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Lernort. Eigentlich sollen Grundschüler täglich mehrere Stunden unterrichtet werden. Doch Stundenausfall durch Engpässe beim Lehrpersonal gibt es auch in Potsdam – akut an der Waldstadt-Grundschule. Der Kreiselternrat fordert eine größere Vertretungsreserve.

© dpa

Engpass an Waldstadt-Grundschule: Wenn Lehrer an Potsdams Schulen fehlen

Die Waldstadt-Grundschule kämpft mit einem Personalengpass, Eltern reagieren verunsichert. Ein typisches Problem an Potsdamer Schulen.

Waldstadt - Ein Brief der Direktorin der Waldstadt-Grundschule wirft ein Schlaglicht auf die mitunter schwierige Personallage an Potsdamer Schulen. In dem Schreiben, dass Schulleiterin Ute Gehrmann bereits Ende vergangener Woche an alle Eltern versendete, wird die Personalsituation an der Schule als problematisch geschildert.

Auch Klassenleiter fehlen an Waldtstadt-Grundschule

Die Lage bestehe seit Beginn des zweiten Halbjahres vor einem Monat. Die Gründe seien – neben allgemeinen Krankheiten – eine längerfristige Erkrankung bis zu den Sommerferien, eine Kollegin in Mutterschutz und ein kurzfristiges Arbeitsverbot für eine Lehrerin in Schwangerschaft aufgrund von Scharlachfällen an der Schule. „Die Absicherung des Fachunterrichts gestaltet sich teilweise sehr schwierig“, so Gehrmann. Es gehe auch um fehlende Klassenleiter – die gerade im Grundschulbereich als besonders wichtig gelten. Um weiterhin „fachgerechten Unterricht“ zu ermöglichen, sei eine Änderung bei den Stundenplänen nötig, heißt es in dem Schreiben, das auch auf der Internetseite der Schule veröffentlicht wurde und bei einigen Eltern der rund 400 Schüler für Verunsicherung sorgte – die wiederum die PNN über das Schreiben informierten.

Aus Sicht des Bildungsministeriums und des unterstellten Schulamtes handelt es sich allerdings um ein Problem, wie es eben im Alltag von Schulen immer wieder einmal vorkomme. Das machte Ministeriumssprecher Ralph Kotsch am Montag gegenüber den PNN deutlich. Trotz der Ausfälle werde versucht, den Unterricht abzudecken, damit die Zahl der Stundenausfälle nicht über das übliche Maß steigen müsse. In solchen Fällen sei vor allem die Schule gefragt, rechtzeitig Vertretungskräfte zu organisieren. Die Reserve der Schule sei allerdings relativ gering, räumte Kotsch ein. Denn zu groß dürfe dieser Puffer auch nicht sein – falls er eben nicht benötigt wird. Für langfristige Fälle könne das Land auf ein extra Vertretungsbudget zurückgreifen, um Ersatzpersonal einzustellen. Für die Waldstadt-Schule sei bereits eine Ersatzkraft gefunden, die noch kurzfristig bewilligt werden muss. Eine weitere Stelle sei ausgeschrieben, in dem Fall laufe die Bewerbungsfrist aber noch. Auch für die Langzeiterkrankung müsse ein Ersatz gefunden werden, kündigte Kotsch an. An der Waldstadt-Grundschule in der Friedrich- Wolf-Straße arbeiten zurzeit 24 Lehrkräfte, dazu kommen vier Vertretungslehrer. Zugleich lobte der Ministeriumssprecher die Entscheidung der Schulleitung, die Eltern der Einrichtung transparent über die zeitweisen Schwierigkeiten zu informieren.

Potsdam steht im Vergleich zu ländlichen Regionen deutlich besser da

Solche Probleme kennt auch Markus Kobler, der Sprecher des Potsdamer Kreiselternrats – die Interessenvertretung der Eltern von schulpflichtigen Kindern. Allerdings sei das Problem, dass wegen fehlender Lehrer Unterricht ersatzlos gestrichen werden muss, in Potsdam noch nicht so ausgeprägt wie etwa in ländlichen Regionen in Brandenburg. Denn zwar funktioniere die Vertretungsregelung theoretisch relativ gut, versuche auch das Schulamt im Fall von Langzeiterkrankungen schnell zu helfen. „Doch es gibt eben Fächer, in denen nur noch wenige Lehrer auf dem Markt sind.“ Dann sei die Besetzung von vakanten Stellen ein Problem – allerdings seien die Schwierigkeiten in einer attraktiven Stadt wie Potsdam nicht so groß wie in anderen Teilen Brandenburgs. Ihm seien daher auch keine Fälle in Potsdam bekannt, bei denen etwa Seiteneinsteiger ohne Pädagogikstudium den Unterricht bestreiten müssen. Allerdings habe zuletzt etwa eine Schule im Potsdamer Norden zwei Wochen lang keinen Englischunterricht anbieten können – in solchen Fällen könne man dann notfalls auch andere Unterrichtsfächer zeitweise vorziehen, so der Elternsprecher.

Um solche Zustände zu vermeiden, forderte Kobler, generell die Vertretungsreserve an den Schulen zu erhöhen. Das wiederum lehnte Ministeriumssprecher Kotsch ab – weil es eben auch sein könnte, dass der Ersatzpool nicht benötigt wird. Vor Jahren hatte zudem die Stadt Potsdam einen Vertretungsfonds aus eigenen Mitteln eingerichtet, dann aber wegen der Zuständigkeit des Landes wieder darauf verzichtet. Und weitere Personalengpässe an Potsdamer Schulen seien derzeit auch nicht bekannt, hieß es aus dem Ministerium auf Nachfrage. Momentan erfasst die Behörde mit einer Umfrage unter märkischen Schulen den Anteil von Unterrichtsausfall und geleistetem Vertretungsunterricht, wie es auf der Internetseite des Ministeriums weiter heißt. 

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