zum Hauptinhalt

Musical der Uni Potsdam: Wenn Licht und Schatten singen

Der Kampf Gut gegen Böse, Freundschaft, Liebe und Mut: „Elion – Das Musical“ erzählt mit viel Humor sowie einem 80-köpfigen Ensemble eine irische Sage nach. Komponiert und organisiert hat das Stück Student Tobias Wilke.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Die Trommel donnert, ein diabolisches Lachen schallt bedrohlich durch den Raum und dann tritt es auf: das personifizierte – in diesem Fall singende – Böse mit Teufelshörnern und einer Bassstimme, die nachhaltig an den Wänden vibriert. Im Hintergrund tanzen Wesen mit Dämonengesichtern schwungvoll – so schwungvoll, dass sogar der gefesselt auf dem Boden sitzende Gefangene die Tanzschritte lernen möchte. Es sind komische Momente wie diese, die „Elion – Das Musical“ der Universität Potsdam besonders liebenswert machen. Am Mittwoch feierte es Premiere im Treffpunkt Freizeit, heute und morgen Abend sind weitere Vorstellungen angesetzt.

Es ist einige Jahre her, dass die Uni ein Musical inszeniert hat, nun hat sich Tobias Wilke an dieses große Projekt getraut. Der 21-Jährige studiert seit zwei Jahren Musik und Geschichte auf Lehramt in Potsdam und hat „Elion“ bereits zu Abiturzeiten geschrieben. „Das Musical war 2015 meine Abiturleistung, die jetzige Fassung ist aber nochmal ein wenig anders“, sagt Wilke, der sein Abitur in Staßfurt abgelegt und auch schon andere Musicals komponiert hat.

Große Themen, zurückhaltendes Bühnenbild

Auch wenn die Orchestrierung geändert wurde, die Grundgeschichte nach einer irischen Sage ist gleich geblieben: Der junge Mann Elion (Paul Schmidt) macht sich auf die Suche nach seinem Vater, der im großen Krieg zwischen Dunkelheit und Licht vermeintlich verstorben ist. Auf seiner Reise gelangt er ins Städtchen Newport, in der gerade das traditionelle Frühlingsfest gefeiert wird. Dort verliebt er sich in die schöne Eanna (Lea ter Vehn), muss sie jedoch gleich wieder verlassen, als der Schutzdiamant der Stadt gestohlen wird. Elion begibt sich mit seinem Freund Birger (Florian Reuß) in den düsteren Wald und trifft dort auf weit mehr als nur finstere Dämonen.

Der Kampf Gut gegen Böse, eine große Liebe, Mut und Freundschaft: „Elion – Das Musical“ bietet alles, was ein spannendes Stück ausmacht. Das Bühnenbild ist dabei angenehm zurückhaltend gestaltet. Ein finanzieller Aufwand war das Musical trotzdem, wie Wilke sagt. Unterstützung gab es von der Universitätsgesellschaft Potsdam und der Versammlung der Fachschaften. Die Vorstellungen kosten keinen Eintritt – am Eingang werden Spenden gesammelt.

Wird da schon wieder gesungen?

Erfrischend ist, dass sich das Musical bei all den großen Themen selbst nicht zu ernst nimmt: Immer wieder beschweren sich Figuren darüber, dass schon wieder gesungen wird oder es werden Zitate aus Film und Literatur eingestreut, die für Lacher sorgen. Besonders schön: Der Schlachtruf „Für Sparta!“ aus dem Film „300“. Aber auch Goethes „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein“ findet seinen Platz.

„Die Leute sollen lachen können“, sagt Tobias Wilke, der bereits seit Kindheitstagen Akkordeon spielt und deswegen auch immer Akkordeonspieler in seinem Orchester hat. Überhaupt ist das Orchester mit rund 30 Musikern besser besetzt als in manch großen Musicalhäusern. „Ich lege Wert auf einen symphonischen Klang“, sagt Wilke, der selbst als Dirigent anleitet. Sowohl die Musiker als auch das Ensemble sind aus Studierenden der Uni Potsdam zusammengesetzt. In einem großen Casting hat Wilke 80 Spielwütige zusammengetrommelt – die wenigsten von ihnen studieren Musik. „Tatsächlich haben wir Leute aus allen Fakultäten, im Orchester sitzen auch angehende Juristen“, erklärt Wilke. Das sei das Schöne an Musiktheater oder Musicals: „Das Genre bringt einfach unglaublich viele verschiedene Menschen zusammen, die Spaß an der Musik haben.“

Herausragende Sänger

Der Spaß ist der Truppe deutlich anzusehen: Enthusiastisch werden Bierhumpen aneinander gehauen oder die Tanzschritte vollführt. Vor allem die Ensemblenummern müssen sich in ihrer Kraft vor größeren Produktionen nicht verstecken und auch die Gesangsstimmen überzeugen. Marius Busch als Eannas Vater Solas und Peter Roskoden als der böse Diabhal sind herausragend, aber auch Paul Schmidts Elion und Lea ter Vehns Eanna berühren.

Nur acht Mal wurde innerhalb des letzten Jahres in einem Abstand von ein bis zwei Monaten geprobt, wie Tobias Wilke erzählt: „Mit so vielen Leuten, ist das einfach nicht anders zu organisieren.“ Im letzten Moment fallen dann auch noch die Tontechniker aus, Musiker müssen einspringen, die Technik steht am Mittwoch mitten im Orchester. Zu bemerken ist die Improvisation kaum, nur selten überlagert die – wunderbar eingängig komponierte – Musik die Sängerstimmen. Und spätestens wenn der Bass des Bösen ertönt, funktioniert alles wieder, wie es soll.

+++

Nächste Vorstellungen am heutigen Freitag um 19.30 Uhr und morgen um 17.30 Uhr im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Anmeldungen unter: musical.elion@gmail.com.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false