer erfolgt am 24. August früh um 9.30 Uhr. „Ich will versuchen, den Wettkampf möglichst ruhig anzugehen und mich nicht gleich selbst unter Druck zu setzen. Im letzten Jahr habe ich den Fehler gemacht, zu verkrampft ins Rennen zu gehen“, meint Seeger. Die Folge: Bei den Europameisterschaften in München kam der Schützling von Trainer Michael Klabuhn nur auf den 14. Platz, nachdem bei den WM 2001 immerhin Rang 7 herausgesprungen war. „Ein Platz unter den ersten zehn, zwölf soll es diesmal wieder sein, um die Förderung für das Team Gehen mit abzusichern“, erzählte Seeger, die sich in diesem Jahr u. a. in Südafrika, Mexiko und Bulgarien auf den Saisonhöhepunkt vorbereitete. Vor den in Paris befürchteten Hit- zetagen habe sie keinen Bammel, sagte sie. Sie habe bei den WM 1999 in Sevilla (Rang 33) schon eine Hitzeschlacht gehabt. „Wenn man gut in Form ist, kann man bei jedem Wetter gehen.“ Etwas Großes als Zugabe Während Melanie Seeger – die bei der Deutschen Meisterschaft dieses Jahres im April in Naumburg ihre eigene nationale Bestzeit um fast eine Minute auf 1:29:44 h schraubte – trotz aller eigenen Bekundungen einem gewissen Erwartungsdruck ausgesetzt ist, kann Vereinskameradin Sabine Zimmer die 20 km völlig unbelastet angehen. „Die WM ist schon etwas Neues und ganz Großes, für mich in diesem Jahr aber eine gewisse Zugabe“, erklärte die 22-Jährige, die im Juli bei den U23-Europameisterschaften in Bydgoszcz Bronze in 1:35:56 h gewonnen hatte; bei den „Deutschen“ in Naumburg war sie sogar 1:31:18 h schnell. „Am Freitag mache ich tempomäßig meine letzte großer Belastung, und dann sind nur noch lockere Einheiten und Kräftesammeln angesagt“, umriss der Schützling von Trainer und Lebenspartner Marino Grandi die Planung für die letzten Tage bis zum 24. August. „Mein Ziel in Paris ist es dann, nochmal einen guten Wettkampf abzuliefern, ohne dass ich mich vorher auf eine Platzierung festlege.“ Sie sei mittlerweile doch schon aufgeregt, bekannte Sabine Zimmer, und hoffe an der Seine auf ein kleines meteorologisches Tief. „Gegen die derzeitige Wärme bin ich noch nicht so resistent, vielleicht auch, weil ich in diesem Jahr kein Klimalager mitmachen konnte. Die Hitze belastet mich jetzt nicht extrem, weil meine Trainingsstrecke von Hermannswerder nach Caputh im Schatten liegt, aber wenn in Paris 35 Grad herrschen sollten, wäre das nicht so günstig für mich.“ Das abschließende Höhentrainingslager des deutschen Geherteams im bulgarischen Belmeken-Gebirge fiel für Zimmer wegen der U23-EM aus. „Der Schmerz ist noch nicht weg“ Erst seit einigen Tagen von den Belmeken zurück ist Andreas Erm. „Dort stand Kraftentwicklung im Vordergrund, denn die WM- Strecke ist ziemlich schwer“, weiß er zu berichten. „Wir haben dort auch zweimal bergan trainiert, also jedesmal so 36 Kilometer den Berg hoch.“ Und das bei Temperaturen von nur 15, 16 Grad, „was mir fast zu kalt ewar, weil ich eigentlich Hitze mag.“ Nach seinen tollen 3:43:53 h bei den Deutschen Meisterschaften in Naumburg war Erm immer wieder von Verletzungspech heimgesucht; vor allem eine Entzündung im Steißbereich machte ihm lange Sorgen. „Inzwischen sieht es wieder ganz gut aus, obwohl der Schmerz noch nicht weg ist“, signalisierte er nun. „Den langen Trainingsausfall kann man sicher nicht wett machen, aber meine Form ist nicht schlecht.“ Das merke er daran, wie er die Einheiten im Training abspulen könne. Außerdem sei er in einem letzten Test im Trainingslager, einer Tempoeinheit über eine kurze Strecke, „relativ schnell gewesen“, obwohl ihm in dieser Saison durch die Verletzungen nur relativ wenig Tempotraining möglich gewesen sei. „Jetzt muss man alles so machen, dass sich die Form pünktlich zum Wettkampf entwickelt.“ Wenn Erm – neben Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss (Neubrandenburg), Speerwerferin Steffi Nerius (Leverkusen) und Diskuswerfer Lars Riedel (Chemnitz) einziger DLV-Athlet unter den ersten Drei der entsprechenden aktuellen Weltbestenliste – am 27. August in Paris als einziger deutscher Geher die 50 km in Angriff nimmt, „wünsche ich mir natürlich eine Medaille. Aber ob es dazu reicht, muss man sehen“, meint der 27-jährige Olympia-Fünfte von Sydney 2000. „Für einen Platz unter den ersten Sechs müsste meine Form aber reichen.“ Staffelläufe mit Fuß-Goldkettchen Mit ihren erst 20 Lenzen das „Küken“ im Potsdamer Quartett ist Claudia Hoffmann, die sich am 3. August in Leverkusen in allerletzter Sekunde das Ticket nach Paris sicherte, wobei sie über 400 m in 52,27 s neue persönliche Bestzeit lief. Beim Weltchampionat ist die aus Nauen stammende Läuferin für die 4mal 400 m vorgesehen; gemeinsam mit Grit Breuer (Magdeburg), Claudia Marx (Berlin) und Birgit Rockmeier (Dortmund). Auch Shanta Gosch (Rehlingen) gehört zum Staffel-Kaderkreis, „aber ich gehe davon aus, dass ich laufen werde“, zeigte sich die von Frank Möller trainierte Athletin selbstbewusst. „Im entscheidenden Rennen in Leverkusen war ich vor Gosch, daher wurde mir das zugesagt. Wer in Paris auf welcher Position laufen wird, erfahren wir aber sicher erst am Tag davor.“ Da die Staffel erst an den beiden letzten WM-Tagen läuft, ist für sie in Kienbaum noch ein bisschen mehr Training vorgesehen. „Auch jetzt die Tage in Potsdam hatten wir nochmal schöne Programme, um meine Leistung zu halten.“ In Kienbaum werde es weiter Laufeinheiten geben, aber auch das Wechseln geübt. „Damit habe ich eigentlich keine Probleme“, so Claudia Hoffmann, „denn ich laufe jetzt schon vier Jahre in der U20- und der U23-Nationalstaffel.“ Bei den diesjährigen U23-EM in Bydgoszcz gewann die Potsdamerin mit der deutschen Staffel über vier Stadionrunden Bronze. WM-„Generalprobe“ sind für Claudia Hoffmann die Deutschen Junioren-Meisterschaften am Wochenende in Krefeld, „wo ich aber nur die 200 Meter laufe.“ Erneut mit einem Goldkettchen am rechten Fuß. „Dieses Kettchen mit einem kleinen Stern hat mir meine Mutter mal als Maskottchen geschenkt, und das mir bisher immer Glück gebracht.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false