zum Hauptinhalt
Anziehend. Touristen verbinden mit der Landeshauptstadt Potsdam meist das Weltkulturerbe um die Schlösser und Gärten. Das Markenversprechen im neuen Tourismuskonzept lautet deshalb auch „Ohne, Sorge. Sans, souci“. Auch bei der ITB in Berlin wirbt die Stadt mit dem Schloss als Fotomotiv.

© r.b.

Für Kulturliebhaber und Entschleuniger: Was Touristen nach Potsdam zieht

Potsdams Tourismusboom hält weiter an, 2017 verzeichnete die Landeshauptstadt erneut über eine Million Übernachtungen. Der Markenkern soll geschärft werden.

Potsdam - Die Zahl der Touristen, die Potsdam besuchen, ist 2017 erneut gestiegen. Knapp 509 000 Gäste kamen in die Landeshauptstadt, 5,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 2,8 Prozent auf 1,17 Millionen. Die Verweildauer ist damit leicht gesunken und betrug im Schnitt 2,3 Tage. Zwar gab es etwas mehr ausländische Gäste als im Vorjahr, aber diese übernachteten weniger häufig in der Stadt.

Diese Zahlen stellte die Stadt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit verschiedenen touristischen Akteuren am gestrigen Donnerstag in Potsdam vor. Die Bilanz präsentierte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Vorfeld der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), die kommenden Mittwoch in Berlin eröffnet wird. Dort wird auch die Stadt Potsdam präsent sein.

„Potsdam wird als lohnenswertes Reiseziel identifiziert“, so interpretiert Jakobs die Zahlen. Das vor einem Jahr eröffnete Museum Barberini sei dabei ein „zusätzlicher Magnet von internationalem Rang“. Allerdings, so Jakobs, könne man sich nicht auf die Steigerungsraten verlassen, denn Tourismus sei ein volatiler Markt. Deshalb sei es besonders wichtig, sich mit Themen wie der Digitalisierung zu beschäftigen. Auch dass sich die Touristen in der Stadt willkommen fühlen, sei wichtig. „Gott sei Dank haben wir hier nicht so eine komische Diskussion wie in Berlin, wo man sich über klappernde Rollkoffer aufregt“, sagte Jakobs.

„Potsdam – Insel großer Gedanken“ 

Um Potsdams touristische Anziehungskraft weiter auszubauen, hat die Stadt gemeinsam mit der 2016 angeheuerten Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG) ein Tourismuskonzept erarbeitet (PNN berichteten). Durch das Konzept solle die touristische Marke Potsdam gestärkt werden, erklärte PMSG- Chef Raimund Jennert. Als sogenannte Markenessenz wurde dafür „Potsdam – Insel großer Gedanken“ definiert. Passend zu Wasser und Kulturerbe gibt es nun auch eine Potsdam-Ente in den Touristeninformationen. Als Hauptzielgruppe identifiziert das Konzept „intellektuelle Kulturliebhaber“ und „qualitätsbewusste Entschleuniger“.

Diese Zielgruppe sollen auch verstärkte Kooperationen zwischen den Akteuren der Stadt ansprechen. So arbeiten etwa die Schlösserstiftung und das Museum Barberini verstärkt zusammen. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass es nun eine gegenseitige Ermäßigung gibt, wenn man beide besucht. Wer also das Neue Palais, Cecilienhof, Marmorpalais oder die Bildergalerie besichtigt, kann sein Ticket anschließend beim Barberini vorlegen und erhält 25 Prozent Rabatt – und anders herum. Das gilt für drei Tage. „Wir sehen das Barberini nicht als Konkurrenz, sondern als Stärkung des Standorts“, betonte der Sprecher der Schlösserstiftung, Heinz Buri. Das Kulturangebot der beiden sei komplementär.

Wichtige Anziehungspunkte und bedauerliche Ausfälle

Die Potsdamer Schlösser verzeichneten 2017 einen Zuwachs von fast 12 000 Besuchern im Vergleich zu 2016. Auch andere Attraktionen konnten Zuwächse verzeichnen, gerade jene in der unmittelbaren Nachbarschaft des Barberini am Alten Markt. So stieg etwa die Zahl der Besucher in der Nikolaikirche von 133 000 im Jahr 2016 auf 200 000 im Jahr 2017, Veranstaltungen ausgenommen. Auch das Potsdam Museum hatte rund 20 Prozent mehr Besucher.

Auch wenn Feste und Feierlichkeiten in Potsdam nicht der größte touristische Anziehungspunkt seien, so Jennert auf Nachfrage, seien diese doch wichtig für die Ausbildung der städtischen Identität. Als Beispiele nennt er das Hafenfest oder die Tanztage. Nun fallen in diesem Jahr gleich zwei traditionsreiche Feste aus, das Weberfest in Babelsberg und das Tulpenfest im Holländischen Viertel (PNN berichteten). „Wir bedauern das sehr“, betonte Jakobs. Aber Feste wie diese seien stark an die Persönlichkeit der Organisatoren gebunden. „Wenn wir das durch eine professionelle Organisation ersetzen, fällt ein Teil des Charmes weg“, so der Oberbürgermeister. Die Marketingleiterin der Stadt, Sigrid Sommer, zeigte sich aber optimistisch, dass das Tulpenfest künftig wieder stattfinden werde. Auch die Böhmischen Tage, die2018 statt des Weberfests organisiert werden, könnten sich ihrer Ansicht nach verstetigen. Um in Zukunft die Termine der Feste besser zu koordinieren, damit sie sich gegenseitig keine Konkurrenz machen, will Jennert sich für eine Abstimmung über ein Onlineprogramm einsetzen.

+++

Lesen Sie weiter:

Neue Feste und Formate im Jahr 2018

Zwar fallen 2018 zwei Feste in Potsdam weg, dafür kommen aber auch einige neue dazu. So wird es erstmals im russischen Museum Alexandrowka zusätzlich zum Apfelfest auch ein Apfelblütenfest geben. Vom 27. bis 30. April ist dort unter den Apfelbäumen im Garten des Museums ein kleiner Markt mit russischen Spezialitäten und Musik geplant. Auch einen Tanz in den Mai soll es geben. Eine 270 Meter lange, weiß gedeckte Picknicktafel soll am 23. Juni unter den Orangerie-Terrassen im Park Sanssouci aufgebaut werden. Ein riesiges Picknick mit königlicher Tafelmusik hat die Schlösserstiftung hier geplant.

Von 6. bis 8. Juli steht wieder das Stadtwerkefest im Neuen Lustgarten an. Parallel dazu plant die Stadt ein Geburtstagsfest. Am 8. Juli soll auf dem Alten Markt der 1025. Geburtstag von Potsdam gefeiert werden – laut Stadtmarketingleiterin Sigrid Sommer „nicht schrill und laut, aber schön“. Zum Jubiläum, das auch das Motto der Jahreskampagne ist, gibt es neben der Ausstellung am roten Bauzaun um die ehemalige Fachhochschule das ganze Jahr über Veranstaltungen. Diese beschäftigen sich mit den „Wegmarken Potsdamer Demokratie“. Die Schlössernacht am 17. und 18. August ist nicht neu, wird aber etwas anders ablaufen. Das Vorabendkonzert fällt weg, da es nicht wirtschaftlich sei, so Schlösserstiftungssprecher Heinz Buri. Auch wird die Fläche kleiner, dafür aber dichter bespielt. Das Motto dieses Jahr: Extravaganz. Zwar kein Fest, aber ein neues Format soll am 21. September mehr Potsdamer oder Touristen an den Neuen Markt locken.

„Hinter den Kulissen“ heißt das Angebot, bei dem sich die Anlieger wie die Wissenschaftseinrichtungen jeweils in Kurzführungen präsentieren.

Die Stadtführung durch Potsdams Mitte, die bei den ersten Ausgaben seit Januar immer ausgebucht war, soll es von nun an monatlich geben, parallel zu Führungen durch die Stadtteile. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false