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Unerbittlich. Wenn wie hier in Drewitz im Sommer die Sonne auf die Fassaden der Plattenbauten brennt, kann das für die Bewohner:innen fast unerträglich werden.

© Ottmar Winter

Klimabilanz für Potsdam 2021: Wie Potsdam gegen zu große Sommerhitze kämpfen will

Im Jahr 2021 blieben die Temperaturen in Potsdam zu hoch. Immerhin regnete es viel. Das Rathaus denkt über besseren Hitzeschutz für Mieter nach.

Zu Silvester wird es ungewöhnlich mild. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag mitteilte, werden am Freitag zu Silvester fast frühlingshafte Temperaturen von bis zu 14 Grad erwartet. Dazu gibt es gebietsweise Regen. Schon am Donnerstag steigen die Temperaturen bei trübem Wetter auf bis zu 11 Grad.

Mit dem für die Jahreszeit zu warmen Wetter setzt sich ein Trend fort. Experten konnten dies schon in den vergangenen Monaten in ihren Daten lesen: Bei der Auswertung von offiziellen Wetterdaten in professionellen Meteorologie-Portalen wie wetterkontor.de zeigt sich, dass 2021 eine sommerliche Dürre wie noch in den Vorjahren ausfiel. Gleichwohl war es allerdings die meiste Zeit zu warm, zumindest wenn man die durchschnittlichen Temperatur- und Niederschlagswerte zwischen 1961 und 1990 als Maßstab nimmt, als der menschengemachte Klimawandel noch nicht so vorangeschritten war wie jetzt.

Wärmer als sonst

So waren neun von zwölf Monaten im zurückliegenden Jahr 2021 wärmer als der langjährige Durchschnitt. Spitzenreiter war der Juni, der mit 21,1 Grad im Schnitt 4,5 Grad zu warm ausfiel. Auch der von vielen als zu kalt empfundene Sommer war 2,3 Grad wärmer als zwischen 1961 und 1990. Allerdings regnete es häufiger als in den Vorjahren: So blieben nur der April und der Oktober mit 73 und 65 Prozent der sonst üblichen Wassermenge zu trocken. Ob das auch im Dezember so wird, ist noch unklar – es sind noch Niederschläge bis Silvester angekündigt. In den meisten anderen Monaten wurden Durchschnittswerte erreicht – im August regnete es mit rund 110 Litern pro Quadratmeter sogar 182 Prozent der sonst üblichen Menge. Am 4. November regnete es sogar an einem Tag mehr als 50 Liter pro Quadratmeter.

Zum Vergleich: 2020 hatte die Temperatur noch 2,4 Grad über den Durchschnittswerten zwischen 1961 und 1990 gelegen, nur 85 Prozent der damals üblichen Niederschlagsmenge wurde erreicht. 2018 war sogar nur 59 Prozent des sonst üblichen Niederschlags gefallen, bei 2,5 Grad mehr. Die Erwärmung ist für Flora und Fauna schädlich, auch weil mehr Wasser verdunstet und so nicht mehr vor Ort zur Verfügung steht. Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hatten auf solche Zusammenhänge bereits in den vergangenen Jahren hingewiesen.

Mehrfach schon haben gerade junge Potsdamer für mehr Klimaschutz in der Stadt demonstriert
Mehrfach schon haben gerade junge Potsdamer für mehr Klimaschutz in der Stadt demonstriert

© Andreas Klaer

Schlösserstiftung warnte vor Langzeitschäden

Angesichts dieser Auswirkungen hatte im November der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Christoph Martin Vogtherr, vor dauerhaften Schäden für die Welterbeparks der Stadt gewarnt, ausgelöst durch eine „toxische Mischung“ aus Klimawandel und Übernutzung. In allen Bereichen der Parks Sanssouci und Babelsberg und des Neuen Gartens seien bereits bei tausenden Bäumen bleibende Schäden wie lichtere Kronen zu sehen – vor allem durch die besagten Dürreperioden der vergangenen Jahre.

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Doch auch in der Potsdamer Bevölkerung macht man sich Gedanken. So hatte sich die Bürgervertretung Drewitz zuletzt in einem Schreiben besorgt gezeigt, dass häufigere Hitzeperioden zu gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Wohnungen des Plattenbauviertels führen könnten. Dies hatte den Stadtverordneten Sascha Krämer (Linke) zu einer Kleinen Anfrage animiert. Dazu antworteten zuletzt die Umweltverwaltung im Rathaus sowie die kommunale Bauholding Pro Potsdam, gerade bei Plattenbauten im unsanierten Zustand führe eine zu geringe Dämmung zu einer erhöhten Erwärmung der Wände und der Dachgeschosse. Im Zuge von Sanierungen würden zum Beispiel spezielle Außenanstriche gegen zu starke Aufheizung verwendet, aber auch Wärmeschutzverglasung oder Außenjalousien.

Förderprogramme fehlen

Doch ob das reicht, ist auch aus Sicht des Rathauses und der Pro Potsdam fraglich, wird in der Antwort deutlich. Um einen verstärkten Einsatz von beispielsweise strombetriebenen Klimaanlagen zu vermeiden, seien weitere Maßnahmen erforderlich. Allerdings sei es leider so, dass zusätzliche Vorsorgemaßnahmen über den gesetzlichen Standard hinaus derzeit nicht gefördert würden, speziell im sozialen Wohnungsbau. Gleichwohl untersuche man im Zuge der Planungen zur Sanierung des Wohngebiets am Schlaatz, inwiefern dort „der sommerliche Wärmeschutz noch besser gewährleistet werden kann“, so Rathaus und Pro Potsdam.

Für das Wohngebiet Drewitz sei ein Hitzeschutzkonzept schon erstellt, hieß es aus der Verwaltung. Dabei seien auch Themen wie eine dichtere Bepflanzung oder weniger Beton auf Böden beachtet worden – mit Unterstützung des Forschungsprojekts „Extrass“ der Universität Potsdam. Dabei ging es darum, Kommunen wie Potsdam besser gegen extreme Wetterereignisse zu wappnen.

Eine Stadtklimakarte

In diesem Rahmen wird derzeit eine Stadtklimakarte für Potsdam erarbeitet. Sie ist fast fertig und soll eine Planungsgrundlage für den Umgang mit dem Klimawandel bieten, etwa zur Höhe und zum Standort neuer Gebäude oder wo weitere Bäume nötig wären. Für Drewitz gäbe diese Karte teilweise Entwarnung. Dort gebe es „ein geringeres Überwärmungsrisiko“, denn die Einwirkung von Kaltluft, gerade in den Nachtstunden, sei durch die Lage gegeben.

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