zum Hauptinhalt

Homepage: Vier Tage süchtig sehen

In Potsdam startete am Mittwochabend das 43. Internationale Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF)

Auch in diesem Jahr haben wieder mehr als 1000 Beiträge das Internationale Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ erreicht. An Mittwochabend startete in Babelsberg das Programm, das Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF) zum 43. Mal organisieren. Es bietet jungen Filmemachern die Chance, ihre Werke vorzustellen und sich auszutauschen. Das Festival ist eine Plattform vom Nachwuchs für den Nachwuchs. Seit mehr als 40 Jahren funktioniert das mit dem Engagement von Studenten an der Potsdamer Filmhochschule. In diesem Jahr werden Projekte aus 21 Ländern gezeigt, teilte Sprecherin Antonia Nooke mit. Neben Studenten aus ganz Europa seien Filmemacher aus entlegeneren Ländern wie Argentinien, Indien, Israel und Mexiko dabei. Unter dem Motto „Transit“ präsentiert sich das Festival (30.4 - 4.5.) an fünf Tagen - und damit zwei Tage weniger als bislang - in Potsdam. „Wir wollten es etwas kompakter gestalten“, erklärte Nooke. Das Kinoprogramm wird begleitet von Workshops, Diskussionen und Konzerten. Seine Wurzeln hat das Festival in FDJ-Studentenfilmtagen der Hochschule, die 1972 gegründet wurden. Daran knüpften Studenten 1995 nach einer mehrjährigen Unterbrechung an und gründeten das heutige Festival 92 Filmen sind ab heute auf den „Sehsüchten“ zu sehen. 43 Studierende der HFF haben an der Verwirklichung des 43. Internationalen Studentenfilmfestivals mitgewirkt, das im Rotorkino auf dem Studiogelände Babelsberg und in der nahe gelegenen Filmhochschule stattfindet. Das Festival gilt als Größtes seiner Art in Europa. Auch 2014 will man wieder rund 7000 Besucher anziehen. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf Grenzüberschreitungen, sagte Programmmacherin Ann-Fleur Praetorius. „Transit“ heißt der Filmblock, es werden Landesgrenzen von Flüchtlingen überschritten, Geschlechtermerkmale gewandelt und die Grenzen zwischen den Filmgenres verwischt. Das Wandelbare, das sich Wandelnde wird hier zum Objekt der Betrachtung. Zu den Jury-Mitgliedern des Festival gehört Ex-„Tatort“-Kommissar Dominic Raacke. war vor allem davon überrascht, welche große Bedeutung das Thema Alter in den Nachwuchsfilmen hat. „Das hatte ich nicht erwartet, ich dachte, dass die jungen Filmemacher sich stärker mit ihrer eigenen Welt beschäftigen“, sagte der 55-Jährige Schauspieler, der selbst in jugendlichen Klamotten erschienen war. Die Bedeutung des Festivals hob Alexander Wadouh hervor, der Produzent des Vorjahres-Gewinnerfilms „Oh Boy“. Wadouh gehört in diesem Jahr der Jury für den Produzentenpreis an. Durch solche Auszeichnungen werde die Arbeit der Filmemacher erst richtig sichtbar, sagte der 34-Jährige. Dass der junge Film immer auch wieder andere Perspektiven und einen neuen, oft ungewohnten Blick auf die Welt erlaubt, zeigt zur Eröffnung unter anderem der israelische Filmemacher Assaf Machnes in seinem Film „Auschwitz On My Mind“. Ein Spielfilm über den Besuch von israelischen Schulklassen in den Gedenkstätten der NS-Konzentrationslager in Polen. Für den 17-jährigen Roy bedeutet Auschwitz etwas ganz anderes als für seine Vorfahren, die einst der Mordmaschinerie noch einmal entkommen waren. Das Grauenhafte dieser Orte ist nur die Oberfläche, die Dinge, die Lehrer und Zeitzeugen den Jugendlichen erzählen. Für Roy ist Polen hingegen der Ort, an dem ihn die erste Liebe übermannt. Und Auschwitz wird zu dem Ort, an dem er mit seiner Angebeteten das erste mal Sex haben will. So zumindest eine makaber anmutende Wette der jungen Männer. Doch die finden das gar nicht pietätlos – im Gegenteil, so bringe man Leben dahin, wo einst der Tod regierte. Dass es am Ende doch gar nicht so weit kommt, spielt dann keine große Rolle mehr. Das Symbolische an dieser pubertären Schnapsidee ist es, was den Film ausmacht. Denn es ist ein Einfall, der für Überlebende des Holocausts undenkbar gewesen wäre. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false