zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Was der König alles kann

Warum Jana Haase von Fritz-Müdigkeit kuriert ist

Haben wir jetzt nicht eigentlich genug? Genug vom Alten Fritz. Ein fast zweiwöchiger Geburtstagsmarathon hat am Dienstag, dem Tag, an dem sich die Geburt des Preußenkönigs zum 300. Mal jährte, seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Aber wer vorher schon eine gewisse Fritz-Müdigkeit entwickelt hatte, hat sich spätestens an diesem Geburtstagsabend in Potsdam wieder davon erholt: Unverbissen, erfrischend und kurzweilig war dieser Abend rund um den Nikolaisaal, es gab nachdenkliche, witzige und ausgelassene Momente – ein geglücktes Fest. Und der gelungene Auftakt zu einem Themenjahr, auf dessen weitere Erkundungen in Sachen Friedrich man nun gespannt sein kann. Wer vorher befürchtet hatte, dass Friedrich II. mit einer distanzlosen Jubelfeier gehuldigt werden würde, sah sich eines Besseren belehrt.

Und noch etwas hat überrascht in dieser Woche. Das nationale und internationale Echo auf das Friedrich-Jubiläum: Es gibt bekanntlich viele Themen, die die Potsdamer heftig bewegen, vielleicht sogar zu viele, wie mancher insgeheim stöhnt. Aber es gibt kaum eines, mit dem die Landeshauptstadt überregional mehr Schlagzeilen macht als mit dem Preußenkönig. Gleich zweimal berichtete die altehrwürdige „New York Times“ in diesen Tagen aus der brandenburgischen Landeshauptstadt und rieb sich verwundert die Augen darüber, wie sich Potsdam nach Jahren „auf der dunklen Seite des Eisernen Vorhangs“ in aller Stille zum Schmuckstück gemausert hat.

Im Friedrich-Jahr ist der Blick über den Horizont erlaubt und erwünscht – auch für die Potsdamer: Man wird den umstrittenen Preußenkönig nicht auf einen Aspekt festlegen können. Nicht auf die unmenschlichen Kriege, die er geführt hat, nicht auf seine schöngeistigen Ambitionen oder sein Verhältnis zum anderen Geschlecht. All diese Fragen gehören dazu, aber Friedrich kann mehr: Man lernt die Deutschen kennen, wenn man nachvollzieht, wie sie über den König mit dem Kutscherdeutsch dachten – so sagte es der Autor Jens Bisky beim Potsdamer Neujahrsempfang.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false