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Von Jan Kixmüller: Waffengang außer Kontrolle Ein möglicher Iran-Krieg aus Sicht der Politologie

Jetzt hängt alles von Obama ab. Während die USA, Israels engster Verbündeter, vor der Amtseinführung des künftigen Präsidenten Barack Obama derzeit die diplomatische Bühne weitgehend Europa zu überlassen scheinen, sind die Erwartungen an den neuen US-Präsidenten nach dem 20.

Jetzt hängt alles von Obama ab. Während die USA, Israels engster Verbündeter, vor der Amtseinführung des künftigen Präsidenten Barack Obama derzeit die diplomatische Bühne weitgehend Europa zu überlassen scheinen, sind die Erwartungen an den neuen US-Präsidenten nach dem 20. Januar enorm groß. Israel demonstriert mit seiner Bodenoffensive derzeit seinen Feinden Entschlossenheit und Stärke. Eine Botschaft, die sich auch an den Iran richtet, gilt die Hamas doch als verlängerter Arm Teherans. Doch welchen Kurs wird Obama einschlagen, wird er am Ende gar gegenüber Iran eine neue Politik beginnen und sich mit Teheran an einen Tisch setzen – ohne Israel?

Im nun 64. Heft der an der Universität Potsdam erscheinenden Zeitschrift für internationale Politik „Welttrends“ erklärt der Politologe Ali Fathollah-Nejad solche Befürchtungen Israels für unbegründet. In seinem Beitrag über die aktuelle Haltung in den USA zum Iran schreibt das Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Campaign against Sanctions and Military Intervention in Iran (CASMII), dass die eher liberale jüdisch-amerikanische Community im Gegensatz zur konservativen Israel-Lobby eine pro-Iran-Haltung im Sinne eines Verständigungskurses mit Teheran sogar begrüßen würde. Denn ein solcher Weg könnte durchaus zugunsten Israels ausfallen. Die amerikanischen Juden sind laut Fathollah-Nejad eher gegen einen Iran-Krieg. Womit sie nicht alleine sind, nach der Analyse des Politologen ist man sich in den USA weitgehend darüber einig, dass ein Waffengang gegen den Iran unkontrollierbare Folgen hätte, auch wegen einer weltwirtschaftlichen Krise, die durch einen rasanten Ölpreis-Anstieg im Kriegsfall ausgelöst würde.

In dem Beitrag kommt der Autor, der selbst aus dem Lager der Kriegsgegner stammt, allerdings nur schwerlich zu einem klaren Bild, was Obamas Haltung anbelangt. Dessen Anschmiegekurs gegenüber der neokonservativen Israel-Lobby und sein harscher Ton gegenüber Teheran während des Wahlkampfes hätte vornehmlich das Ziel gehabt, bei den jüdischen Amerikanern zu punkten. Doch Obamas Haltung sei ambivalent. Seine mehrfachen Positionswechsel zur Nahost- und Mittelostpolitik seien in Beobachterkreise als „bedauernswert und beunruhigend“ aufgenommen worden.

Den Hintergrund eines möglichen Waffengangs der USA gegen den Iran macht der Fathollah-Nejad allerdings nicht vornehmlich im Atomprogramm des Irans aus, sondern sieht die Aggression auf Seiten der USA und Europas. Er schreibt von einer „unheilvollen neokolonialen Hybris“. Im Zentrum einer solchen Kampagne stehe das Schüren von Angst vor einem „angeblich aggressiv-irrationalen“ Iran. „Diese Kampagnen halten in ihrem manipulativen und diffamierenden Eifer dem Vergleich mit der Realität, wie sie auch in vielen jüdischen Kreisen gesehen wird, auf Dauer schwerlich stand“, schreibt Fathollah-Nejad. Eine recht gewagte und streitbare These, klammert sie doch die gegen Israel gerichteten aggressiven Töne der vergangenen Jahre aus Teheran völlig aus.

WeltTrends Zeitschrift für internationale Politik, Nr. 63, November/Dezember 2008, 144 S., Preis: 8 Euro, Heft-Thema: Geopolitik Ost; www.welttrends.de.

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