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Gedenkstätte Lindenstraße.

© A. Klaer

Potsdam: Gedenken an die Opfer des Holocaust: „Wir dürfen uns nicht aus der Geschichte entlassen“

Anlässlich des Internationalen Gedenktags wurde am Mittwoch an mehreren Orten in Potsdam an die Opfer des Holocaust erinnert. In der Gedenkstätte Lindenstraße, wo zur Zeit des Nationalsozialismus das Erbgesundheitsgericht, das Amtsgericht und das Untersuchungsgefängnis für politische Häftlinge untergebracht waren, wurde um 12 Uhr eine Gedenkstunde mit anschließender Führung veranstaltet.

Von Katharina Wiechers

Anlässlich des Internationalen Gedenktags wurde am Mittwoch an mehreren Orten in Potsdam an die Opfer des Holocaust erinnert. In der Gedenkstätte Lindenstraße, wo zur Zeit des Nationalsozialismus das Erbgesundheitsgericht, das Amtsgericht und das Untersuchungsgefängnis für politische Häftlinge untergebracht waren, wurde um 12 Uhr eine Gedenkstunde mit anschließender Führung veranstaltet. Abends hatte das evangelische Pfarramt in der Nagelkreuzkapelle eingeladen, um am Portal des Langen Stalls Kerzen anzuzünden und jüdische Trauergebete zu sprechen. Zur gleichen Zeit war im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte ein Vortrag über Juristen jüdischer Herkunft im Landgerichtsbezirk Potsdam geplant. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) legte hingegen um 13.30 Uhr einen Kranz am Willi-Frohwein-Platz in Babelsberg nieder – gemeinsam mit der Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Birgit Müller (Linke). In seiner Rede erinnerte Jakobs an die im Holocaust ermordeten Menschen und würdigte im Besonderen den Auschwitz-Überlebenden Willi Frohwein. Der gebürtige Spandauer war von den Nazis zum Halbjuden erklärt worden und musste in einem Rüstungsbetrieb arbeiten. Er floh, wurde gefasst und nach Auschwitz gebracht. Er überlebte das zweijährige Martyrium und fand seine neue Heimat in Potsdam. Frohwein sei wie viele Überlebende viele Jahre lang stumm gewesen, sagte Jakobs. Später habe er sich in Potsdam unermüdlich dafür eingesetzt, die Erinnerung wachzuhalten. 2012 wurde der Platz an der Großbeerenstraße nach ihm benannt. Es sei eine Pflicht, gegen das Vergessen anzureden und zu mahnen, sagte Jakobs. „Denn wenn heute wieder Menschen wie in Syrien verfolgt werden, wenn barbarische Terroranschläge wie in Istanbul unschuldige Menschen in den Tod reißen, wenn durch die Millionen Geflüchteten weltweit Fremdenfeindlichkeit und antisemitische Hetze auch in unserem Land wieder ihr hässliches Gesicht zeigen, dann sehen wir uns mehr denn je in der Verantwortung, uns nicht aus unserer Geschichte zu entlassen und aus ihrem Erbe zu befreien. Lassen Sie uns nicht verzagen, sondern mit festem Willen und mit fester Stimme Nein sagen zu Fremdenfeindlichkeit und Hass."

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