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Das WAR’S: Warten auf Clooney

Clooney meldet sich nicht. Vor vier Wochen war ich bei ihm und habe für eine Filmrolle vorgesprochen.

Clooney meldet sich nicht. Vor vier Wochen war ich bei ihm und habe für eine Filmrolle vorgesprochen. Also, ich hätte vorgesprochen, wenn es verlangt worden wäre. Aber ich wurde nur fotografiert und war mir sicher, dass das reicht. George Clooney will in Babelsberg einen Kriegsfilm drehen und braucht dafür deutsche Männer. Hager sollen sie sein, weil sie kaputte deutsche Soldaten darstellen sollen. Die perfekte Rolle für mich. Hager – das passt. Früher in der Schule nannten sie mich Skeletti.

Schon vor zwei Wochen wollte Clooney mir Bescheid geben. Letzte Woche habe ich angerufen, weil ich wissen wollte, ob ich meine Mailadresse und die Handynummer richtig angegeben habe. So ein Zahlendreher ist ja schnell mal passiert, habe ich gesagt. Die Dame in dem Büro, das angeblich die ganzen Castingfotos auswertet, meinte, dass sie meine Kontaktdaten jetzt nicht raussuchen könne. Aber wenn mein Foto auffällt, werden sie sich ganz sicher melden. Und im Übrigen sei George Clooney nicht unter dieser Nummer zu erreichen. Ich habe der Dame noch erzählt, dass ich jetzt noch ein bisschen kaputter aussehe, weil ich in den letzten Tagen viel gearbeitet hätte. Das sollte beachtet werden, wenn sie mein Foto betrachten.

Wenn sich bis Ende Februar nichts tut, bin ich raus aus der Filmnummer. Schließlich gibt es noch andere Rollen zu besetzen. Platzeck sucht noch immer einen Brigadeleiter für den Flughafen in Schönefeld. So genau weiß ich nicht, was zu tun ist, aber ich habe durchaus Erfahrung: Ich bin schon viel geflogen und zu Hause über meinem Herd hängt eine Dunstabzugshaube, die im Prinzip bestimmt genauso funktioniert wie die Entrauchungsanlage eines Flughafens. Mein Geschirrspüler ist von Bosch und meine Waschmaschine von Siemens – beide kann ich sehr gut bedienen und sie funktionieren technisch einwandfrei. Also!

Oder Papst! Die Stelle wird ja auch frei. Neulich erst hat mir ein Priester fast eine Stunde lang am Telefon erklärt, dass eine katholische Knabenschule in Potsdam nichts Schlimmes sei. Nun ja. Aber als er mir erzäht hat, dass Katholiken gerne lachen, sah ich mich passend im Bewerberprofil.

Gestern hat mir ein Kollege gesagt, er habe den Eindruck, man würde ein „PNN-Grau“ als Gesichtfarbe bekommen und dass ich aufpassen solle. Hager und grau! Das ist Clooneys letzte Chance.

Unser Autor ist freier Journalist und arbeitet als Lauf- und Fitnesstrainer. Er lebt in Potsdam.

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