zum Hauptinhalt
Insgesamt dokumentieren 53 Bilder auf 30 Tafeln in den Bahnhofspassagen die Veränderungen Potsdams seit 1944.

© Andreas Klaer

Potsdam vor und nach dem Krieg: Vergangenheit trifft Gegenwart

Eine neue Fotoausstellung in den Bahnhofspassagen zeigt bewegende Motive: Zu sehen sind ein unzerstörtes Potsdam vor dem Krieg und zertrümmerte Gebäude nach dem Krieg. Und wie die Orte heute aussehen.

Potsdam - Vor dem Zweiten Weltkrieg galt Potsdam als „Venedig des Nordens“, dann kam die Bombennacht zum 14. April 1945 und ließ kaum etwas von der Pracht der Preußen-Residenz an der Havel übrig. Heute wird sich dem alten Stadtbild teilweise wieder angenähert. Diesen Bogen schlägt auch eine Ausstellung mit Fotografien, die am Montag in den Bahnhofspassagen eröffnet wurde. Anlässlich des 70. Jubiläums der Befreiung und der Jahreskampagne „Potsdam bewegt“ ist sie bis zum 30. Mai zu sehen, der Titel: „Potsdam bewegt: Bewegende Momente“.

Die Idee zu der Schau stammt von Kommunikationsdesigner Burkhard Baese und Grafiker Manfred Hesener. „Als ich das Motto der Jahreskampagne 2015 hörte, dachte ich sofort an die Bilder von Manfred Heseners Vater, Karlheinz Hesener“, sagte Baese zur Eröffnung. Hobbyfotograf Karlheinz Hesener fotografierte kurz vor Kriegsende im Jahr 1944 ein noch fast unzerstörtes Potsdam. Im Frühsommer 1945 suchte Hesener die Orte erneut auf und hielt die Verwüstung fest. Da das Fotografieren der zertrümmerten Gebäude damals verboten war, versteckte sich Hesener mit seiner Kamera „Retina“ hinter Häuserwänden, um nicht von Rotarmisten ertappt zu werden.

Dokumentation des Wiederaufbaus

Von seiner Wahlheimat Potsdam zeigte sich der gebürtige Düsseldorfer Karlheinz Hesener Zeit seines Lebens fasziniert. „Wenn Besuch kam, hat er immer den Diaprojektor rausgeholt und die Fotos gezeigt“, erzählte Manfred Hesener. „Das waren ganz besondere Momente“, so der 70-Jährige. Die aktuellen Fotos aus dem Jahr 2014 stammen von Manfred Hesener. Sie zeigen die gleichen Motive 70 Jahre später.

„Die Hoffnung meines Vaters war es, dass seine Fotos einer größeren Öffentlichkeit gezeigt werden können, um die Schrecken des Krieges und die Chancen des Wiederaufbaus zu dokumentieren“, sagte Hesener. Dieser Wunsch ist nun durch die Ausstellung in den Bahnhofspassagen erfüllt worden. Sie zeigt 53 Potsdam-Motive auf 30 Tafeln. Die Bilder zeigen unter anderem den Alten Markt, die Glienicker Brücke und die Nikolaikirche, die jeweils in den drei genannten Jahren fotografiert worden sind.

Fotos sollen zum Nachdenken anregen

Bürgermeister und Kämmerer Burkhard Exner (SPD), der die Ausstellung am Montag eröffnete, sieht in den Fotos „bewegende Geschichten, die zum Nachdenken anregen“. Auch die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD) zeigte sich emotional berührt von den historischen Bildern, stellte aber auch die Fotos aus dem Jahr 2014 in den Fokus, um die aktuellen Entwicklungen in der Stadt anzusprechen. „Momentan ist in Potsdam ganz viel Bewegung. Wir haben einen hohen Zuzug und viele neue Gebäude entstehen“, sagte Wicklein. Doch gerade auf den zahlreichen Baustellen erinnern Munitions- oder Bombenfunde immer wieder an die Kriegsjahre und die Bombardierung. „Dann ist die Vergangenheit Potsdams, die in den Fotos rund um den 14. April 1945 dokumentiert ist, wieder ganz aktuell“, sagte Wicklein.

Besonders im Umfeld des Bahnhofs werden bei Bauarbeiten häufig Blindgänger gefunden, was bei der Bahnhofspassagen-Managerin Jana Strohbach zu großer Anspannung führt. Die Betrachtung der zerstörten Stadt löse bei ihr Gänsehaut aus. „Wir sollten uns alle dafür einsetzen, dass nie wieder solche Zeiten auf uns zukommen“, sagte Strohbach.

Svenja Morgener

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false