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FORTUNAS Fazit: Viele Geheimnisse

Die Woche begann mit einer schier unglaublichen Nachricht: Der Bürgerbahnhof ist tatsächlich offen. Nun, zumindest gibt es ein Café und damit etwas Leben auf Potsdams längster Baustelle.

Von Peer Straube

Die Woche begann mit einer schier unglaublichen Nachricht: Der Bürgerbahnhof ist tatsächlich offen. Nun, zumindest gibt es ein Café und damit etwas Leben auf Potsdams längster Baustelle. Sieben Jahre nach dem ersten Eröffnungsversprechen von Eigentümer Josef Laggner können Studenten, Pendler und Touristen endlich zumindest einen Kaffee in Potsdams ältestem Bahnhofsgebäude trinken oder ein Stück Kuchen essen. Im Herbst soll dann auch der Restaurantbetrieb folgen. Warum das an einem stark frequentierten Standort, noch dazu im gastronomischen Niemandsland, so lange gedauert hat, wird wohl das Geheimnis des Investors bleiben.

Apropos Geheimnis: Ein solches macht die Stadtwerke-Tochter EWP offenbar gern aus Problemen mit dem Trinkwasser. Ob es nun – wie kürzlich – um das Auftreten coliformer Bakterien oder – in dieser Woche – um braune Verfärbungen geht, die aus dem Wasserhahn der blu-Nachbarn kommen: Stets ist das kommunale Unternehmen in seiner Informationspolitik eher in der Defensive, als in der Offensive. Mögen all die aufgetretenen Eintrübungen auch unterhalb von Grenzwerten liegen und gesundheitlich unbedenklich sein – ein unangenehmes Geschmäckle bleibt. Unwillkürlich fühlt man sich an einen Fall von 2011 erinnert, als plötzlich im Babelsberger Trinkwasser gesundheitsgefährdende Keime auftraten. Schuld war am Ende ein toter Maulwurf in einem Hochbehälter, wie sich herausstellte. Auch damals war die EWP nicht eben forsch mit der Veröffentlichung von Informationen gewesen.

Weitaus schlimmere Informationen gab es jetzt vom Land auf eine Anfrage der AfD: Binnen zwei Jahren hat sich die Zahl der Messer-Attacken in Potsdam verdreifacht. Obwohl noch immer die meisten Tatverdächtigen Deutsche sind, steigt auch die Zahl jener ohne deutschen Pass. Potsdams CDU-Kreischef Steeven Bretz führte das auf eine „zunehmende Verrohung“ der Gesellschaft zurück, ganz Unrecht dürfte er damit wohl nicht haben. Um etwaige Trends wirklich beurteilen zu können, bedarf es aber erst einmal einer bundesweit einheitlichen Erfassung. Schlimm genug, dass es die bislang nicht gibt. Zumindest wird jetzt aber auf Länderebene darüber diskutiert.

Viel Diskussionsstoff dürfte auch der Ausfall von zwei der drei Veranstaltungen des Potsdamer Dreiklangs bieten, nämlich der Kunst-Genuss-Tour und der Jazztage. Dass es in diesem Jahr erstmals im zwölfjährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe nur noch den Tag des offenen Denkmals gibt, liegt am fehlenden Personal im Bereich Kultur und Museum. Das ist äußerst misslich, bot das Konstrukt aus drei verschiedenen Veranstaltungen doch gerade kleineren Galerien und Ateliers die Möglichkeit, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren. Dieser Ausfall ist eine erste ganz praktische Auswirkung des Personalmangels im Rathaus, der sich in den nächsten Jahren noch dramatisch verschärfen dürfte. Rund 330 Verwaltungsangestellte gehen bis 2025 in den Ruhestand. Wer also ein dringendes Anliegen hat, sollte es lieber heute als morgen erledigen. Der Bürgerservice hat heute ab 8 Uhr geöffnet.

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