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Sport: Wachablösung in den Kiebitzbergen

Christoph Pfingsten ist neuer Deutscher Radcrossmeister. Bei den Frauen setzte sich erwartungsgemäß Hanka Kupfernagel durch

Am Ende flossen die Tränen. Bei dem einen aus Freude, bei dem anderen aus Erschöpfung und ein wenig auch aus Enttäuschung. Bei den Deutschen Radcross- Meisterschaften musste Philipp Walsleben in den heimischen Kleinmachnower Kiebitzbergen gestern seinen Titel abgeben – und dies ausgerechnet an seinen Dauerrivalen Christoph Pfingsten. In einem äußerst spannenden Rennen auf aufgeweichtem Boden und sehr glatten Passagen boten sich die beiden phasenweise ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Pfingsten schließlich für sich entschied.

„Ich bin überglücklich, es diesmal endlich geschafft zu haben“, sagte der strahlende Sieger, der an der Strecke von zahlreichen Fans, seiner Familie und Freunden angefeuert wurde. „Das war ein Rennen wie in Trance.“ Von Beginn an hatte der gebürtige Stahnsdorfer, der inzwischen für das niederländische Equipe Cyclingteam De Rijke in die Pedalen tritt, die Führung übernommen und dem Rennen seinen Stempel aufgedrückt. Walsleben – seit zwei Jahren für den belgischen Rennstall BKCP Powerplus aktiv – hielt sich in seinem Heimatort zwar stets auf geringem Abstand zu seinem Rivalen, konnte aber nie ganz aufschließen.

„Wir sind beide auf Anschlag gefahren und ich meine, dass ich nichts falsch gemacht habe“, sagte der entthronte Meister nach dem Zieleinlauf. Und er war sichtlich mitgenommen. Die lange Viruserkrankung hatte allem Anschein nach ihre Auswirkungen gezeigt: „Das war das härteste Rennen, das ich je gefahren bin“, gestand der 24-Jährige, dessen Teamkollege Marcel Meisen auf den dritten Platz kam. Einen Podestplatz hatte sich auch Walslebens Bruder Max vorgenommen. Im Rennen der U 23 kam er am Samstag jedoch nur auf den achten Platz.

Den Sieg gönnte Philipp Walsleben Pfingsten indes. Beide verbindet schließlich auch einiges. Sie wurden in der selben Klinik mit nur einem Tag Unterschied geboren, begannen zusammen in der Grundschule beim RC Kleinmachnow mit dem Radrennsport und sind nun Profis.

Nicht so überraschend wie bei den Männern ging es bei den Frauen zu: Dort machte Hanka Kupfernagel klar das Rennen vor Trixi Worrack aus Cottbus und Sabrina Schweizer aus Bayern. „Das war allerdings nicht abzusehen“, sagte die Titelverteidigerin und dreifache Weltmeisterin. „Wegen einer langen Erkältung musste ich drei Rennen absagen, am 26. Dezember war ich zum letzten Mal bei einem Wettkampf. Ich hatte die falschen Reifen aufgezogen und in der ersten Runde nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft. Umso mehr freue ich mich über den Titel.“ Ein oder zwei Jahre wolle sie dem Cross noch treu bleiben und sich dann womöglich nur noch auf die Straßenrennen konzentrieren. Ob sie an der Cross-WM in diesem Jahr teilnimmt, will sie in den nächsten Tagen entscheiden.

Die Deutschen Meisterschaften waren sowohl ein sportliches Highlight und ein Aushängeschild für den Radsport – allerdings auch eine organisatorische Meisterleistung des RC Kleinmachnow, der die Titelkämpfe bereits zum dritten Mal ausführen durfte und alles bestens organisiert hatte. „Da muss man dem Verein einfach ein großes Lob aussprechen“, befand auch Malte Urban, der Deutsche Meister von 2008. Und so ist es nicht ausgeschlossen, wenn die nationalen Titelkämpfe irgendwann noch einmal in Kleinmachnow ausgetragen werden.

Henner Mallwitz

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