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Landeshauptstadt: Wahlparty mit bitterem Drink

Vor allem über die starke Linke ärgerte sich die Potsdamer CDU gestern

Innenstadt - Zehn Sekunden vor der ersten Hochrechnung aus Hessen nahm der Brandenburger CDU-Landesvorsitzende Ulrich Junghanns noch einen kräftigen Schluck aus seinem Bierglas – danach kam die Ernüchterung. In der Hochrechnung hatte seine Partei sogar die Mehrheit an die SPD abgegeben. Ein Umstand, bei dem selbst der sonst übliche Anstandsbeifall auf solchen Wahl-Partys, wie sie gestern Abend von der Jungen Union auf die Beine gestellt worden ist, ausgeblieben ist. Etwa 36 Prozent der Hessen haben schwarz gewählt – was für die Potsdamer CDU im bevorstehenden Kommunalwahlkampf ein Traumergebnis wäre, ist für die CDU in Hessen ein Desaster.

Etwa 50 CDU-Mitglieder und Sympathisanten hatten sich zur Wahlparty eingefunden. Von den aktuellen Stadtverordneten schaffte es nur Wolfgang Cornelius in die erste Etage des Café Heiders. Selbst Fraktionschef Michael Schröder oder der Kreischef Wieland Niekisch (krank) fehlten. Dafür zeigten sich einige potenzielle CDU-Stadtverordnete, die neben den zerstrittenen Leitfiguren Wieland Niekisch und Michael Schröder in den Kommunalwahlkampf ziehen wollen. So beispielsweise Hans-Wilhelm Dünn, der Chef der Jungen Union. Er steht auf Listenplatz 1 im Ortsverband Babelsberg, von wo aus in den vergangenen Monaten sowohl Steeven Bretz als auch Niekisch in andere Ortsvereine gewechselt sind. Er ist der persönliche Referent von Junghanns und will den Potsdamern die Themen deutlicher rüberbringen. Dass in Hessen vor allem die jungen Wähler von der CDU zur SPD gewechselt sind, wie es erste Analysen gezeigt haben, stimmt ihn nachdenklich. „Jungwähler wählen generell weniger konservativ“, sagte er. Dass es ein solches Ende nehmen würde, hatte er nicht erwartet. Noch mehr als das eigenen Abschneiden in Hessen ärgerte die Mitglieder der Jungen Union die Linke, die vermutlich erstmalig in beiden Landtagen Einzug gehalten hat. „Das Ergebnis ist zum Betrinken“, sagte einer der JU-ler. Aber da er derzeit nichts trinke, gehe er jetzt – für ihn war die Wahlparty bereits 18.05 Uhr beendet. Und Junghanns? Den ersten Interviewwunsch des rbb lehnte er noch ab. Er wolle erst noch die zweite Hochrechnung abwarten, dafür wurde der Fernsehsender gewechselt. Das half zumindest ein wenig, denn das ZDF sagte zu diesem Zeitpunkt in Hessen 1,5 Prozentpunkte mehr voraus als die ARD. Und symbolisch für den Wahlausgang in Hessen blieb die CDU an diesem Abend beim Zweiten.

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