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Training im Luftschiffhafen. Turbine Potsdam, Deutscher Meister, profitiert ebenfalls von der Sportförderung der Stadt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Vereinssport ist Männersache

Stadt investiert Millionen in Sportanlagen / Mehr Männer als Frauen in Sportvereinen organisiert

Immer mehr Geld für den Sport: Wie aus dem nun veröffentlichten Sportförderbericht der Landeshauptstadt hervorgeht, sind die Ausgaben der Sportförderung von 2008 bis zum vergangenen Jahr um mehr als eine Million auf 6,3 Millionen Euro angestiegen. Eine weitere Erhöhung der Summe hat es in diesem Jahr gegeben: Durch den einmaligen Zuschuss an den SV Babelsberg 03 sowie die Übernahme der Reparaturkosten für das Flutlicht wird wohl erstmals die Sieben-Millionen-Euro-Marke bei der Sportförderung erreicht. Zudem werden weitere Millionenprojekte wie die neue Sporthalle im Luftschiffhafen und die Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions in den nächsten Wochen vollendet. Sportstadt Potsdam also?

Zahlreiche Erst- und Zweitligisten im Fußball, Handball, Volleyball, Wasserball, Judo und Triathlon spielen in der Landeshauptstadt. Doch es ist Unfrieden in die Sportwelt eingezogen. Die Affäre um Ex-Stadtwerkechef Peter Paffhausen, einer der größten Sponsoren für den Sport in der Stadt, sowie die Berichterstattung in den Medien hat potenzielle Sponsoren vorsichtig werden lassen. Und auch die Landesförderung aus dem Hauptstadtvertrag läuft Ende des Jahres aus – immerhin 200 000 Euro haben die Erst- und Zweitligavereine sowie Veranstalter überregional bedeutender Sportevents daraus erhalten. Geld, das sie für den Spielbetrieb benötigen. Erst unlängst haben sie in einer Pressekonferenz auf ihre Notlage aufmerksam gemacht. Wird die Förderung nicht beibehalten, müssen sie ihre Mannschaften aus dem Spitzensport zurückziehen. Nun wollen die Stadtverordneten am heutigen Mittwoch darüber diskutieren, wie sie den Vereinen helfen können. Die CDU hat gefordert, dass die Förderung durch die Stadt beibehalten werden soll. Auch die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) wollte sich für einen Rettungsschirm für die Vereine stark machen. Ein Finanztopf, aus dem die Vereine Geld erhalten.

Geht es um die Sportförderung, scheiden sich die Geister. Zu wenig, sagen die Sportler. Und immer wieder wird argumentiert, die Kultur bekomme viel mehr. Ein wohl unbestrittener Fakt. Allein das Hans-Otto-Theater hat den Etat eines Fußball-Zweitligisten – es wird allerdings mit mehr als elf Leuten und allabendlich in mehreren Arenen gespielt.

Die Förderung des Sports ist vor allem eine in die Infrastruktur. Allein der Luftschiffhafen kostet die stadteigene GmbH laut Förderbericht mehr als vier Millionen Euro im Jahr. Und auch für den Betrieb der Bäder zahlte Potsdam im Vorjahr knapp 1,4 Millionen Euro Zuschuss an die Stadtwerke – Tendenz steigend. Im nächsten Jahr wird die letzte der von den Stadtverordneten beschlossenen stufenweisen Zuschusserhöhung für die Bäderlandschaft GmbH erreicht. Dann zahlt die Stadt fast 1,6 Millionen Euro jährlich für die beiden Hallenbäder am Stern und am Brauhausberg sowie die Strandbäder Babelsberg und Templin.

Als größte Sportförderung nennen die Verwaltungsmitarbeiter immer wieder die kostenlose Nutzung der Sportstätten für die Vereine – einzig der Stadtsportbund überweist jährlich 50 000 Euro für die Nutzung der Anlagen. Während die Anzahl der Sportanlagen sich kaum verändert, verzeichnen die Vereine in den letzten Jahren regen Zuspruch. Aktuell haben sie 25 500 Mitglieder – das sind 2500 mehr als noch vor zwei Jahren und etwa 16 Prozent der Bevölkerung. Im Vergleich zu den anderen kreisfreien Städten des Landes steht Potsdam damit hinter Cottbus und Frankfurt/Oder auf Rang drei vor Brandenburg (Havel). Die aktuelle Statistik, die am heutigen Mittwoch den Stadtverordneten vorgestellt wird, verrät auch, dass Vereinssport Männersache ist. Nur 6,7 Prozent der Frauen sind in einem Sportverein – allerdings ist die Anzahl der Frauen im Verein im vergangenen Jahr am stärksten angestiegen.

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