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Landeshauptstadt: Vertrauen aufbauen

Streetworker betreuen wohnungslose Potsdamer

Um 58 Menschen kümmern sich die beiden Streetworkerinnen von „Creso“ derzeit in Potsdam. Das Sozialprojekt hatte im Jahr 2010 von der Stadt den Auftrag bekommen, die in Potsdam lebenden Männer und Frauen über 27 Jahren zu betreuen, die obdachlos sind oder von Obdachlosigkeit bedroht. Im Sozialausschuss berichteten sie am Dienstagabend über ihre Arbeit. Bis November läuft der Auftrag. Der Sozialausschuss möchte sich nun dafür einsetzen, den Auftrag zu verlängern. „Wir versuchen, das im August in Angriff zu nehmen“, sagte die Ausschussvorsitzende Jana Schulze.

Aufsuchende Sozialarbeit heißt das Konzept, nach dem „Creso“ – das steht für „creative Sozialarbeit“ – vorgeht. Die Streetworkerinnen Maria Neubauer und Katharina Ermen-Bausch sind an vier Tagen in der Woche jeweils vier Stunden in Potsdam unterwegs. Sie suchen Orte auf, an denen sich Obdachlose tagsüber aufhalten. Der Bahnhof und seine Umgebung zähle dazu sowie der Johannes-Kepler-Platz und der Ernst-Busch-Platz, so Neubauer. Erstmal komme es darauf an, ins Gespräch zu kommen. „Viele der Leute sind sind sehr zurückgezogen“, sagte Neubauer. Hilfsangebote werden schnell als Bevormundung abgelehnt.

„Creso“ hatte zunächst den Auftrag, das Problem der Wohnungslosigkeit in Potsdam zu erfassen. Außerdem sollten auch Hilfsangebote gemacht werden. Wohnungslosigkeit habe verschiedene Facetten, so Neubauer: „Offen Wohnungslose ziehen sich in den Wintermonaten oft nach Berlin zurück, weil sie dort mehr Anschluss finden.“ Außerdem sei die Anzahl der Betroffenen schwierig zu ermitteln, weil die Streetworker Abrisshäuser auf privatem Gelände nicht betreten dürfen. Schlafplätze von Obdachlosen bleiben so von ihnen unentdeckt. Neben diesen Menschen gebe es eine größere Gruppe der verdeckten Wohnungslosen, die zum Schlafen bei Freunden unterkommen, den Tag aber überwiegend auf der Straße verbringen.

Die meisten Betroffenen seien Männer ab 40 Jahren aufwärts. Im November zählten die Streetworkerinnen zehn wohnungslose Frauen in Potsdam. „Da die Gruppen von Außenstehenden abgeschottet sind, fehlen ihnen Informationen“, so Neubauer. Oder sie trauen sich aus Scham nicht, beispielsweise die Suppenküche auf dem Grundstück der Stadtverwaltung aufzusuchen. Das versuchen die Streetworkerinnen durch ihre fortgesetzten Besuche zu ändern und Vertrauen aufzubauen. Außerdem haben sie im Winter eine Kanne heißen Tee dabei.

Probleme mache die Verständigung mit den meist Polnisch sprechenden Verkäufern der Straßenzeitung. Außerdem fehle Kontakt zu Ärzten, die Obdachlose behandeln, ohne nach der Krankenversicherungskarte zu fragen. M. Zschieck

M. Zschieck

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