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Landeshauptstadt: Weisse Flotte darf am Neptunbassin bauen SPD, CDU und Linke für Winkens-Entwurf.

Jakobs übt scharfe Kritik an Dietz-Joppien

Von Peer Straube

Innenstadt - Der umstrittene Neubau für die Weisse Flotte am Rande des Neptunbassins darf errichtet werden. Die Stadtverordneten stimmten am Mittwochabend mit überraschend deutlicher Mehrheit und mit den Stimmen von SPD, CDU und Linken für das winkelförmige Glasgebäude, in dem neben der Flottenverwaltung auch ein Restaurant mit 250 Plätzen untergebracht werden soll.

Vertreter der Bürgerinitiative Mitteschön und des Fördervereins zum Wiederaufbau des Neptunbassins hatten zuvor vergeblich versucht, den Neubau an diesem Standort zu verhindern und stattdessen dafür plädiert, das Gebäude am Bahndamm zu errichten. Fördervereinschef Rudolph Freiherr von Ketteler warnte vor einem Scheitern des Wiederaufbaus des Neptunbassins. Werde dessen Rand bebaut, würden zugesagte Spenden in Höhe von 100 000 Euro wieder zurückgezogen. Mitteschön-Sprecherin Barbara Kuster erklärte, der Entwurf für den Flottenneubau erfülle nicht die hohen Ansprüche für „diesen herausgehobenen Ort am Wasser“.

Saskia Hüneke, Fraktionschefin der Bündnisgrünen, scheiterte mit einem Antrag, wonach der von den Lustgarten- Architekten Dietz-Joppien vorgeschlagene Standort am Bahndamm für den Flottenneubau festgeschrieben werden sollte. Dietz-Joppien hatten zur Jahrtausendwende den Wettbewerb zur Gestaltung des Lustgartens gewonnen. Am vergangenen Montag hatten die Architekten vor einer Bebauung des Neptunbassins gewarnt und stattdessen den Entwurf für ein langgestrecktes Glasgebäude für die Flotte präsentiert, das neben dem Bahndamm platziert ist. Sollte das Neptunbassin bebaut werden, wollen Dietz-Joppien die Stadt wegen Verletzung des Urheberrechts verklagen.

Diese Klagedrohung ist auch der Grund, warum die Stadtverordneten im nicht-öffentlichen Teil die geplante Übertragung des Baugrundstücks an die Weisse Flotte in Erbbaupacht zunächst auf Eis legten. Ein baldiger Baustart ist daher nicht zu erwarten. Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) hatte im PNN-Interview von einer zeitlichen Verzögerung von mindestens einem Jahr gesprochen, sollte es zu einer Klage kommen, die die Stadt ihrerseits mit einer Gegenklage beantworten will, weil ihrer Ansicht nach das Urheberrecht der Lustgarten-Architekten nicht berührt ist. Klipp erklärte am Mittwoch, er sei nach wie vor an einer gütlichen Einigung mit Dietz-Joppien interessiert.

Ob dies gelingt, ist fraglich. Denn im Zuge der gestrigen Debatte warfen Weisse-Flotte-Architekt Karl-Heinz Winkens und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) Dietz-Joppien vor, ihrerseits gegen das Urheberrecht verstoßen zu haben. Er sei irritiert, dass „Kollegen gestalterische Elemente von uns übernommen haben“, sagte Winkens. Dies sei eine „sehr schlechte Verfahrenskultur“. Deutlich schärfer äußerte sich Jakobs. Der Vorschlag von Dietz-Joppien sei „nichts eigenes Kreatives, sondern ein aufgeklappter Winkens-Entwurf“, sagte er und warf Dietz-Joppien „Verarsche“ vor, die mit „Qualität nichts zu tun“ habe. Die Lage am Bahndamm sei „äußerst unattraktiv“, sagte der Rathauschef. Eine Stadt wie Potsdam brauche „nicht nur schöne Gärten“, sondern müsse darüber hinaus auch lebendig sein.

Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg erklärte, trotz der Rückkehr zur Historie in der Stadt müsse auch Raum für neue Entwicklungen bleiben. Angesichts von jährlich 300 000 Fahrgästen trage der Neubau am Neptunbassin zu einer Belebung des Lustgartens bei.

Klipp erklärte, einen Neubau für die Flotte am Bahndamm zu errichten, sei nicht möglich. Auch wies er Vorwürfe zurück, dass es am Neptunbassin Probleme mit dem Baurecht geben könnte. Die Genehmigung könne auch auf der öffentlichen Grünfläche Lustgarten erteilt werden, weil der Neubau die Funktion des Areals als Freizeit- und Erholungsgebiet stärke.

Die Fraktionen von FDP, Bürgerbündnis, Grünen und Potsdamer Demokraten hatten ihre Zweifel an Klipps Darstellung. Die rechtliche Beurteilung habe der Dezernent „fünf nach zwölf“ geliefert, obwohl er Monate dafür Zeit gehabt habe, kritisierte Wolfgang Cornelius (Demokraten). Es sei keinesfalls klar, dass die Stadt einen Rechtsstreit gewinne.

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