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Sport: Versuchsballon

Weitgereiste Asse fühlen sich in Potsdam wohl

Über der Havel schwebt ein Versuchsballon in Grün, Rot, Blau, Schwarz und Gelb – allerdings nur ein symbolischer. Die Schwimmer Südafrikas, deren Nationalflagge die genannten Farben beinhaltet, trainiert seit vergangener Woche im Potsdamer Luftschiffhafen. Und Dirk Lange, einst erfolgreicher Trainer in Hamburg und seit vergangenem Jahr als „National Coaching Director“ in Südafrika tätig, erklärt dazu: „Wir brauchen in Europa einen verlässlichen Partner für Trainingslager wie jetzt, und das hier in Potsdam ist daher auch ein Versuchsballon.“

Bislang gilt der Versuch am Ufer des Templiner Sees als gelungen, denn Lange bestätigt: „Mit Jörg Hoffmann an unserer Seite sehen wir uns in unserer Entscheidung bestätigt.“ Potsdams Schwimm-Idol und der Neu-Südafrikaner schätzen sich seit langem. Sie kennen sich gut, seit „Hoffi“ 1994 ein Weilchen in Hamburg trainierte; später arbeiteten beide immer wieder punktuell zusammen. Heute sagt Dirk Lange: „Wäre Jörg Hoffmann nicht hier, wären wir auch nicht hier. Ich bin mit ihm befreundet und halte große Stücke auf ihn.“ Als eine angestrebte Kooperation des südafrikanischen mit dem Deutschen Schwimmverband nicht zustande kam, nahmen die beiden alten Kumpel Kontakt auf. „Peter Wichert, der Präsident des Brandenburger Landesverbandes, hat sich sehr engagiert, so dass wir hier sowohl im Luftschiffhafen als auch im Hotel perfekte Bedingungen haben“, schwärmt der 42-jährige Ex-Hamburger. der einst an der Alster zehn Jahre lang unter anderem Sandra Völker trainierte. „Wir können beispielsweise die Gegenstromanlage und für Starts und Wenden die Videoanalysen nutzen, wir dürfen auch in die Leichtathletik-Halle – es könnte nicht besser sein.“

Die Schwimm-Asse vom Kap der guten Hoffnung – derzeit Dritte der Weltrangliste hinter den USA und Australien – hatten sich um eine geeignete Stätte auf dem alten Kontinent bemüht, „weil wir Teams zu den Weltcups hier schicken müssen“, erläuterte Lange. „Potsdam ist jetzt unsere europäische Basis sowohl für die Weltcups als auch für Privatmeetings. Das ist unsere neue, moderne Sichtweise: Wir nutzen Potsdam, um von hier aus Wettkämpfe zu besetzen.“ Einzelne Schwimmer fliegen von der Havel aus zu internationalen Konkurrenzen, kommen zum Training zurück, nehmen am Wochenende am arena-Weltcup in Berlin teil und trainieren anschließend noch eine Woche in Potsdam. „Wir bauen die Wettkämpfe in die wissenschaftliche Arbeit um die hiesige Gegenstromanlage herum ein“, so Lange.

Die Kurzbahn-Weltcup-Rennen in Stockholm, Berlin und Moskau wollen die Südafrikaner aus dem vollen Training heraus bestreiten, denn: „Wir nutzen den Weltcup im Prinzip nur als Test“, meint Lange. „Wir sind mitten in unserer Vorbereitung auf die Commonwealth-Games im März in Melbourne, wo wir auf die Australier treffen werden. Das ist für Südafrika der wichtigste Wettbewerb gleich nach Olympia, wichtiger noch als Weltmeisterschaften. Wir haben beispielsweise 2005 nur zwei Drittel des Nationalteams zu den WM mitgenommen, hier sind wir jetzt – auch das ist neu – mit allen Leuten.“

Und die fühlen sich an der Havel wohl. „Selbst Ryk Neethling als Olympiasieger schwärmt von den Trainingsbedingungen hier“, erzählt Lange. „Ich spreche auch für meine Trainerkollegen, wenn ich sage, dass wir sehr beeindruckt sind. Wir fühlen uns hier so wohl wie die Australier in Sindelfingen und werden gern wieder herkommen.“ Der (symbolische) Versuchsballon platzt also nicht.

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