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Landeshauptstadt: Widerstand gegen Ein-Euro-Jobs

Jahresbilanz des Innungshandwerks / Städtische Aufträge wichtig / Von Gewoba-Bauprogramm profitiert

Jahresbilanz des Innungshandwerks / Städtische Aufträge wichtig / Von Gewoba-Bauprogramm profitiert Der Potsdamer Dachdeckermeister Dietmar Kannenberg sieht zufrieden aus. Er hat 2004 vom Altbau-Sanierungsprogramm der Gewoba profitiert. Da die Firma speziell im denkmalpflegerischen Bereich tätig ist, hat sie ein gutes Stück vom Bauvolumen abbekommen und kam mit 40 Mitarbeitern ohne Probleme durchs Jahr. Die Aussichten 2005 sieht Kannenberg dafür nicht ganz so rosig. Bei der gestrigen Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Potsdam, zu der auch die Innungsbetriebe des Umlands gehören, wurde klar, dass vor allem das Baugewerk auf kommunale Aufträge angewiesen ist. Wie der Obermeister der Baugewerksinnung Eckehard Hummel betonte, sei es nicht das Ausschreibungsverfahren, zu dem die Kommune verpflichtet sei, das man moniere, sondern Zuschläge an Großauftragnehmer außerhalb der Region, die dann kleine ortsansässige Subunternehmen in Niedriglohnverträge pressten. Auch gegen die Ich-AGs und die neuen Ein- Euro-Jobs gibt es aus der Kreishandwerkerschaft heftigen Widerstand. So kennt zum Beispiel der neue Obermeister des Gebäudereinigerhandwerks Bernd Blechschmidt schon Beispiele, dass Dienstleistungen wie die Säuberung von Schulen und Kitas den Ein-Euro-Arbeitern anvertraut werden sollen und so der Reinigungsbranche verloren gehen. Das führe dann wieder zu Entlassungen in den Betrieben, so Blechschmidt. Auf diese Weise werde nur die Statistik frisiert, aber keine Arbeit geschaffen. Ein Gespräch über diese Jobs wird es deshalb zwischen Stadt und Kreishandwerkerschaft geben. Potsdam wurde generell eine gute Zusammenarbeit mit dem Handwerk bescheinigt und der Bericht der Gastreferentin, der Baubeigeordneten Elke von Kuick-Frenz, mit Beifall aufgenommen. Sie hatte dargelegt, wie sich Potsdam fördernd um ihre Kleinbetriebe bemüht, die immerhin 80 Prozent des Unternehmensvolumen der Stadt ausmachen. Von den insgesamt 9500 Gewerbebetrieben seien 1538 dem Handwerk zuzurechnen, was ihre Wichtigkeit auch zahlenmäßig unterstreiche, so die Baubeigeordnete. Subventions- und Förderprogramme würden auch 2005 weitergeführt. Eine Entscheidung über den Landtagsneubau, mit dem sie fest rechnet, könne verstärkt Arbeit bringen und speziell in den eingemeindeten Bereichen werde es eine Reihe Aufgaben in der Strukturverbesserung geben. Trotzdem sieht die Entwicklung in den Innungshandwerksbetrieben noch immer rückläufig aus. Seit 1996 hat sich die Zahl der Betriebe halbiert. Sie ist von 1415 auf 815 gesunken. Getroffen hat es vor allem das Baugewerk und solche Berufszweige wie die Damenschneider sind sogar ganz verschwunden. H. Dittfeld

H. Dittfeld

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